Der Ballast-Kiel ist in Position, jetzt geht es an die Rest-Arbeiten am Deck, bevor die Decksplanken (Strakes) gelegt werden. Zeal, der neue Schiffszimmerer, zeigt seine Qualitäten, Rowan schweißt die Bronze-Decks-Bänder und Captain Alex tauft ihre Roedda beim Neu-Stapellauf.
Leo Sampsons Team ist um einen wertvollen Zugang reicher. Zeal, ein echter Künstler unter den Bootsbauern, stammt von der Westküste, ist viel herumgekommen und setzt jetzt seine Fähigkeiten für die Tally Ho ein.

Er passt bestens ins Team, das inzwischen mit den Profis Pete und Richard sowie den beiden ehemaligen Volunteers Patrick und Rowan schon über längere Zeit stabil ist. Außer Jake, der im Januar nur kurz dabei war, haben wir lange keine anzulernenden Freiwilligen gesehen. Dafür sind Pat und Row schon jeweils zum dritten Mal über längere Zeit dabei. Gut so, denn bei der Vielfalt der Arbeiten hat keiner Zeit Neulinge anzulernen.
Die Arbeiten gehen zügig voran. Fast fünf Jahre sind vergangen, seit Leo im Juni 2017 das erste Mal mit der Tally Ho in Berührung kam und sich in die alte Lady verliebt hatte. Dank seiner Übersicht läuft der Neu-Aufbau sehr effizient, braucht aber seine Zeit. „Wann ist Stapellauf?“ „In zwei Jahren ungefähr“, lautet seine Standard-Antwort.
Letzte Arbeiten an der Deck-Unterkonstruktion
Nun geht es daran, die Unterkonstruktion des Decks fertig zu machen, damit die Decksplanken verlegt werden können. Sie liegen bereit, fertig weiß lackiert, denn das wäre nach der Montage schwierig. Man müsste über Kopf arbeiten und hätte viel Abklebe-Arbeit, außerdem würde der weiße Lack überall hintropfen. Zeal und Pat passen die letzten Unterschläge (Deck Blockings) ein.

Sie stabilisieren das Deck zwischen den Balken an besonders belasteten Stellen und nehmen lange Schrauben und Bolzen auf, wo die Decksplanken enden (Butts) oder schwere Ausrüstung wie die Ankerwinde angeschraubt wird. Als alle Decksbalken, Unterschläge und Schlingen (längsverlaufende Hölzer, auf denen Lukenrahmen und Kajütwände montiert werden) bereit sind, wird die ganze Unterkonstruktion noch mit mehreren Schichten Epifanes Bootslack überzogen.
Die Strakes werden nur verschraubt und später kalfatert, nicht verklebt. Leo achtet akribisch darauf, dass alle Holzteile gegen eindringendes Süßwasser geschützt werden. Das ist vor allem bei denen wichtig, an die man später nicht mehr herankommt.

Zugbänder aus Alu-Bronze versteifen das Deck
Leo hat sich eine Neuerung ausgedacht, die auf der Original Deckskonstruktion von 1909 nicht zu finden war: Diagonal verlaufende Zugbänder aus hochfester Aluminium-Bronze mit einem Querschnitt von 1/8″ x 2 1/2″ (ca. 3 x 65 mm). Ein großes Kreuz liegt vor dem Mast und zwei Diagonalen von der Mitte des Heckspiegels bis etwa Mitte Cockpit.
Sie sollen die ganze komplexe Rumpf-Deckkonstruktion gegen Verwindung stabilisieren. Damit hofft er Feuchtigkeitseinbrüchen durch die Decksnähte vorzubeugen. „Ich möchte nicht in einer nassen Koje schlafen!“ Fast jeder Holzschiff-Eigner hat schon einmal den „Tropfsteinhöhlen-Effekt“ kennengelernt, vor allem bei harten Seetörns oder ergiebigen Regenfällen.