Stattdessen ackerte Sven. Ich half, wo ich konnte. Und voller Stolz kann ich behaupten: Mein Kaffee war nicht schlecht. Jedenfalls bekam mein Boot strahlend weiße neue Kleider, mein Konto eine Schlankheitskur. Es nahm um 6.000 Euro ab.

Sportliche Tage fürs Unterwasserschiff
Mein Vater begleitete mich in die Türkei. Jahrzehnte segelte er mit seiner Arkona 32 auf der Ostsee. Ihm habe ich meine Liebe zum Meer zu verdanken. Auf seinem Schiff sammelte ich erste Erfahrungen, machte alle Fehler, die man als junger, unerfahrener Segler nun mal macht. Zwar verging kaum einer meiner Sommerurlaube an Bord ohne Schäden. Ich verbuchte es aber jedes Mal als Erfolg, dass ich sein Schiff nicht komplett versenkte. Jetzt wollte ich ihm mein Revier zeigen – und hoffte, er wollte nicht Rache nehmen für das, was ich seiner Arkona antat. Die Sorge war unbegründet: Wir hatten eine herrliche Segelwoche.
Anschließend kam das Schiff aus dem Wasser. Ich war etwas aufgeregt, denn bislang hatte ich den Rumpf der Dilly-Dally nur abgetaucht. Und es stellte sich die Frage, wie das Unterwasserschiff unter dem englischen Rasen, also dem Bewuchs, wohl aussieht. Für die üblichen Arbeiten … Abschleifen, Antifouling, Anoden, Polieren – kalkulierte ich sportliche sechs Tage, dann sollte das Boot wieder ins Wasser. Wir waren ja schließlich zu zweit.
Doch die Zeit schmolz dahin. Erst verspätete sich das Auskranen um einen halben Tag, dann wurde das Einkranen um einen Tag vorverlegt. Heftiger Dauerregen klaute einen weiteren Tag. Hinzu kam, dass sich mein Vater eine heftige Erkältung eingefangen hatte und röchelte wie eine alte Dampflok. Ich verordnete ihm nach dem ersten Tag Bettruhe.

Untenrum wie neu, aber innen das Grauen
Die Sorgen, die ich mir um das Unterwasserschiff gemacht hatte, waren unbegründet. Unter dem grünen Teppich war der Rumpf tipptopp. Nach zwei Tagen im Akkord erstrahlte das Schiff untenrum wie neu. Nach einem Tag Polieren hatte ich sogar noch einen Tag Zeit bis zum Kranen. Was also tun? Ich machte mich an einen verstopften WC-Ausgang – und erlebte das Grauen.
Wie sich herausstellte, waren alle WC-Leitungen seit Jahren weder gereinigt noch ausgetauscht worden. Die 3,8 Zentimeter großen Durchlässe waren auf wenige Millimeter geschrumpft. Eine Mischung aus Fäkalien und Salzwasser hat sie verstopft wie eine Thrombose eine Ader. Hinzu kam, dass die Leitungen mittlerweile komplett ausgehärtet waren. Um sie auszutauschen, musste ich sie an mehreren Stellen durchtrennen.

Das Problem: Die Moody hat über zwölf Meter WC-Leitungen. Allein mehr als sechs Meter führen vom Haupt-WC bis zum nachgerüsteten Fäkalientank im Heck. Dort teilten sich die salzig-modrig glänzenden Leitungen mit dem markanten Mief. Ein Schlauch führte zu einer elektrischen Pumpe mit „Zerhacker“. Ein anderer – 2,50 Meter lang – ging zu einer Handpumpe, die wiederum von der Eignerkabine aus bedient werden kann. Ein weiterer Schlauch von gleicher Länge führte natürlich auch wieder zurück, ehe sie sich alle wieder vereinten, um zu einem gemeinsamen Abfluss zu werden.
Schläuche wie eine Serpentinenstrecke
Der Weg der Schläuche hinter der Verkleidung ähnelte Serpentinen. Kurve folgte auf Kurve. Es ging rauf und runter. Beste Voraussetzungen für eine Arterienverkalkung. Meine größte Sorge war, dass sich beim Zertrennen der steifen Schläuche – anders waren sie nicht aus dem Boot zu bekommen – auch, nennen wir es neutral, einige „Reste“ im Schiff verteilen. Unnötig zu erklären, dass die Rohre so verbaut waren, dass man eigentlich sein erstes Leben als Schlangenmensch im Zirkus verbracht haben musste, um sie zu erreichen.