Oha. Also reden wir hier von einem Schiff, das zwölf kleine Avontuurs ersetzt. Die Pläne existieren bereits. Zum Vergleich: Die bis 65 Meter lange (LüA) „Alexander von Humboldt II“, Segelschulschiff der Deutschen Sail Training Association, hat eine Totlast von 820 Tonnen. Bockermann fängt zu fluchen an: Er müsse endlich diesen verdammten Businessplan fertig machen, die Investoren scharren bereits mit den Hufen. Wenn dieser ganze Stress nicht wäre! Die Schiffsführung ist es gar nicht, das glaubt man ihm aufs Wort. Eher kommen die Bauchschmerzen vom Business.
Es muss richtig ernst gewesen sein
Der Stress war auch Schuld an einem kleinen Ausfall im vergangenen Winter: Bockermann war an Land und wollte ursprünglich auf der boot Düsseldorf eine Reihe von Vorträgen über die Frachtsegelei halten. Doch dann sei ein Notruf von seinem Schiff gekommen: Der Skipper hatte gesundheitliche Probleme, ob er nicht … Also löste er den Kranken auf den Azoren ab, segelte weiter in Richtung Europa, fand keinen Ersatz, segelte weiter. Und im Februar erwischte ihn an Bord ein Herzinfarkt. Bockermann erzählt es, also ob’s ein verstauchter Zeh gewesen wäre.

War es aber nicht. Es muss richtig ernst gewesen sein. Bockermann musste von einem französischen Marine-Helikopter auf See abgeborgen werden, es war mal wieder in der Biskaya. „Schön war das.“ Der Kapitän erholte sich ein paar Tage in der Klinik, das Schiff segelte auch ohne ihn. Die Ärzte rieten zu geänderter Lebensführung. „Und dann war ich wieder an Bord.“ Seitdem raucht er weniger und hofft, dass der Stress auch weniger wird. Doch der schleicht sich in vielen Kostümierungen an.
Das kann zum Beispiel der amerikanische Zoll sein, der Stielaugen macht, wenn die Avontuur in einen US-Hafen einläuft. Und prompt erst mal die gesamte Kaffeeladung durchsucht. Ob sie Sprengstoff oder Drogen vermuteten? Bockermann ist es völlig gleichgültig. Er hatte nur eine Höllenarbeit damit, 300 Sack Kaffee auszuladen und jeden Sack aufzutrennen. „In allen haben sie herumgestochert.“ Und offenbar nichts gefunden. 25.000 Dollar Schaden durch den Verzug habe die behördliche Neugier verursacht. Das Bizarre daran: Die Ladung war gar nicht für die USA bestimmt, es hätte den Herren also egal sein können.
Nie wieder mit Transitladung in die USA
Der Kapitän zieht eine Lehre daraus: Nie wieder mit Transitladung in die USA. Und hat folglich seine nächste Kaffeefuhre nur noch als Direktladung für den amerikanischen Markt dabei. Lediglich die beiden Korn-Fässer bleiben an Bord. „Aber da sind ja amtliche Siegel des deutschen Zoll drauf, die müssten die Amerikaner eigentlich respektieren“, hofft Bockermann.
Den Kaffee holt sich die Avontuur vorher aus Kolumbien und bringt ihn Mitte Dezember nach New Jersey. „Da werden wir an der Freiheitsstatue vorbeifahren.“ Die Bohnen sind für ein Unternehmen in Neuengland bestimmt, die mit einer solarstrombetriebenen Rösterei Öko-Kaffee herstellen.

Zurück geht es im Winter über den Großen Teich nach Europa. Als Ladung ist außer dem Korn noch Rum aus der Karibik, den Timbercoast selber vermarktet sowie der Hausstand eines Umzüglers an Bord. So bunt kann es zugehen im Laderaum eines Segelfrachtschiffs. Aber Platz gibt es noch, versichert Bockermann. Wer etwas mitschicken möchte: Frachtraten gibt’s direkt beim Kapitän. Einfach eine Anfrage an die Avontuur richten, Bockermann persönlich schickt dann ein Angebot raus. Natürlich mit Bordstempel der Avontuur …