Was summt an Bord und nervt nicht? Richtig: Es ist der Stromversorger, wenn er denn richtig eingestellt ist. Oder, im Optimalfall, wenn das kleine Kraftwerk sich automatisch selbst verwaltet. Und so angenehme Dinge tut wie nachts möglichst gar nicht zu laufen. Ein Converter-Generator bietet genau das. Torqeedo und der niederländische Anbieter WhisperPower haben jetzt, als Weltpremiere, die neueste Variante dieser Technologie vorgestellt.
Stromerzeuger dieser Art können stets im effizientesten Betriebspunkt laufen. In der Praxis bedeutet das für das Energiemanagement beim Electric Boating: Der Generator läuft, anders als eine Lichtmaschine, deutlich seltener. Bei Torqeedo dient er als Backup für die Energieerzeugung durch Landstrom, Solarenergie und Hydrogeneration (durch den beim Segeln mitdrehenden Propeller), um die BMWi-Batterien des erweiterten Deep-Blue-Systems zu laden.

Das Prinzip: automatisch optimal
Auf der boot Düsseldorf zeigte Torqeedo erstmals offen ein Dieselaggregat auf dem Messestand. Der gezeigte Converter-Generator hebt das feste Verhältnis zwischen Leistung, Spannungsausgang und Drehzahl auf. Das Gerät erzeugt – je nach eingestelltem Profil – alle erforderlichen Kombinationen von Leistung und Spannung. Ursächlich dafür ist die hochentwickelte Leistungselektronik. Dadurch werden Kraftstoffverbrauch, Geräusche, Vibrationen und Abgase stark reduziert.
Der Hersteller verspricht viel: Nur 295 g Treibstoff pro kWh erzeugter Energie sollen es bei nur 54 db(A) in 7 Metern Entfernung sein. Das ist, auf dem Papier betrachtet, sehr leise. Das Fahren unter Motor bei Generatorbetrieb heißt bei Torqeedo übrigens „Float“. Dabei wird exakt die benötigte Leistung vom Generator erzeugt und die Batterie nur gering genutzt. Im „Hybrid“-Modus hält sich der Generator im Stand-by und startet dann automatisch, wenn die Akkuladung einen bestimmten Punkt unterschreitet.

Kommende Komponenten
Überhaupt setzt Torqeedo im Jahr 1 nach dem Verkauf des Unternehmens an den Dieselmotoren-Riesen Deutz im vergangenen Herbst auf Evolution bei den System-Komponenten. Und weniger auf neuen Motoren. Neben dem Converter-Generator haben die Gilchinger für diese Saison ein Trio neuer Batterien, teils aus dem Regal der Kooperation mit BMWi, angekündigt und auf den Wintermessen präsentiert. Mehr dazu in Kürze auf float.
Wir haben mit Dr. Ralf Plieninger, dem Chief Technology Officer und einer der Geschäftsführer von Torqeedo, über den neuen Converter-Generator gesprochen.
„Jederzeit die volle Leistung“
float: Was zeichnet den Converter-Generator gegenüber dem Wettbewerb aus?
Ralf Plieninger: Unser Hochspannungs-Gleichstromgenerator verfügt im Gegensatz zu herkömmlichen Gleichstromgeneratoren über eine hocheffiziente Leistungselektronik, die es ermöglicht, den Generator auch bei nahezu leerer Batterie und niedriger Spannung mit voller Leistung zu betreiben. So kann jederzeit die volle Leistung und der beste Wirkungsgrad bereitgestellt werden. Die Geschwindigkeit ist unabhängig von der Spannung zwischen 280 und 400 Volt in einem Deep Blue System konstant.
Ohne einen Kunden zu nennen: Wann werden wir die erste Installation sehen, und wie sieht diese Konfiguration aus?
Eine kleinere Version dieses Generators wird derzeit in zwei Segelkatamaranen installiert. Die erste Einheit des neuen 25-kW-Modells mit niedriger Drehzahl wird bis Mai 2018 für den Einbau in eine große Luxussegelyacht geliefert.
Sie bewerben den Deep Blue mit „Advanced Feature Set“ als Lösung für größere Systeme, typischerweise große Segel-Kats. Was ist die kleinste denkbare Variante?
Das Advanced Feature Set umfasst neben der Landstromladung zusätzliche Energiequellen. Es kann nicht nur für den Antrieb eingesetzt werden, sondern auch für „hotel loads“, Niederspannungs-Schiffselektronik, Deckshardware und Hydraulik. Das können wir überall dort nutzen, wo es gewünscht wird. Kleine Motoryachten profitieren davon ebenso wie Segelyachten ab 40 bis 45 Fuß Länge.
Die erste Ankündigung des Deep Blue Advanced Systems im Video
Eignet sich der Converter-Generator auch für Ihre Strategie im gewerblichen Bereich? Was wären hier Anwendungsszenarien?
Ja, dies ist ein Hochleistungsmotor mit niedriger Drehzahl und langer Lebensdauer. Es kann beispielsweise in Passagierfähren eingesetzt werden. Diese werden typischerweise vollelektrisch betrieben. Sie müssen aber von Zeit zu Zeit auch lange Strecken zurücklegen. Für kleinere, stark beanspruchte Schiffe ist der vollelektrische Ansatz ohne Dieselkraftstoff mittlerweile oft der wirtschaftlichere. Aber es gibt immer noch Anwendungsfälle, bei denen die Batterieleistung mit einem Generator aufgeladen werden muss.
Als Motorenhersteller für den Converter-Generator haben Sie Mitsubishi gewählt. Wird es in Zukunft einmal einen Generator mit einem Verbrenner-Motor von Deutz unter der Torqeedo-Haube geben?
Das ist augenblicklich nicht sehr wahrscheinlich.
Ab wann ist das Produkt voraussichtlich lieferbar?
Ab Mai 2018.