Wie versprochen hat es weniger als drei Monate gedauert: Für den seit Januar 2023 zahlungsunfähigen Maritimhändler A. W. Niemeyer gibt es eine Entscheidung, aber keinen neuen Besitzer. Niemand wird das 1745 in Hamburg gegründete Unternehmen weiterführen.
In der am Montag, 3. April, verbreiteten Mitteilung des Insolvenzverwalters wurden Details bekannt. „Am 1. April 2023 hat das Amtsgericht Hamburg das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Bootsausrüsters A.W. Niemeyer (AWN) eröffnet. Seit Ende Januar war AWN auf Investorensuche.
In diesem zweistufigen Prozess hatten zunächst sechs Investoren konkretes Interesse an einer Übernahme von AWN signalisiert, weswegen die Hoffnung groß war, dass AWN erhalten werden kann. Ab Mitte März reduzierte sich die Anzahl der Interessenten nach Durchführung der Unternehmensprüfung (due diligence) jedoch kontinuierlich.“
Letzter Interessent sprang ab
Es ging nicht gut aus: „Am vergangenen Freitag scheiterten die Verhandlungen mit dem letzten verbliebenen Interessenten. Hintergrund sind zum einen angestrebte Mieterhöhungen von der Vermieterseite und zum anderen die nur noch geringen Margen im stationären Einzelhandel.“
AWN wird laut Mitteilung des Insolvenzverwalters Stefan Denkhaus nun kurzfristig mit dem Räumungsverkauf an allen Standorten beginnen, der bis Ende Mai dauern soll.
Rechtsanwalt Stefan Denkhaus: „Es tut mir vor allem für die rund 100-köpfige, hoch motivierte Belegschaft von AWN sehr leid. Diese war zu massiven Einschnitten bereit, um einen Beitrag zu leisten, damit die nachhaltige Verlustsituation gestoppt werden kann.“
Seine Analyse: „Der stationäre Einzelhandel kann mit den im Online-Handel erzielbaren Margen nicht konkurrieren, muss aber bei den Verkaufspreisen mitgehen. Deshalb ist der Niedergang weiter Teile des Einzelhandels in den Städten derzeit aber kaum zu bremsen und A.W. Niemeyer steht beispielhaft für diesen negativen Trend.“
Großes Ziel für den Insolvenzverwalter
Der Insolvenzverwalter war mit einem großen Ziel angetreten. „Unser Ziel ist es, das Unternehmen mittels eines strukturierten Investorenprozess neu aufzustellen. Aufgrund des jetzt schon großen Investoreninteresses bin ich optimistisch, dass das gelingen wird.“ so Stefan Denkhaus.
Aus dem Boom der Wassersportwirtschaft der vergangenen zwei Jahre hatte das 1745 gegründete Unternehmen offenbar nicht dauerhaft Kapital schlagen können – trotz einer eigenen, sehr gut besuchten Wassersportmesse im Firmensitz in Hamburg und einer Inwater-Schau an der Elbe.