Zu den jetzt im Schnellverfahren eingeführten Tools im Bootsbusiness gehören auch neue Techniken wie Videokonferenzen und Werft-Webinare. „Ich habe mir fest vorgenommen“, so Nils Schürg, „mehr Online-Meetings mit meinem Kunden zu machen und weniger zu reisen.“

Kein klarer Trend – oder doch?
Viele Händler erwarten für Deutschland einen regelrechten Run auf Neuboote im Laufe dieses Jahres – vorausgesetzt, die Corona-Pandemie verschärft sich nicht wieder. Dieser Boom hat zum Teil schon eingesetzt. Der einfache Grund dafür: Urlaubsreisen ins Ausland, vor allem teure Fernreisen und die Boots-Charter, dürften noch für einige Zeit nur mit Klimmzügen möglich sein. Hier ändert sich die Lage von Woche zu Woche, und damit auch das Verhalten der Boaties, die aufs Wasser wollen.
„Es könnte bei unseren Kunden eine Reaktion erzeugen: Jetzt erst recht“, so Richard Gründl. Ob es Nachhol-Geschäfte im Neubootbereich gibt, hängt auch von den Lieferzeiten der Werften für die Saison ab. Und so vermuten manche, der Gebrauchtbootmarkt werde zuerst wieder anspringen. „Die Kunden werden zunehmend ihre vorhandenen Boote aufrüsten und somit eine Investition in ein neues Boot verschieben.“ ist Björn Eismann von Premium Boating in Potsdam überzeugt.
Keinen klaren Trend gibt es bei der Einschätzung, wie gut 2021 aus Sicht der Bootshändler werden könnte. „Das ist ein Blick in die Glaskugel“, so Andreas Marz. Die Ansichten gehen hier weit auseinander. Sie reichen von der Erwartung „einer nachhaltigen Rezession“, die den Bootsmarkt „ähnlich hart treffen wird wie zur Finanzkrise“, wie Oliver Kulzer von Kielwasser Feine Boote aus Werder zu Bedenken gibt.

Auf der anderen Seite steht die Erwartung an die boot Düsseldorf 2021 „als Wendepunkt der Lage“. Dann, so sagt Nils Schürg, „werden sich Kunden vielleicht wieder mehr auf das Leben konzentrieren“ Schon im September soll das Cannes Yachting Festival regulär stattfinden, so jedenfalls die Erwartung der Veranstalter. Auch die deutschen Herbst-Bootsmessen in Werder, Friedrichshafen und Berlin liegen bisher im Plan.
Die Branche geht online
Eins ist jedoch klar: Die Branche wandert nachhaltig und schnell Richtung online – bei der eigenen Organisation und bei der Vermarktung. Diese Erkenntnis haben fast alle der befragten Unternehmer als Entwicklungs-Chance aus der Corona-Thematik gezogen. „Der Bootshandel wird sich stärker und schneller auf das Internet ausbreiten“, so Andreas Marz.
Die Inhalte, mit denen Kunden angesprochen werden, werden immer digitaler: mit online verfügbaren Informationen, Social Media, Videos. Aquamarin Boote aus Werder betreibt als eines von wenigen Unternehmen einen eigenen Videokanal auf Youtube. Hier werden die neuen Modelle von Prestige, Marex und Jeanneau mit gefilmten Bordrundgängen vorgestellt.

Man werde das digitale Marketing weiter entwickeln, sagt auch der Pardo- und Saffier-Importeur Dines Pontoppidan: „Im Moment ist es abseits der direkten Ansprache der einzige mögliche Kanal.“ Und in die Zukunft gedacht: „Hier arbeiten wir an neuen Lösungen, die uns auch nach der Krise zur Verfügung stehen werden.“