Wie gesegnet ist doch der Süden – nicht nur wegen seines Badewassers, seiner Kulinarik und der lauen Nächte, sondern auch aufgrund des Frost-Ausfalls! Da schaukeln auch im Januar die Boote am Steg. Hier dagegen, wo der Sturm schon die Bäume schüttelt, muss alles an Wert über den Winter aus dem Wasser. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, wie Boote im Winterlager fachgerecht gesichert und gelagert werden sollten.
Wie jeder anständige Igel braucht auch ein Boot einen sicheren Platz für die Winterruhe, wo es nicht gestört wird. Es geht dabei leider auch um Vandalismus. Gibt es keine Halle, sollte zumindest eine stabile Umzäunung vorhanden sein. Wer am Boot arbeiten will, sollte eine Halle suchen. Holzboote fühlen sich in unbeheizten Hallen wohler, da trocknen sie nicht so stark aus.

Das Überwintern im Wasser ist eine Notlösung, die bei entsprechender Vorbereitung gut funktionieren kann. So sollte die Frostsicherung noch sorgfältiger erfolgen als an Land. Eis im System (Motorkühlung, Toiletten, etc.) kann stärkste Ventile sprengen. Stehendes Eis, dass die Yacht umschließt, stellt jedoch generell kein Problem dar.
Sicheren Stellplatz finden
Liegeplätze, die von Schwell oder Tide betroffen sind, scheiden allerdings aus – zu groß ist die Gefahr, dass Treibeis das Boot beschädigt. Flüsse mit permanenter Strömung dagegen sind von Vorteil, weil sie meist eisfrei bleiben. Nach Möglichkeit sollte der Mast gelegt werden, um keinen zusätzlichen Windwiderstand zu bieten.

Wichtig sind beim Winterlager im eigenen Habitat vor allem die Festmacher: Eine doppelte Sicherung ist empfehlenswert! Dennoch sollte jeder seine Yacht am Steg regelmäßig inspizieren, denn bei Sturm scheuern Festmacher in hohem Tempo durch. Vorsicht bei starkem Schneefall und anschließendem Tauwetter: Die Persenning kann durch die hohe Last Schaden nehmen.
An Land stabil aufgepallt
Egal ob im Freien oder unter Dach: Die Pallung ist so wichtig wie beim aufgebockten Auto der Wagenheber. Wer hier pfuscht, riskiert Leben. Auch Frostschutz darf mit dem gesunden Menschenverstand nicht kollidieren: Wer einen Heizlüfter in seiner Yacht deponiert und regelmäßig unbeaufsichtigt laufen lässt, handelt grob fahrlässig.
Eine Kaskoversicherung erstreckt sich auch auf die Zeit im Winterlager und minimiert das Risiko. Das Stichwort lautet hier „Allgefahrendeckung“, gängige Policen versichern Diebstahl-, Feuer- oder Sturmschäden auch an Land. Beim Abschluss sollten Eigner stets prüfen, ob auch die Kosten der Bergung und Wrackbeseitigung mit abgedeckt sind.
„Bei einer guten Kaskoversicherung sind fast alle denkbaren Fälle wie zum Beispiel auch Schäden beim Transport durch Kräne oder über Slipanlagen eingeschlossen“, sagt Elke Spinneker von der Hamburger Yachtversicherung Schomacker.
Schaden beim Transport
Große Anbieter von Winterlagerplätzen behalten sich häufig den Transport innerhalb des Areals vor. Egal, ob das der Betreiber selbst oder eine beauftragte Spedition ausführt: Es greifen zahlreiche Gesetze, die der Winterlagerbetreiber oder Transporteur beachten muss, so gilt beispielsweise das Güterkraftverkehrsgesetz.

Da die Haftungsfrage bei einem möglichen Schadenfall häufig unklar ist, sollte man auf die Yacht-Kaskoversicherung, die auch Transporte von und zum Winterlager einschließt, nicht verzichten. Im Falle eines Transportschadens, beispielsweise weil die Yacht aus dem Kran fällt, haftet zwar in den meisten Fällen der Transporteur. „Allerdings zahlt zur schnellen Abwicklung zunächst die Yacht-Kaskoversicherung, sofern das gewünscht wird“, sagt die Expertin von Schomacker.
Die Eigner sind von weiteren Streitigkeiten entlastet, das klären dann zumeist die Versicherer unter sich. Bei einem positiven Ausgang werden die Selbstbeteiligung (sofern diese überhaupt einbehalten wurde) und der Schadenfreiheitsrabatt selbstverständlich zurückerstattet.
Genügend große Deckung
Ein Blick auf die Deckungssumme kann nicht schaden. Was im Sommer ausreichte, um eventuelle Regatta-Rempler zu regulieren, kann im Winter in einer großen Halle mit diversen Nachbarn plötzlich viel zu wenig sein, wenn z.B. ein Brand von der eigenen Yacht ausgeht und das gesamte Areal zerstört. Hat es alles schon gegeben.
In vielen Fällen verlangen Winterlagerbetreiber über die Versicherung einen Nachweis. Darin sollten auch Umweltschäden, etwa durch Verunreinigung von Boden und Grundwasser durch ausgetretenes Öl, ebenso abgedeckt sein wie Schäden an angemieteten Elektro- und Wasseranlagen.

