Nach seinem ersten, „vergeigten“ Projekt einer Weltumsegelung will Johannes Li nun neu anfangen. Mit achtzehn Jahren war das Heimkind aus Erfurt im Juni 2022 wie ein Komet auf facebook erschienen und schaffte es, die Community innerhalb kurzer Zeit zu spalten. Die einen waren dem jungen Segler zugetan, die anderen zerrissen ihn in ihren Kommentaren. Dem Algorithmus der Plattform gefiel das. Die Reichweite des jungen Mannes stieg in kürzester Zeit gewaltig an. Seinem Ruf tat das nicht gut.

Die Stimmung kippt
Johannes Li trat mit einer Verve im Netz auf, die vielen nicht gefiel. Er kommentierte kritisch bis dreist, mischte sich ein, war überall präsent. Sein Ton scharf. Er schlug Kommentarschlachten mit seinen Kritikern, zwischen Wissen und jugendlichem Leichtsinn. Es ist erstaunlich, mit wie viel Ablehnung manche Menschen auf den jungen Mann reagierten. Er hatte etwas, was viele aus der Deckung lockte. Die Stimmung verschärfte sich. Was ist das für ein Mensch, der so schnell so viel Kritik auf sich ziehen kann?
Johannes Li hat eine Behinderung. Er hat Asperger-Autismus. Das Asperger-Syndrom ist eine Variante des Autismus und eine neuronale Entwicklungsstörung. Festgestellt wurde diese Einschränkung bei ihm im Alter von zehn Jahren. Der Junge mit chinesischen Wurzeln wuchs in einem Kinderheim auf. Sein Behindertenausweis bestätigt ihm einen Grad der Behinderung von 80.

Merkmale von Asperger-Autismus sind Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation, sowie Unterschiede bei der Wahrnehmung und Reizverarbeitung. Auch bei Johannes Li wirkt sich seine Behinderung auf die Sprachkompetenz aus. Er ist ein kluger junger Mann – der aber oft nicht durchschaut, was andere Menschen meinen, wenn sie etwas sagen. Er kann nicht zwischen den Zeilen lesen. Ein besonderes Manko, wenn man in Social-Media-Kanälen unterwegs ist.
„Ich bin einfach ins Netz gegangen und habe gepostet. Durch meine Behinderung konnte ich viele Kommentare nicht einordnen und habe mich mit Menschen angelegt. Und mit meinen 18 Jahren dachte ich, ich müsse dick auftragen, um gesehen zu werden.“
Johannes Li braucht Hilfe
Die fand er unter anderem bei Mac Conin, der als Werber über viele Jahre eine Agentur leitete und sich mit Kommunikation gut auskennt. Er half Li, Kommentare besser zu lesen und zu verstehen, und unterstützt ihn jetzt bei seiner neuen Kampagne. So kann Li mit seiner Störung angemessener reagieren: „Ich lerne bewusster zu kommunizieren, damit auch das ankommt, was ich vermitteln möchte. Mein Team hilft mir dabei, Kommentare besser einzuschätzen.“
Er habe jetzt gelernt zu unterscheiden, dass Kritik an seiner Projektführung nicht gleichzeitig Kritik an seiner Person bedeute, erklärt Johannes Li auf der boot Düsseldorf am Stand von Trans Ocean, der zentralen Anlaufstelle für Blauwassersegler im Internet. Auch hier herrscht Skepsis, denn Lis Auftreten ist forsch und ihm eilt sein Ruf voraus.

Aber der junge Segler hat immer noch ein großes Ziel: „Mit professioneller Hilfe von meinem kleinen Team will ich als erster Mensch mit Autismus einhand um die Welt segeln. Mit meinem Projekt will ich auch geistig behinderte Menschen ins Segeln bringen“, führt er aus. „Sie sollen sich mit ihrer Einschränkung nicht ausgegrenzt fühlen.“
Auf seiner Seereise will er deshalb mit Schulen, Organisationen und mit Elterngruppen von autistischen Kindern in Kontakt treten und so mehr auf die Probleme von Autisten aufmerksam machen. Zu seinem Neuanfang sagt Li: „Ich habe erkannt, welche Chance ich habe, etwas „Richtiges“ zu machen. Deshalb wollte ich noch mal sauber, noch mal neu anfangen.“ Als das was er ist: Ein junger Segler mit Autismus.
Was lernt man mit Asperger-Autismus beim Segeln?
„Autisten haben Probleme mit Situationen, die nicht so leicht zu kontrollieren sind. Die hat man ja beim Segeln sehr häufig“, weiß er aus eigener Erfahrung. Die meisten Autisten bräuchten Berechenbares. Die Dinge müssten am besten einer festen Routine folgen. Auf See kann sich jederzeit etwas ändern. „Das Unvorhersehbare der See ist auch der Grund, warum sich viele gar nicht vorstellen können, das zu machen. Ich möchte zeigen, dass es trotzdem möglich ist“, so Li.
Ein Kommentar
Leider habt ihr vergessen, dass JoLi auch nicht wirkliche Erfahrung im segeln hat und den einen oder anderen Bock geschossen hat.