Was machen wir hier eigentlich? Ist das Abenteuer Atlantikpassage vielleicht eine Nummer zu groß für uns? Was tun wir Hund und Katze eigentlich an? Die Zweifel werden mir aus dem Gesicht gewaschen. Die Dilly-Dally stampft in eine hohe Welle, vibriert kurz, dann spritzt die Gischt. Unten scheppert es.
Die Klappe, hinter der wir die Gewürze verstauen, hat sich geöffnet. Kleine Dosen mit Kräutern rollen durch das Boot und ziehen Spuren von Majoran, Rosmarin und Kümmel durch die Kajüte. Immerhin fällt die aufgeplatzte Tüte Zimt kaum auf. Das Pulver hat die Farbe des Holzbodens.

Wir kreuzen unter Motor und gerefftem Groß entlang der türkischen Küste. Der Windmesser zeigt in Böen 36 Knoten. Windstärke acht. 26 Knoten waren als Spitze angesagt, zudem sollte der Wind nicht direkt auf die Nase treffen. Kein guter Start. Arzum, Hund und Katze liegen in der Achterkabine. Bei Welle und Lage hat sich das bewährt. Und ich habe Platz im Mittelcockpit, mich um die Segel zu kümmern.
Was ein blöder Start!
Am ersten Tag unserer großen Fahrt werden wir von zwei Booten begleitet – Freunde aus Südafrika und Deutschland. Der erste Stopp soll Gemiler sein, eine kleine Insel mit Ruinen, 42 Seemeilen von Kas entfernt. Mit der Kreuz werden daraus knapp 50 Meilen. So unbeschwert und voller Vorfreude unsere Abschiedsparty vor zwei Tagen war, so schwer fiel der Abschied.

Wieder versammelten sich Freunde und Arzums Familie am Steg. Doch diesmal war es emotionaler. Es flossen Tränen. Dann legten wir ab. Ein merkwürdiges Gefühl, die gewohnte Kulisse zu verlassen, so als würden wir mal eben in die nächste Ankerbucht fahren, aber zu wissen, dass wir vielleicht erst in einigen Jahren zurückkehren.
Für Arzum war der Abschied deutlich schwerer als für mich. Sie lebt seit vielen Jahren in Kas, ihre Familie wohnt dort, die Freunde. Aber auch ich hatte Kas in den vergangenen dreieinhalb Jahren als neue Heimat schätzen gelernt.
Von der Halbinsel winken uns Bekannte von ihren Balkonen zu. Auf der Küstenstraße begleiten uns Freunde in ihrem Auto. Scheiden tut weh. Und dann, statt eines entspannten Segeltags, kämpfen wir mit Wind und Wellen. Was ein blöder Start!

Natürlich hätten wir noch ein, zwei Tage länger in Kas bleiben können, aber meine Ungeduld nahm von Tag zu Tag zu. Am liebsten wäre ich bereits Anfang Juni losgesegelt, um möglichst den Meltemi zu vermeiden, der im Sommer in der Ägäis tobt. Aber die Vorbereitung, und Murphy an Bord, hatten die Pläne zunichte gemacht.
Schwimmendes Vehikel
Und selbst jetzt, Ende Juni, scheint es mir, als sei die Abfahrt überhastet. Die Vorderkabine sieht aus wie die Wohnung eines Messis. Mehr und mehr Klamotten verstauen wir einfach auf den Betten. Ein Zelt für die Katze, Flossen und Tauchequipment, Lebensmittel und literweise Soda-Wasser.