Das Wasser kommt nur noch von oben – in Form von Regen. Seit Wochen liegt das Boot im Winterlager, und der Besitzer sitzt auf dem Trockenen. Und obwohl es meist kalt im Winterlager ist, fallen genügend Arbeiten an, die trotz wenig kuscheliger Bedingungen durchgeführt werden müssen. Damit der Segelspaß auch in der kommenden Saison stimmt. Wer sein Boot liebt, der gibt: Arbeitszeit und Bootsliebe. Wir haben die Bootsmanufaktur Degen & Bohnhof aus Altenholz und bei der Bootswerft Wendisch nachgefragt, was sonst gerne übersehen wird.
Xaver Bohnhof und Thomas Degen haben wichtige Instand- und Reinigungsmaßnahmen zusammengefasst. Wenn sie an einer Yacht aufgrund eines Schadens arbeiten, fallen ihnen immer wieder Dinge auf, die vermieden werden können.
Es ist bereits schummrig, doch das Licht in der Halle leuchtet hell und jeden Winkel auf den dort aufgebockten Yachten aus. Mit ihrem Werkzeug ausgestattet nähern sich Xaver Bohnhof und Thomas Degen dem Rumpf, der hoch über ihren Köpfen thront. Auf Höhe des Kiels angekommen, bleiben sie stehen und deuten auf punktuelle Flecken am Propeller, die sich dort gebildet haben. „Die entstehen durch galvanische Ströme“, erklären sie.
Bei der galvanischen Korrosion zersetzt sich Metall durch elektrische Ströme, die unter Wasser von unedlem zu edlem Material fließen. Sollten bereits sogenannten Opferanoden (beispielsweise aus Zink) angebracht worden sein – die in der Hierarchie der Wertigkeit der Metalle noch unter dem des Propellers anzufinden sind und somit die Abnutzung anstatt des Propellers übernehmen, müssen auch diese kontrolliert werden.
Auf das Folgende, da sind sich die Experten einig, muss man immer achten.
Bilge sauber machen
Beim Anheben der Bodeplatten zeigt sich den Bootsbauern oft nicht mehr die typische Bootsfarbe, wie beispielsweise weiß, die dort vorherrschen sollte. Dreckiges Wasser hat sich über die Saison immer mal angesammelt und einen schwarzen Film hinterlassen. Auch der ein oder andere Fund fällt dabei wieder in die Hände: „Ach, die Socken hatte ich schon lange vermisst.“ Oder: „Habe ich dieses Duschgel wirklich mal gekauft, oder wer hat das mit an Bord genommen?“ Längst verloren Geglaubtes kann so wieder auftauchen.
Rigg durchchecken
„Das gehört zur seemännischen Sorgfaltspflicht“, appellieren die beiden an die Eigner, regelmäßig das Rigg zu kontrollieren. „Und auch die Winschen müssen gefettet werden.“ Zudem sollten auch die Gewinde der Wantenspanner eingefettet werden.
Ruderlager kontrollieren
Es sollte ausgeschlossen werden, das Wasser hineinlaufen kann. Ist die Verbindung von Ruder und Rumpf in Ordnung? Ist zwischen Ruderblatt und Schaft alles dicht?
Check von Beschlägen, Schläuchen und Ventilen
Auch bei den Beschlägen ist eine Kontrolle sinnvoll, ob diese dicht sind. Denn: „Wasser findet immer seinen Weg, vor allem wenn das Boot ein bisschen älter ist.“ Weiterhin sollten die Seeventile gängig sein und Schläuche überprüft werden, ob sie porös sind.
Holz genau begutachten
Ist die Lackierung noch ausreichend? Oder muss überlackiert werden? „Häufig wird zu lange mit der nächsten Lackierung gewartet“, erklären die Experten aus ihren Beobachtungen. Dann wird das Holz gelb. Wenn erst einmal Wasser eindringt, reicht eine bloße Lackierung nicht mehr aus. Dann müssen erst schwarze Flecken komplett abgeschliffen werden, was die Holzstärke minimiert.
Holzbehandlungen zählen nicht nur bei Segelbooten an der Küste, sondern auch bei Motorbooten im Binnenland zu den typischen Arbeiten im Winter, berichtet Christian Wendisch von der Bootswerft Wendisch aus Prieros in Brandenburg. Die UV-Beständigkeit bei den farblosen Lacken sei nicht mehr so gegeben, weshalb dieser schneller wieder erneuert werden muss. „Auch das Teakdeck braucht immer wieder Liebe“, sagt er mit einem Lächeln. Beim Teak scheiden sich die Geister. Die einen säubern nur, die anderen ölen regelmäßig mit Teaköl die Oberfläche.
Extrem wichtig: Feuchtigkeitsregulation
Das A und O in den kalten Monaten an Land sei aber vor allem die Feuchtigkeitsregulation. „Das Wasser sammelt sich immer am tiefsten Punkt und der muss getrocknet werden.“ Wer das zu lasch handhabe, der habe schnell mit Schimmel und Stockflecken zu kämpfen. Und die Sporen wieder zu entfernen sei ein schwieriges und teures Unterfangen. Daher empfiehlt Christian Wendisch neben der Trocknung der Bilge auch Luftentfeuchter aufzustellen und dafür zu sorgen, dass die Luft zirkulieren kann.
Bei ihm im Winterlager bekommen die Motorboote ein eigenes Gerüst aus Rohren. Über das wird eine Plane geworfen. So sieht sein Winterlager aus der Vogelperspektive aus wie ein Zeltlager. Und alle Schiffe sind an der Steckdose. So werden die Batterien ein bis zwei Stunden pro Tag geladen, denn sowohl komplett entladene als auch vollständig aufgeladene Batterien können bei Frost Schaden nehmen. Eine leichte Erhaltungsladung ist deshalb optimal.