„Neuer Wein in alten Schläuchen“ könnte zur Losung wider die Klimakrise werden. Motoren mit Wasserstoffantrieb setzen auf der Benziner- und Dieseltechnik auf und sind ähnlich leistungsstark. Je weniger Schmierstoffe man im Betrieb verwendet, umso weniger Emissionen bleiben zurück. Jetzt gibt es eine Ankündigung in Sachen Wasserstoff-Motor von Deutz, dem Kölner Mutterkonzern des Electric-Boating-Pioniers Torqeedo.
Ein Allheilmittel ist Wasserstoff nicht. Die Herausforderung: Die Speicherung verlangt spezielle diffusionsresistente Tanks, und der Wasserstoff selbst muss mit Hilfe von Strom energieaufwändig separiert werden.
Aber als Alternative zum Elektroantrieb, wie ihn unter anderem Torqeedo seit Jahren unter anderem bei Fährprojekten zum Einsatz bringt, hat er eine parallele Chance verdient. Davon sind die Motorenbauer von Deutz überzeugt.
Den Turbodiesel umgedeutet
Anfang August 2021 hat das Kölner Unternehmen seinen ersten Prototypen eines Wasserstoffmotors vorgestellt. Ihr H2-Motor basiert auf dem Turbodiesel Deutz TCD 7.8 l. Für die Umnutzung musste die Einspritzanlage des Verbrenners an den gasförmigen Kraftstoff angepasst werden. Gespeichert wird der Wasserstoff in Edelstahldrucktanks bei 350 Bar.
Mit der 100-prozentigen Tochter Torqeedo hat Deutz seit langen die Leuchtturmmarke beim elektrischen Bootfahren – unter Segeln mit Außenbordern, Pod-Antrieben, und dem zusammen mit ZF entwickelten Saildrive. Ebenso bei Motorbooten mit leichten Cruiser-Außenbordern wie bei der Frauscher Timesquare und den starken Deep-Blue-Systemen, die die foilende Candela, Greenline und viele andere nutzen. Haben die Kölner also auch beim H2-Motor die Verwendung in der Schifffahrt mitgedacht?
Infrastruktur am Wasser fehlt
Christian Ludwig, Kommunikationsleiter der Deutz AG, macht gegenüber float realistische Einschränkungen: „Der Einsatz des H2-Motors auf Booten ist grundsätzlich natürlich auch möglich. Allerdings haben wir da vorerst keine Pläne.“ Das hat einen einfachen Grund: „Noch ist die Verfügbarkeit von Wasserstoff eine Herausforderung, so dass wir uns auf Applikationen mit der entsprechenden Infrastruktur konzentrieren.“ erwidert er unsere Anfrage, und ergänzt: „Das sind – Stand heute – stationäre Anwendungen sowie der regionale Schienenverkehr.“
Man kann noch so sehr vorausstürmen: Es nützt wenig, wenn das Mittelfeld nicht mitzieht. BMW, Torqeedos langjähriger Lieferant für Hochvolt-Batterien, hatte sich mit seinen Wasserstoff-Modellen schon in den 2010er-Jahren die Finger verbrannt.
Der erste Wasserstoffmotor von Deutz soll ab 2024 in Serie mitmischen. Aber im Schifffahrtsbereich bleibt er für die nähere Zukunft eine Randnotiz. Vielleicht überquert mal ein mit Wasserstoff angetriebener Regionalzug die Eisenbahnbrücke, unter der man gerade hindurchsegelt.