Was wohl Zahlenmystiker zur 164 sagen? Für Kirsten Neuschäfer ist die Zahl ab sofort magisch. Am Tag 164 des Golden Globe Race hat die Südafrikanerin als erste Teilnehmerin das Kap Hoorn umrundet.
Seit zwei Wochen führt sie das Feld an. Mit einem flügellahmen Vorsegel und einem nervigen Schnupfen ist sie mittlerweile steuerbord an den Falkland-Inseln vorbeigezogen und gewinnt Raum zur Südamerikaküste. Auf den 10.000 Seemeilen quer über den Atlantik fühlt sie sich so sehr auf ihrer Heimstrecke, dass sie sich schon mal mit Bandana für den Landgang in Les Sables d’Olonne, dem französischen Start- und Zielhafen, schick gemacht hat. Pah, nur noch zwei Monate raumschots auf NO-Kurs. Ist man erst mal über den Berg, rutscht es sich ganz von alleine.

Kirstens Vorsprung will der Zweitplatzierte Abhilash Tomy mit seiner flotteren Yacht unter den moderateren Atlantikbedingungen noch kleinsegeln. Dazu wriggt er, was das Zeug hält. Dass er viel Zeit an der Pinne verbringt, liegt aber auch an seiner labilen Selbststeueranlage. Ja, schon wieder die Selbststeueranlage, die Achillesferse dieses Golden Globe Race.
OIiiiiDA!
Seine Ersatzteile hat Tomy bereits verbraucht. Aber er will auf keinen Fall wie Simon Curwen Fremdhilfe in Anspruch nehmen und in die Chichester-Klasse, dieses Trostpflaster für die Disqualifizierten, abrutschen.

Simon Curwen hat sich mit der Chichester-Klasse abgefunden – aber nicht mit dem frontalen Starkwind vor Chile. Er wartet geschützt vor Anker auf solidarischeres Wetter. Damit scheint Michael Guggenberger gesegnet zu sein. Keine 1.000 Seemeilen vor Kap Hoorn fehlen ihm unter Bilderbuchbedingungen schwer österreichisch die Worte: „OIiiiiDA!“ ist alles, was er vor Schicksalsseligkeit herausbekommt.
Deprimierend fällt dagegen die Prognose für Nachzügler Ian Herbert Jones aus. Er wird wahrscheinlich erst sechs Wochen nach Kirsten Neuschäfer, Ende März, das Kap Hoorn passieren. Aber wer zählt schon weiter als bis zum fünften Wellenkamm? Jeder Einhand-Segler ist eine Insel.