Leo Sampson und seine Crew sind nach wochenlanger Vorarbeit endlich bereit zum Kielguss der Tally Ho. Es geht immerhin darum, acht Tonnen Blei in die vier Tonnen schwere Form zu gießen. Unter der Anleitung von Kiel-Maestro Doug aus Kalifornien haben Leo, Pete, Richard, Rowan und Patrick alles für den großen Tag vorbereitet.
Der riesige Schmelztiegel wurde gängig gemacht, auf stählerne Füße gestellt und auf das nötige Niveau angehoben. Die Rohre für den dreiarmigen Gasbrenner haben sie unter den Tiegel verlegt, mit Sauerstoffzufuhr versehen und eine perfekte Gussform gebaut. Jetzt, im Februar, ist endlich alles bereit für den Guss. Es ist ein bisschen wie in Schillers Ballade: „Heute soll die Glocke werden, frisch Gesellen auf zur Hand.“
Dabei läuft bei dem jungen Bootsbauteam unter Altmeister Doug alles recht entspannt ab. Am Vortag richten Pat und Rowan den Kessel aus, damit das flüssige Blei im richtigen Gefälle in die Form fließen kann. Die Form wird in der Halle zwischen der Tally Ho und dem Trawler Janna aufgebaut. Leo erklärt uns, warum: In der Halle auf dem glatten sauberen Untergrund sind Blei-Kontaminationen leichter zu beseitigen als draußen auf dem Sandboden. Außerdem lässt sich die Form besser bewegen und es gibt gutes Licht.
Safety First
Sicherheit schreibt man hier groß. Schon bevor Leos Team in Sequim den missglückten Bleiaufguss auf den alten Ballast startete, hat Leo sich darüber ausgelassen. Auch Kiel-Maestro Doug erklärt im Video sein Sicherheits-Konzept: Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Bleigießen, ist jetzt fast 70 Jahre alt – und seine Gesundheit und die seiner Mitarbeiter sind ihm wichtig.
OSHA, die US-Arbeitssicherheits- und Gesundheitsbehörde, hat seinen Betrieb in Santa Cruz untersucht. Dabei haben die Prüfer um die Bleiguss-Formen herum und am Körper von Doug kleine Filter eingesetzt. Damit wurde die Blei-Kontamination gemessen. Das Ergebnis: Keine Gesundheitsgefährdung konnte dabei festgestellt werden. Auch Dougs regelmäßige Blut-Untersuchungen zeigen keine Besorgnis erregenden Werte. Er sieht auch durchaus gesund und zufrieden aus.
Blei wird bei rund 350 Grad Celsius (550 Grad Fahrenheit) flüssig. „Abrauchen“, also giftige Dampfpartikel in die Luft abgeben, tut es aber erst bei rund 530 Grad Celsius (also 1.000° F). Und so heiß wird es beim Kielgießen nie. Dougs Konzept ist es daher, den Kiel der Tally Ho bei möglichst niedriger Temperatur zu gießen.