Mit beiden Beinen auf der Erde, griff er nach den Sternen.
Henri Jeanneau war 37 Jahre alt, als er die Hall Nautique de l’ Ouest gründete. Er liebte alles, was mit Geschwindigkeit zu tun hatte und war fasziniert vom Kick schneller Motoren.
Als er eines Sonntagmorgens seine Fensterläden öffnete, sah er ein Auto am Straßenrand stehen, an dem ein kleines Motorboot hing. Neugierig fragte er den Fahrer, wohin er damit denn wolle. Der Mann erklärte ihm, dass er an einem Motorbootrennen auf dem See ein paar Kilometer weiter teilnehme. Neugierig geworden, beschloss Henri Jeanneau ebenfalls zu diesem Rennen zu gehen. Es gefiel ihm so gut, dass er entschied, selber ein kleines Boot zu kaufen und ebenfalls Rennen zu fahren. Motorbootrennen waren damals in der Öffentlichkeit sehr beliebt.
Bald war er jeden Sonntag mit dem Boot auf dem Wasser. Ein Boot führt bekanntlich immer zum nächsten, und so begann er, sein eigenes Holzboot zu bauen und startete damit 1958 beim Rennen „6 Stunden Paris“, das er gewann. Henri war Rennfahrer durch und durch, und seine guten Ergebnisse beflügelten seine Begeisterung für den neuen Zeitvertreib. Als man ihn bat, ein spezielles Rennboot zu bauen, tat er sich mit Michel Rabier, einem Zimmermann aus Vienne zusammen, um den Auftrag auszuführen. Je mehr Rennen er fuhr, desto mehr Aufträge kamen rein.
Michel Rabier war begabt. Er konnte nicht nur schöne Boote bauen, auch seine Entwürfe zeigten, dass er ein Auge für Design hatte und ein guter Zeichner war. Am Anfang arbeitete Henri noch in der Eisenwarenhandlung der Familie und baute seine ersten Boote nebenher. Dann kaufte er Ende 1957 eine alte Gerberei neben dem Bahnhof von Les Herbiers und überzeugte seinen Freund Michel, dort seine Werkstatt einzurichten.

Damals brauchte man nur ein Schild an der Tür – Hall Nautique de l’Ouest –, ein paar Werkzeuge und einen talentierten und fleißigen Mitarbeiter, um ein Geschäfte zu führen und sich einen Ruf aufzubauen. Im Jahr 1960 verließ Henri Jeanneau die familiengeführte Eisenwarenhandlung, um sich ganz dem Bootsbau zu widmen. Die kleine Firma zog in die Avenue des Sables – die heute noch der Firmensitz ist – und gab sich den Firmennamen Jeanneau.
Bernard Gorsse, der Sohn einer der ersten Jeanneau-Bootsbesitzer, erinnert sich: „Die sonntäglichen Motorbootrennen waren total beliebt zu der Zeit. Mein Vater war ein versierter Rennfahrer. Außerdem gehörte er zu einer Gruppe von begeisterten Mechanikern, die daran experimentierten, Automotoren in Außenbordmotoren umzubauen. Sie waren 1947 die Pioniere, die einen der ältesten Motorbootclubs Frankreichs gründeten. Keiner von ihnen hatte einen professionellen Hintergrund, aber sie waren alle voller Enthusiasmus.


Mein Vater lernte Henri Jeanneau bei einem großen Bootsevent kennen. Sie waren beide verrückt nach Booten. Mein Vater bestellte zwei Rümpfe bei Henri Jeanneau, der sein Geschäft als Bootsbauer einige Monate später öffnen sollte. Spontan wurde mein Vater ein Fürsprecher der Werft, machte freiwillig Werbung für die Marke Jeanneau und rekrutierte sogar die ersten Händler. Wir gingen oft bei der Werft in Les Herbiers vorbei, um zu sehen, wie der Bootsbau sich entwickelte. Ich erinnere mich gut an die Werft und die erstaunliche Atmosphäre. Ich erinnere mich auch, dass Henri Jeanneau seine Boote selber testete und sie hart rannahm.
In den Augen des jungen Landjungen, der ich war, war dieser Typ, der diese tollen Boote baute, etwas ganz Besonderes! Man kann mit Recht sagen, dass Frankreich dank Jeanneau zum Motorbootfahren kam.“