Abrunden lässt sich das Paket durch die Yacht-Rechtsschutz-Versicherung. Schließt der Eigner Vertrags-, Sachen- und Mieterrechtsschutz ein, sind nahezu alle Eventualitäten in einem möglichen Rechtsstreit abgesichert.
Nichts an Bord liegen lassen
Urlaub macht Arbeit: Bevor das Schiff in seine Ruhepause geht, sollte man es gründlich ausräumen. Einfacher Grund: Damit es nicht andere tun! „Je weniger Chance Sie den Langfingern geben, desto besser!“, so Elke Spinneker zu float. Zwar seien alle Gegenstände wie Segel, Außenborder und Instrumente mitversichert, solange sie abgeschlossen unter Deck liegen.
Doch noch sicherer liegt das Inventar zuhause im Keller oder auf dem Dachboden. Auch dort ist es vor Diebstahl über die Yacht-Kaskoversicherung abgedeckt. Und darüber hinaus sind empfindliche elektronische Geräte und Dacron besser vor Verwitterung und Feuchtigkeit geschützt als an Bord. Einen eigenen Beitrag haben wir deshalb dem Thema Feuchtigkeitsregulation im Winterlager gewidmet.

Dennoch sollte auch die leere Yacht inklusive Backskisten und Tankdeckeln vor unbefugtem Zugriff verschlossen sein. Von Bord gehören auch Feuerlöscher und die gesamte Sicherheitsausstattung. Bei der Gelegenheit kann man die Wartungsintervalle für diese Geräte wahrnehmen. Gasflaschen sollte man mindestens abklemmen, aber am besten gleich entfernen.
Segel im Winterlager am besten aufhängen
So wie Sommerklamotten eingemottet werden, sollten auch Segel sorgfältig ins Winterlager wandern. Mit anderen Worten: Man gebe sich Mühe und hole das Tuch aus der Backskiste, breite die Segel aus und beginne mit einer gründlichen Inspektion. Jetzt ist Gelegenheit, Risse und offene Nähte zu flicken! Danach im Süßwasser Salzreste herauswaschen.
Anschließend wird gründlich gereinigt. Stockflecken entfernt man mit einem stark verdünnten Chlorreiniger, zum Beispiel Klorix. Zum Abschluss gut trocknen lassen und großzügig zusammenlegen in maximal ein Meter langen Bahnen. Segelfenster möglichst nicht knicken!

Noch besser: Gar nicht falten, sondern auf dem Dachboden, im Carport oder Schuppen aufhängen, so dass weder Mäuse noch UV-Strahlen in die Nähe gelangen. Alles, was den Alterungsprozess des Materials beschleunigt, stört. So wie Autoreifen sollten daher auch Segel lagern: trocken, kühl und dunkel.
Motor von innen konservieren
Wer einen Oldtimer hat, kennt die Prozedur: Auch die Maschine muss man für die Ruhephase im Winterlager präparieren. Dazu gehört natürlich auch eine gründliche Besichtigung, denn jetzt ist Zeit dafür. Fehlende Teile, defekte Dämpfer und Dichtungen, verschlissene Bowdenzüge sowie Zündkerzen sind zu erneuern. Auch die Peripherie inklusive Propeller oder Impeller, Zahn- bzw. Keilriemen und Einspritzanlage sollte man begutachten. Es ist im Prinzip der gleiche Vorgang, wie ihn Tommy Loewe als Checkliste vor dem Kauf eines Klassikers beschreibt.
Der Ölwechsel sollte bei Viertaktern jetzt erfolgen – das frische Öl konserviert den Motor besser, auch kann sich nicht durch Schwebeteilchen und Spritreste im Altöl Säure bilden, die wiederum Dichtungen angreift und Korrosion verursacht. Bei Klassikern mit Blechtank empfiehlt es sich, den Spritbehälter komplett zu füllen, so vermeidet man Rost durch aus der Luft ausfallendes Kondenswasser. Ist in einem Sekundärkreislauf Kühlwasser vorhanden, sollte dieses abgelassen werden. Alle Filter reinigen bzw. ersetzen.

Die ausgebaute Batterie kommt in einen wohltemperierten Bereich. Optimal ist es, sie an ein Ladegerät im Modus „Erhaltungsladung“ anzuschließen. War die Maschine im Salzwasserbetrieb, gründlich mit Süßwasser durchspülen. Zündkerzen entfernen und reinigen, anschließend ins Zylinderinnere durch die Zündkerzenbohrung etwas Konservierungsöl einspritzen. Den ausgebauten Motor lagert man im Trockenen am besten aufrecht. Unterlage für eventuell austretendes Restöl nicht vergessen!
Tauwerk großzügig erneuern
Auch im Rigg und Tauwerk ist das Atemholen vor dem Abmarsch ins Winterlager der ideale Moment, um alles gründlich zu erneuern. Was sich im Sommer löste, verschliss oder aus der Fassung geriet, lässt sich jetzt in aller Ruhe reparieren.
Wer Tauwerk wechselt, wenn es schon brüchig ist, handelt sorglos bis fahrlässig. Festmacher erneuert man am besten jedes Jahr. Andere Taue sind spätestens dann dran, wenn Fransen und raue Oberflächen bei Berührung zu spüren sind. Merkregel: Sobald ein Tampen ein unangenehmes Gefühl in der Hand verursacht, gehört er erneuert!
Zuletzt alle ausgefransten Enden neu brennen. Bei der Abwägung, ob die paar Meter Tau nicht doch zu teuer sind, sollte man großzügig denken: Im Zweifelsfall hängt an ein paar Hundert Euro nicht nur das Schiff, sondern auch das Leben der gesamten Besatzung. An rauem, morschen Tauwerk erkennt man den „Seelenverkäufer“.