Wird Volvo Penta jetzt wirklich elektrisch? Vor wenigen Tagen wurde der erste vollelektrische Motor mit IPS-Antrieb am Firmensitz in Göteborg vorgestellt. Sein Name: Volvo Penta IPS electric.
Das ist angesichts des zuvor betulichen Tempos des nordischen Motorenriesen in der Welt der Elektromobilität eine Sensation. Denn der bekannte schwenkbare IPS-Antrieb ist vor allem bei größeren Motoryachten und im Luxussegment im Einsatz – und eines der profiliertesten Antriebssysteme der Schweden.
Vor zwei Jahren hatte Volvo Penta erstmals einen serienreifen Hybrid-Elektroantrieb gemeinsam mit Beneteau vorgestellt. Er erhielt den Best of Boats Award bei der Boot & Fun Berlin in der Kategorie „Best for Future“. Hier wurde noch ein Dieselmotor mit einem Elektromotor als Hybrid zusammengefügt. Beim neuen IPS-System ist die Hauptmaschine rein elektrisch.
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Beim IPS-System zeigen die Propeller nach vorne, das Boot wird also gezogen, anstatt angeschoben zu werden. Bei der vollelektrischen Variante ist der Elektromotor direkt mit dem IPS-Antriebsstrang verbunden. Und zwar mit der üblichen Power: Doppel-, Dreifach- oder Vierfachkonfigurationen sind zu haben.

Damit gibt es jetzt auch die elektronische Schiffssteuerung EVC für Volvo-Stromer. Das umfasst solche Komfort-Preziosen wie Joystick-Steuerung, ein dynamisches Positionierungssystem (auch „virtueller Anker“ genannt), Autopilot und die Anlege-Assistenz, von der auf float noch zu lesen sein wird. Die Fahr-Modi sind „Pure Electric“, „Hybrid Electric“ und „Hybrid Fuel“, was eine einfache Bedienung am Steuer ermöglichen soll. Wie genau sich das anfühlt, wird unser Test zeigen.
Ab dem vierten Quartal 2025 will Volvo Penta zunächst den IPS 900E (bis zu 515 kW) auf den Markt bringen. Es folgen Modelle wie der IPS 650E (bis zu 374 kW). Das Ziel ist es, alle fünf Antriebsstränge von Volvo Pentas IPS-Reihe zu elektrifizieren. Diese bieten eine Leistung von 220 kW bis 1,1 Megawatt pro Antriebsstrang – skalierbar auf bis zu 4,5 mW für Vierfachinstallationen.
Ohne Treibstoff geht es nicht
Ganz ohne Treibstoff an Bord geht es nicht. Kräfte wie von Volvo Penta anvisiert lassen sich per Elektromotor nur mit Unterstützung der Stromerzeuger an Bord realisieren. Eingebaute Batteriebänke alleine reichen nicht aus, um die benötigte Energie für den Dauerbetrieb und längere Fahrt zu liefern.
Dafür braucht es sogenannte Gen-Sets, spezialisierte Generatoren, die geräuscharm den benötigten Strom erzeugen und an den Elektromotor weiterreichen. Volvo Penta bietet ein komplettes Sortiment an Marinegeneratoren mit fester und variabler Drehzahl, die als primäre Energiequelle oder zur Verlängerung der Batterielaufzeit dienen.

Die Kraftwerke versorgen auch die anderen Verbraucher an Bord. „Hotel loads“ werden diese Strombedarfe in der Branche genannt, vermutlich weil es hier meist um wenig naturnahe Dinge wie Klimaanlagen, Beleuchtung und anderen Komfort geht.
Plötzlich Player mit skalierbarem Ökosystem
Ganz neu ist dieses Prinzip nicht. Aber Volvo Penta fügt die Technologie jetzt in sein riesiges Ökosystem an Bootsmotoren, Antriebsvarianten und Peripherie ein. Damit sind die Schweden von einem Tag auf den anderen ein wichtiger Player bei elektrischen Boots- und Schiffsantrieben. Und das sowohl bei Freizeitbooten wie in der gewerblichen Schifffahrt.
Volvo Penta will nach eigener Aussage gemeinsam mit Partnern eine „vollständig integrierte elektrische Lösung“ anbieten, die skalierbar und standardisiert ist. Dabei gilt es, die elektrischen IPS-Antriebspakete mit dem Energiespeichersystem ESS, „potenziellen“ Marinegeneratoren, der Gleichstromnetzinfrastruktur und dem Energiemanagementsystem zu kombinieren. Eine wichtige Rolle könnte dabei die Tochterfirma ZEM spielen.
„Wir wollen eine Plug-and-Play-Lösung für den Elektroantrieb anbieten, die die Einzigartigkeit unserer Kernkompetenz bewahrt“, erklärt Anna Müller, Präsidentin von Volvo Penta, „aber auch so konzipiert ist, dass sie gemeinsam mit Drittanbietern skaliert werden kann.“ Das klingt nach einem offenen Konzept, und das ist immer gut.
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