Als ich den Kaufvertrag für die Dilly-Dally, eine Moody 425, Mitte September unterzeichnete, stand ich in nassen Hosen in einem kleinen Büro in einer Seitenstraße nahe des Hafens im türkischen Küstenort Marmaris. Peter, der Broker, hatte den Kaufvertrag vorbereitet. Hugh, der Vorbesitzer, ein älterer, hagerer Südafrikaner mit Sonnenhut, tänzelte aufgeregt zwischen den Stühlen. Seine Gemütslage schwankte zwischen Euphorie darüber, das Schiff so schnell verkauft zu haben, und Enttäuschung. Sein Traum, noch einige Jahre im Mittelmeer zu segeln, wurde damit endgültig mit Brief und Siegel ad acta gelegt.
Während ich den Deal mit einem flinken Kugelschreiberstrich besiegelte, hörte ich meinen Kumpel Stephan hinter mir kichern. Die Kamera in seiner Hand visierte meinen Allerwertesten. „Sorry, musste ich filmen“, sagte Stephan. Es sah aus, als hätte ich mich vor Freude eingenässt. Grund dazu hätte ich alle Male gehabt. Denn in dieser Minute wurde klar, dass ich in zweieinhalb Wochen mit Seesack und Pack umziehen würde – von Deutschland auf die Dilly-Dally. Mit dem Kaufvertrag kaperte ich quasi Hughs Traum. Die nasse Hose aber ermahnte mich, dass noch einige Veränderungen am Schiff anstehen würden.
Nach dem Probeschlag hatten wir wieder Anker in der Bucht von Marmaris geworfen. Peter, Hugh und ich setzten mit dem kleinen Beiboot über, Stephan zog es vor direkt mit einem Kopfsprung ins kristallklare Mittelmeer zu hüpfen, um an Land zu kraulen. Als wir uns in der auffrischenden Brise und den kleinen, spitzen Wellen mit dem 2,3-PS-Honda-Außenborder im Schneckentempo ans Ufer vorgekämpft und die eine oder andere Welle geschluckt hatten, war Stephan bereits von der Septembersonne getrocknet. Meine Hose hingegen war immer noch geflutet. Und so stand ich nun da, in dem Büro, glücklich und immer noch nass, und stieß auf den Deal an. Peter hatte aus seinem Kühlschrank vier kalte Bier gezaubert, eine griechische Marke mit dem poetischen Namen „Prost.“
Während wir das Bier leerten, ging ich im Kopf die Liste durch, was ich an der Dilly-Dally noch verändern müsste. Ganz oben auf der Liste stand nun: ein neues Schlauchboot. Etwas größer, mit festem Rumpf, seegängiger, dazu ein passender Außenborder mit ein bisschen mehr Power. Alleine würde ich aber Schwierigkeiten haben, das Boot an Deck zu hieven. Davits am Heck wären die Lösung. Außerdem könnten darauf auch die Solarpanele montiert werden, die ich nachrüsten wollte, um möglichst autark zu sein. Der Plan war da, aber auch die Erkenntnis, dass ich allein die Arbeiten nicht stemmen könnte. Ein Journalist, der Islamwissenschaften studiert hat, ist nicht unbedingt der beste Handwerker. Ich brauchte Hilfe, das war klar.