Es passiert immer wieder: Mastbruch. Gerade hat es die Britin Pip Hare 800 Meilen südlich von Australien erwischt. Die 50-Jährige ist unverletzt, hat die Yacht gesichert und bereits ein Notrigg gestellt. Sie verkündete in einer emotionalen Videobotschaft den Ausstieg aus dem Rennen. Aber warum bricht ein Mast und wie funktioniert der One-Design-Wing-Mast auf einer Imoca überhaupt?
Nicht alle Imocas segeln den gleichen Mast. Ältere Yachten wie die NewEurope von Szabolcs Weöres, der voraussichtlich in Kapstadt das Rennen beenden muss, segelt noch nicht mit einem Wingmast und ohne Outrigger. Doch die meisten Yachten der Vendée-Globe-Flotte und besonders die Foiler-Boote sind mit Wingmasten unterwegs.
Bisher wurden die Einheitsmasten ausschließlich von Lorima in Lorient produziert, doch seit diesem Sommer gibt es mit dem Hersteller CDK auch einen zweiten Produzenten. Durch die Einführung des Onedesign-Masts sollten Standards gesetzt und Mastbrüche reduziert werden.
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… und offen lesbar für alle. Unterstütze uns jetzt als 💙 float friend, damit das so bleibt. Dein Beitrag macht float stark. Ich bin dabei!Doch immer noch sind Entmastungen in den Rennen zu beklagen. So fiel die Vendée-Globe-Teilnahme von Nicolas Troussel (Corum) im vergangenen Jahr einem Mastbruch zum Opfer. Auch Sébastien Simon, Sam Goodchild und Roman Attanasio erlitten in diesem und im letzten Jahr Mastbrüche. Wie kommt es dazu?
Die Konstruktion eines Imoca-Masts
Beim Imoca-Mast handelt es sich um einen drehbaren, profilierten Mast, der sich je nach Windeinfallswinkel, bis zu 35 Grad nach Backbord und Steuerbord drehen kann. Der Mast wirkt so als zusätzliche Segelfläche. Um diese Rotation zu ermöglichen, steht der Mast auf einer Kugel auf Deck.

Da bei einem drehbaren Mast normale Salinge nicht funktionieren, nutzt man bei den Imocas ausladende Outrigger – Decks-Salinge, die an der Mast-Basis an Deck angebracht, seitlich über das Boot hinausstehen und zum Bug und Heck verstagt sind. Von den Outriggern laufen die Wanten hoch in den Mast. Nach vorne wird der Mast durch ein dauerhaft angeschlagenes Kabel gesichert, an dem das Vorsegel Jib 2 gesetzt und aufgerollt wird. Nach achtern hat der Mast Backstagen.
Die Imoca-Klasse und der Masthersteller geben die entsprechenden Konstellationen vor, wie beispielsweise, bei welcher Segelkonfiguration der Deflektor genutzt werden soll. Sie raten, dass bei großen Vorsegeln auf dem Gennaker-Baum auch ein J3 gesetzt werden soll, um dem Mast mehr Stabilität zu geben.

Sowohl für das Großsegel als auch für die Vorsegel sind sogenannte Locks (Schlösser) im Mast integriert. Setzt man ein Segel, wird es direkt am Mast-Eintritt bzw. beim Großsegel in der Mastschiene gelockt. Dadurch ist das Fall nach erfolgreichem Einlocken ohne Last und es werden Stauchlasten und Kompressionen im Mast vermieden.
Ob und wie die Lasten auf den Imoca-Yachten überprüft werden, ist den einzelnen Teams überlassen. Das geht von keiner Lastmessung bis hin zu zahlreichen Lastmess-Sensoren. Sie befinden sich im Vorstags-Bolzen des Jib2-Kabels, in dem Bolzen des Jib3 unterhalb des Furlers, im Wasserstag des Gennakerbaums, in den D0-Wanten (vom Outrigger ins Schiff) sowie in den Backstagen.
Warum brechen Masten?
Abhängig vom Material der Masten (Holz, Kohlefaser oder Aluminium) unterscheidet sich die Art, wie sie brechen, erheblich. Während Holz- und Carbonmasten durch Überbelastung – oder mit dem bloßen Auge nicht erkennbaren Vorschäden – einfach abknicken, sieht man bei Alumasten meist frühzeitig Risse.
Trotz Beschädigungen kann ein Mast noch eine Weile stehen, bevor er abknickt. Aus diesem Grund werden bei Rennyachten Analysen von den wichtigen strukturellen Teilen mittels NDT-Scans (Non Destructive Testing) gemacht. Und: Selbstverständlich sollte man nach dem Entdecken von Schäden durch Reffen oder Segelbergen die Last aus dem Rigg nehmen und einen sicheren Hafen anlaufen.
Ursachen für einen Mastbruch gibt es viele: So kann es bereits beim Lagern und Kranen zu Beschädigungen kommen. Vor allem aber können beim Segeln vielfältige Schäden auftreten.
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