Am 15. Juli feierte der Verein Seglerhaus am Wannsee ( VSaW) bei schönstem Segelwetter 150 Jahre seines Bestehens. Visuelles Highlight war die historische Jubiläumsregatta, bei der unter dem Motto „20. trifft 21. Jahrhundert“ klassische Segelyachten und Jollen gegen junge Olympioniken in einer Yardstick-Wertung gegeneinander antraten. Die Regatta sollte auch die Segelgeschichte Deutschlands widerspiegeln, an deren Entwicklung der VSaW maßgeblich beteiligt war. Viele der teilnehmenden Schiffe sind nämlich ursprünglich für den Wannsee konstruiert worden.
Nach vier Durchläufen, an denen 44 Boote teilnahmen, unter anderem ein A-Kat und eine Chiemseeplätte, lief die 8mR-Yacht „Elfe II“ des Teams Andi Lochbrunner als erstes Boot durchs Ziel. Sieger aller drei Regatten – die Rennen vom Donnerstag und Freitag mitgezählt – war das Team von Andreas Haubold auf der „Marianne“, einem Boot der 6mR-Klasse. Den zweiten Platz belegte die 22-qm Rennjolle „Noris“ mit Michael Gubi und Michael Fischer vom UYC Mondsee. Auf Platz 3 konnte sich Jörg Sonntag auf der 5,5 Metre „Charybdis“ positionieren.

Und so begann die Geschichte der Rennsegelei am Wannsee: Vor 150 Jahren, am 6. Oktober 1867, gründete sich unter Leitung von Kapitän Markgraf in Spandau die „Gesellschaft der vereinigten Segler der Unterhavel“. Die ersten Mitglieder waren 14 Segler von der Unterhavel, deren Boote zwischen Pichelswerder und dem Inselort Werder beheimatet waren. Segelsport in organisierter Form hatte es bis dahin in damaligen Preußen noch nicht gegeben. Heute zählt der VSaW rund 1.000 Mitglieder. Nachwuchssorgen kennt man hier nicht: Mit rund 200 Mitgliedern hat der Verein eine der größten Jugend- und Juniorengruppen im deutschen Segelsport.
1881 erwarb der Verein das heutige Clubgrundstück und errichtete das erste Seglerhaus, von dem Teile noch heute stehen. Im Jahr 1910 wurde das neue Clubhaus eröffnet. Es zählt, zusammen mit seinem rund 10.000 Quadratmeter großen Wassergrundstück und den Sportanlagen, zu den schönsten Clubhäusern Europas.

Zusammen mit dem Berliner Yacht-Club (BYC) schuf der VSaW, damals auf dem östlichen Segelrevier ansässig, die organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung von Wettkampfsport auf den Berliner Gewässern. Für Jahrzehnte Höhepunkt im Berliner Regattasport war die Anfang des 20. Jahrhunderts ins Leben gerufene „Berliner Woche“. Sie wurde zur Hälfte auf dem Müggelsee und auf dem Großen Wannsee ausgetragen.

Bei den Olympischen Spielen 1936 gewann die Mannschaft Bischoff/Weise auf dem Vereins-Starboot „Wannsee“ die erste Goldmedaille im Segelsport für Deutschland. 1964 holte Willy Kuhweide die Goldmedaille in der Finn-Dinghy-Klasse – die zweite für den deutschen Segelsport.
Seit den 1920er Jahren ist der VSaW Mitveranstalter der Kieler Woche. Chronist und Segler der ersten Stunde, Otto Protzen, hat diese sechsmal, Olympiasieger Willy Kuhweide sogar 10 Mal gewonnen. Mitglieder des zweitältesten Seglervereins Deutschlands haben seitdem zahlreiche Siege bei nationalen und internationalen Meisterschaften errungen.
Der VSaW ist einer der zwölf Gründungsvereine des 1888 in Hamburg aus der Taufe gehobenen Deutschen Segler-Verbands (DSV). Bis heute stellt der Verein viele weitere Olympiateilnehmer und führt jedes Jahr wenigstens eine Deutsche Meisterschaft durch. Der VSaW ist Match-Race-Veranstalter und gehört gegenwärtig zu den 18 Teams der 1. Segelbundesliga.

Auf die Frage, wie man einen so großen Verein leitet, sagt der Vorsitzende Dr. Andreas Pochhammer: „Ein solcher Verein wird nicht von seinem Vorstand geprägt. Er lebt von und mit seinen Mitgliedern, die bereit sind, als Wettfahrtleiter, in den Ausschüssen und als Helfer in verschiedensten Positionen da zu sein und mitzuhelfen.“
Zur Feier des Jubiläums kamen am Abend mehr als 800 geladene Gäste ins Vereinshaus und feierten bei Musik und Feuerwerk die ersten 150 Jahre Verein Seglerhaus am Wannsee.

float gratuliert und wünscht Mast- und Schotbruch für die nächsten 150 Jahre.