Dabei könnten Alex und Ari kaum unterschiedlicher sein: der junge, extrovertierte Vorzeigeathlet mit Hochglanztauglichkeit gegen old Knitterbacke.
Alex Thomson hat zum wiederholten Male sein hochgezüchtetes Schiff so strapaziert, dass er das Rennen bereits vor Kapstadt aufgeben musste. Der Zwang zum Rekord saß ihm im Nacken. Ari Huusela behandelt seine Stark eher wie einen Bierkutscher-Kaltblüter – und schipperte unbeirrbar aufs Ziel zu: „I am not in a hurry.“ Der Letzte wird der Erste sein.
Auch beim Thema Medienpräsenz und Sponsoren konnte Ari Huusela auf der Expertise von Alex Thomsons Team bauen. Ob er sich allerdings als Model in einer Hugo-Boss-Kollektion so gut machen würde wie Alex? Zum Glück nicht. Er sähe aus wie reingehauen. Genau das bringt ihm so viele treue Fans.
Ari Huusela bei Vögeln und Fischen
Finnen gelten als maulfaule Eigenbrötler mit großem Herzen, das man nur mit einer XXL-Flasche Schnaps aufschließen kann. Segeln passt bestens in dieses Bild. Profi-Segeln schon weniger. Profi-Segler sind darauf angewiesen, sich als wandelnde Litfaßsäulen für Großsponsoren zu empfehlen. Sie müssen sich als Marke entwerfen, in die es sich aus Image-Gründen zu investieren lohnt. 24 Stunden Zahnpastalächeln.
Aris Landsmann Tapio Lehtinen tat sich beim Golden Globe Race schwer: „Ich musste täglich einen Tweet absondern. Es ging mir gegen den Strich, das gleiche Medium wie Donald Trump zu benutzen …“ Aber Klappern in den sozialen Medien gehört zwangsläufig zum Handwerk.
Und das waren dann auch noch Meldungen wie diese, abgesetzt vor der Südspitze Neuseelands: „STRESSIG NAHE ZUM LAND“. Dann heute früh: SCHLECHTE STEUERFÄHIGKEIT WG. SEEPOCKEN, MUSSTE FÜR LEE-RAUM WENDEN.“
Athleten in der zweiten Hälfte ihres Lebens
Bei der Vendée Globe haben die Athleten in der zweiten Hälfte ihres Lebens wie Jean Le Cam oder Miranda Merron mit ihrem ganz eigenen Stil einen Ausweg aus der Misere gefunden. Modelagenturen haben eine Unterabteilung, die Typengalerie für nicht genormte, aber interessante Menschen. Sie sind diese Typen. Und an erster Stelle dieser Riege: Ari Huusela.

Gefragt, wie es ihm kurz vor der Ankunft geht, sagte Ari Huusela: „Ich bin einfach superglücklich, im Rennen zu stehen, dort wo ich bin.“ Auf den letzten Seemeilen genoss er noch die letzten drei Portionen Caramel Beurre Sale aus seinem Bordproviant.
Ari Huusela wirkt wie der Prototyp eines Mannes, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Aber er hält sich als Luftfahrtkapitän und Skipper am liebsten in Elementen auf, für die der Mensch nicht eingerichtet ist: Luft und Wasser.
Es ist immer grüner auf der anderen Seite, bei den Vögeln und Fischen. Dieser menschheitsalten Sehnsucht in aller Gelassenheit zu folgen, macht Ari Huusela zu einem Helden außer Konkurrenz bei dieser Vendée Globe. Man fiebert nicht mit ihm mit. Man träumt mit ihm.