Endlich Zeit zum Segeln: Selbst ein Super-Agent sehnt sich nach Freizeit und Kontemplation. Und so beginnt der neue James-Bond-Film „No time to die“ ausnahmsweise mal höchst glaubwürdig: mit einer farbenfrohen Schilderung des Lebensabends von 007, gespielt von Daniel Craig, auf Jamaika.
Der besteht für den frühpensionierten Mitarbeiter des MI6 darin, zu angeln (ausnahmsweise mal nach kleinen Fischen), viel trockenen Wodka Martini (von den Wogen geschüttelt, nicht gerührt) zu trinken und eben zu segeln. Natürlich kann die legendäre Schöpfung des Trivialautors Ian Fleming, weltberühmt durch die Filmdarstellungen Roger Moores und Sean Connerys, auch diese Strippen ziehen!
Und ebenso natürlich lässt das Böse der Welt (und das Drehbuch) den pensionierten Actionhelden nicht lange die Früchte seiner mörderischen Arbeit genießen. Doch bevor er sich wieder in den Dienst zurück begibt, feuersprühend Requisiten und Gegenspieler beschädigt sowie leichtbekleidete Trophäen sammelt, sehen wir ihn in den kurzen Momenten der Entspannung. An Bord einer Spirit 46.
Die kleidet James Bond ähnlich perfekt wie sein Smoking: mahagonischwer, mit pfeilscharfem Steven und schwindelerregend weit überhängendem Heck, an dem die „Red Ensign“ – die zivile Schiffsflagge des Königreichs – flattert. Der Mann liebt halt den soliden, klassischen Auftritt, kein Zweifel. Da stört auch der kleine Anachronismus nicht, dass Spirit eine relativ junge Marke ist: Sie wurde erst 1993 gegründet.
Nur äußerlich ist sie ein Oldtimer
In einer alten Scheune in Suffolk entstand damals „nach endlosen Diskussionen und vielen Tassen Kaffee, denn es war ein kalter Winter“, wie Werftgründer Sean McMillan Besuchern seiner Website erklärt, die erste Spirit. Äußerlich ein Oldtimer, unter der Wasserlinie hoch modern: Was sich auf den ersten Blick als klassischer Langkieler ausgibt, sieht für Fische nach zeitgemäßer Rennyacht aus. Und der 16,7 Meter lange Rumpf verdrängt lediglich acht Tonnen. Zum Vergleich: Die etwa gleich große Hanse 548 liegt bei knapp 20 Tonnen.

Zu dem Namen habe ihn übrigens weniger der Teamgeist oder die Seelensuche inspiriert als vielmehr die vielen Whisky-Lagen, die sich das Team während des Baus genehmigte. Das symbolisiert folgerichtig auch das Logo: ein stilisierter Destillierkolben. So sind sie, die Briten. Als die Yacht fertig war, kam sie ins Wasser – und „ging wie eine Rakete“, so McMillan. Genau das richtige für 007, der zwar äußerlich klassisches Design, aber hinter den Kulissen stets das Modernste und Schnellste bevorzugt.

Ähnlich verhält es sich mit seinem Lieblings-Dienstwagen. Seit „Goldfinger“ ein Aston-Martin DB5 mit Sechszylinder-Reihenmotor, vor allem aber mit diversen Waffen und technischen Sonderfunktionen („Gadgets“) ausgestattet, der vor 55 Jahren noch State of the Art war, doch zunehmend als klassisches Requisit dient. Was den Oldtimer nicht daran hindert, in den neueren Filmen regelmäßig auch eine tragende – und schießende – Rolle zu spielen.

Stress kriegt Bond erst an Land
Es ist aber auch nicht das erste Mal, dass Bonds Leidenschaft für britische Holzyachten auf der Kinoleinwand ausgebreitet wird: Bereits im Agenten-Thriller „Casino Royale“ von 2006 ist eine britische Spirit zu bewundern. Es handelt sich um eine Spirit 54: Sie trägt den Helden mitsamt Bond-Girl durch die venezianische Lagune und dank Sondergenehmigung sogar bis in die Altstadt.