Geschafft! Erschöpft, aber zufrieden halte ich die Autorización de Arribo, das finale Dokument der Einklarierung, in meinen Händen. Wer schon mal in Mexiko einklariert hat, weiß, wie beschwerlich das ist, insbesondere nach einer anspruchsvollen Überfahrt.
Ich kam, als ich diesen Beitrag schrieb, aus Key West. Der südlichste Zipfel der USA ist ein beliebtes Ziel, um Ersatzteile zu kaufen. Hier in Mexiko sind sie nur sehr schwierig zu bekommen. Drei Tage dauert die Überfahrt nach Isla Mujeres, was so etwas wie mein zweiter Heimathafen geworden ist. Der Wind passt, mit gut zwanzig Knoten weht es aus Nord. Eine für diese Jahreszeit übliche Kaltfront versorgt mich mit raumem Wind über die gesamte Strecke von rund 350 Seemeilen.

Die letzten 24 Stunden, also die Überfahrt der Straße von Yucatan, sind allerdings rau und beschwerlich. Das war zu erwarten, schließlich trifft dort der kräftige Nordwind auf den nach Norden setzenden, mächtigen Yucatan-Strom. Eine Waschküche im Schleudergang, wie ich schon am eigenen Leib erfahren habe. Auch von den für diese Breiten üblichen angenehmen Temperaturen ist wenig zu spüren.
Als mir dann während der Ansteuerung im Morgengrauen noch der Keilriemen reißt, ist das einer dieser Momente, in welchen der Gedanke an ein normales Landleben durchaus an Attraktivität gewinnt. Aber zum Glück nur kurz.

Es zeigt einen Segler mit dichtgeholten Segeln hart am Wind aus der betonnten Fahrrinne herauskommen, der quer über ein markiertes Flach steuert. Seine Geschwindigkeit ist beachtlich, das Wasser ruppig, es weht ordentlich. Im Hintergrund überschlagen sich Stimmen: „Der spinnt doch!“, „Gleich knallt’s!“ und „Wieso bleibt der nicht im Fahrwasser?“.
Mein Fehler: Ich öffne Facebook
Es knallt jedoch nicht, und die Segelyacht erreicht ohne Probleme wieder tiefes Wasser. Das Boot hält auf die Marina zu. Kurz vor der Boxengasse kommen die Segel runter. Es scheint einen Moment unkontrolliert zu driften, bevor es, viel zu langsam für den starken Wind, unter Motor in die Boxengasse einfährt. Oder besser, hineintaumelt wie besoffen. Immer wieder scheint der Skipper die Kontrolle über sein Boot zu verlieren. Der Wind drückt ihn schließlich gnadenlos an die leeseitigen Dalben, wo er unsanft zum Stehen kommt.
Im Hintergrund wird das unglückliche Manöver dieses scheinbar rücksichtslosen Anfängers mit Unverständnis und auch ein bisschen Häme kommentiert. Irgendwie scheint der Kameramann beinahe ein bisschen enttäuscht darüber zu sein, dass gar nichts passiert ist. Kein im Flach abgerissener Kiel, keine Schneise der Zerstörung, irgendwie schade. Stattdessen beginnt sich das Boot nun langsam Richtung Box zu verholen.
Wenn man genau hinschaut, sieht man eine Leine, die der Skipper während des Videoschnitts ausgebracht haben muss. Dann endet das fragwürdige kinematische Werk abrupt, und ich scrolle durch die Kommentare.