So lange der Anker sicher hält, freut sich alles – doch geht er nicht mehr aus dem Grund, führt die eben noch so geschätzte Hartnäckigkeit zu Ärger. Ähnlich verhält es sich mit Kunststoff-Komposit als Bootsbaumaterial: Es wird geschätzt für seine Haltbarkeit – will man es loswerden, kippt die anfänglich geschätzte Eigenschaft ins Gegenteil um, wird zur Last.
Als Verbundstoff GFK wie auch CFK (Glas- bzw. Carbonfaserkunststoff) hat sich das Zeug zum Lieblingsfeind der Entsorger entwickelt: langlebig, schwierig in seine Bestandteile zu trennen und äußerst widerstandsfähig gegenüber Hitze und Chemikalien. Das macht die Entsorgung zehntausender Boote, die in den nächsten Jahren anstehen wird, nicht wirklich leichter.
EBI stellt Fahrplan zur Entsorgung vor
Der Verband der europäischen Bootsindustrie (European Boating Industry, EBI) hat kürzlich einen Fahrplan zur Entsorgung von Schrottbooten vorgestellt, nach dem in den nächsten Jahren das Boots-Recycling organisiert werden soll. Nun arbeitet die Industrielobby an einem Projekt zum Recycling von Verbundstoffen, wie sie auch bei GFK-Yachten verwendet werden.

Daran sind sechs weitere Industrieverbände beteiligt, die sich mit ähnlichen Herausforderungen herumschlagen. Es geht insbesondere um die Nutzung für die Zementindustrie. Wird zerkleinerter GFK thermisch verwertet, also verheizt, kann das anfallende Glasfaser-Gewebe innerhalb von Zementziegeln als Grundmasse dienen. Glasfaserkunststoff-Abfall entsteht übrigens nicht nur in großen Mengen bei der Entsorgung von Bootsrümpfen, sondern auch bei Windkraftanlagen und in anderen Branchen.
„Die Nutzung von GFK für die Zementindustrie hat den Vorteil, dass große Materialmengen augenblicklich zur Verfügung stehen“, schreibt EBI. Es werde auch Energie eingespart gegenüber anderen Technologien. Die Nutzung in der Zementindustrie hat den wünschenswerten Nebeneffekt, dass auf diese Weise die endlichen Ressourcen an Baustoffen geschont werden. Alles in allem eine Win-Win-Situation, hebt der Industrieverband hervor. Aber die Realität bleibt hinter diesen Szenarien noch weit zuück.
Verbrennung nur zweitbeste Lösung
Denn derweil hat das Umweltbundesamt (UBA) seinerseits einen Vorschlag zur Verwertung von Sportbooten und anderen Produkten aus Verbundstoffen entwickelt. Darin wird hervorgehoben, dass die Verbrennung nur die zweitbeste Lösung sein kann, da das Kunststoffmaterial weit unter Wert vernichtet wird, anstatt es zu schmelzen und wieder zu verwerten. Das Ministerium geht davon aus, das in Deutschland derzeit jährlich mehrere Hunderttausend Tonnen GFK-Müll anfallen.

Die Verbrennung sei ohnehin „keine Option“, weil zu viel an nicht brennbaren Resten anfalle, die Filter und Rauchabzüge verstopfen können. Ein Problem für das vollständige Recycling sind bereits die Kosten, wie eine einfache Rechnung belegt: Für vollständige Trennung von Glasfasern und Kunststoff werden fünf Euro pro Kilogramm veranschlagt. Lohnt sich das?