Jetzt beginnt mit dem Ausverkauf der Schlussspurt beim Hamburger Marinefilialisten A. W. Niemeyer. In allen noch verbliebenen Filialen, wo vor wenigen Wochen noch das „Frühlingserwachen“ begangen wurde, werden jetzt die Regale leergeräumt.
Am Freitag kündigte der Insolvenzverwalter kurzfristig den Räumungsverkauf per Pressemeldung an. Rabatte von 25 Prozent gewährt das Traditionshaus ab heute (17. April) auf sein Sortiment. A. W. Niemeyer ist neben seinem Haupthaus am Hamburger Holstenkamp auch mit Filialen in Kiel, Lübeck, Dormagen, Berlin-Reinickendorf und -Adlershof sowie in Wien vertreten.

Wer dagegen voraussichtlich in die Röhre schauen wird, sind die Gläubiger des Unternehmens. Denn fast zeitgleich zur Ankündigung des Ausverkaufs ist am 13. April 2023 beim Amtsgericht Hamburg die Anzeige des Insolvenzverwalters eingegangen, dass bei der A. W. Niemeyer GmbH „drohende Masseunzulänglichkeit vorliegt“. Zu deutsch: Es ist nicht mehr genug da, um im Insolvenzverfahren alle Verbindlichkeiten des Unternehmens zu bedienen.
Ende nach fast 300 Jahren
Erst dann sind die übrigen Gläubiger dran – und nur dann, wenn noch etwas zu verteilen ist. Kein schönes Ende für das vor 278 Jahren gegründete Unternehmen, das im Januar 2023 für die Öffentlichkeit überraschend seine Zahlungsunfähigkeit einräumen musste – trotz Expansionskurses mit der übergroßen Hausmesse Hamburg Boat Show, der Eröffnung eines Popup-Stores und einer neuen Berliner Filiale direkt am Wasser.

Auch in der jüngsten Pressemitteilung vom vergangenen Freitag nennt das Unternehmen als Gründe für den Niedergang noch einmal verspätete Waren-Lieferungen durch Corona-Lockdowns und starke Kaufzurückhaltung im Zuge des Ukrainekriegs. Damit fand sich niemand, der neu investieren wollte.