Ich weiß, Sie denken jetzt: „Och nö. Nicht noch eine Wind-und-Wetter-App, davon gibt es doch schon so viele.“ Und genau dieser Gedanke schoss mir selbst auch durch den Kopf – zumal eine repräsentative Auswahl der besten Wetter-Apps im April auf float vorgestellt wurde.
Dass ich diese App dann doch ausprobiert und ausführlich getestet habe, lag nicht nur am höchst ungewöhnlichen Wetter der letzten Wochen, sondern an meinem Bauchgefühl. Ob es nun an der Größe meines Bauchs lag, weiß ich nicht, aber er hat sich nicht getäuscht. Windy ist einen Blick wert!
Wie der Name verrät, steht bei dieser App der Wind im Vordergrund. Es geht darum, den richtigen Wind für den eigenen Lieblingssport zu finden. Um genau um diesen Gedanken dreht sich die komplette Anwendung.



Der russische Kiter Igor Kamenev, immer auf der Suche nach dem richtigen Wind, wollte eine Wind-Vorhersage-Anwendung, die ihm verrät, ob für der Wind speziell für seinen Sport gut steht. Und so begann er zu programmieren. Im Jahr 2015 kam Windy erstmals auf den Markt, inzwischen hat die App eine Reichweite von mehr als einer Million Benutzern weltweit erreicht. Ein Erfolgsfaktor für die App ist sicherlich, dass bei Igor die zwei Kernfähigkeiten für die Entwicklung einer solchen Spezialanwendung zusammentreffen: Als Wassersportler hat er sehr genaue Vorstellungen davon, was er (und andere) in der Praxis brauchen, als professioneller Software-Entwickler weiß er, wie er diese Vorstellungen in einer App fürs Smartphone umsetzen kann.
Mein erster (positiver) Eindruck stellt sich bereits bei der Installation der App aus dem Google Playstore ein: Während viele Anwendungen für sich umfangreiche Zugriffsrechte auf dem Smartphone verlangen, will Windy lediglich den aktuellen Standort wissen, um zu arbeiten. Je nach Nutzungsart werden weitere Zugriffe nötig. Aber Kontaktdaten und genaue Infos zum Gerät bleiben da, wo sie hingehören: In der Hand des Handy-Besitzers.



Beim ersten Öffnen bekomme ich – quasi als Beispiel – einige Spots in der Favoritenliste angeboten, für die man sich den aktuellen Wind anschauen kann. Schnell findet man seinen eigenen Standort. Dank einer Quadranten-Einteilung sieht man auf der Google-Karte sofort, aus welcher Richtung der Wind kommt und wie stark er bläst. Die Stärke lässt sich zum einen an einer Farbskala direkt ablesen, wird aber ebenfalls tabellarisch dargestellt. Der Forecast kann in einem drei- oder einstündigen Intervall gezeigt werden. Durch Tippen auf das Kartensymbol erscheint das Satellitenbild des ausgewählten Spots. Auf diesem Bild bewegen sich in einem Overlay kleine tropfenförmige Windsymbole. Je länglicher und schneller die „Tropfen“ sind, desto mehr Wind herrscht vor Ort. Diese Ansicht lässt sich selbstverständlich individualisieren.
Sind andere Windy-User in der gleichen Region online, findet sich zusätzlich ein Chat-Symbol. Hier hat man nun die Möglichkeit, Personen direkt anzusprechen und beispielsweise zu fragen: „Lohnt es sich, das Kite auszupacken?“ Oder auch als Segler einfach nachzufragen.
Wie ist der Wellengang draußen? Kann ich mit meiner 21-Fuß-Yacht raus?
Dieser Community-Gedanke hebt Windy sicherlich von den klassischen Wetter-Apps ab. Ich erhalte ein unmittelbares Feedback von Menschen vor Ort und muss mich nicht auf tabellarische Werte verlassen, die mir eine Wettervorhersage oder die technische Beobachtung liefert.
Da die App immer mehr Verbreitung findet, stehen die Chancen nicht schlecht, auch tatsächlich Benutzer vor Ort zu finden. Während meines Tests habe ich an den typischen Kite-Spots in der Regel Chatpartner gefunden.
Neben der Windvorhersage, die übrigens sehr zuverlässig funktioniert hat, bietet die Anwendung auch Informationen zu den Gezeiten. Hier haben die Anwendungsentwickler allerdings noch etwas zu erledigen: Vergleiche ich die Hoch- und Niedrigwasserzeiten an der deutschen Nordseeküste, die mir die App auswirft, mit den Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie, komme ich zu Abweichungen von bis zu zwei Stunden. Diese Abweichungen variieren von Ort zu Ort, aber sie sind zu groß.



Auf meine Rückfrage beim Entwicklerteam in Russland erhielt ich sehr schnell Antwort. Spontan konnten sie nicht erkennen, woher die Fehlberechnung rührt. Bei einem Vergleichsblick in Richtung USA schienen die Zeiten dagegen zu stimmen. Vom Windy-Team wurde mir zugesagt, dass man das Thema in Angriff nehmen will, und es klang auch ernst gemeint.
Insgesamt kann ich sagen, dass diese App sich anders anfühlt als viele Wind-und-Wetter-Apps, die ich bisher gesehen habe. Das liegt sicherlich an der guten grafischen Darstellung, zum anderen auch am Social-Media-Ansatz, sich per Chat auszutauschen. Wenn in einer der nächsten Versionen nun noch die Gezeiten korrekt sind, kann ich diese App uneingeschränkt empfehlen.
Für Android (4.1 oder höher)
Für iOS (9.0 oder höher)
3 Kommentare
Danke für den APP-Tipp! Ich habe bisher hauptsächlich Windfinder Pro, und ab und zu Windguru, verwendet. Die Chat-Funktion ist interessant…falls jemand reagiert. Ich befürchte allerdings, dass das nur in Ausnahmefällen passieren wird. Speziell in der warmen Jahreshälfte ist man schon froh, wenn so viel Platz an Strand hat, dass man die Leinen des Kites ohne Probleme auslegen kann.
Hallo,
bitte checkt doch nochmal genau, welche App ihr hier vorstellt und verlinkt…
Stephan hatte in seinem Artikel diese App hier vorgestellt:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.windyty.android&hl=de
Du stellst diese App hier vor, verlinkst allerdings auch die App von Stephan:
https://play.google.com/store/apps/details?id=co.windyapp.android&hl=de
Wenn man allerdings Windy im Store sucht, findet man beide Apps, da ich mir aber auch beide angeschaut hatte, ist mir der Unterschied sofort aufgefallen. Also bitte vielleicht nochmal den Artikel ändern 😉
Danke, da ist was durcheinander gekommen. Ist korrigiert.