Beim aktuellen Leg des Ocean Race gibt es in Kiel keinen Zwischenstopp, ein Fly-By der Rennboote in der Kieler Förde vermutlich diesen Freitag muss reichen. Dabei ist die Landeshauptstadt dieser Weltumseglung eng verbunden – wegen einiger Kieler Studenten.
Die Crew der jungen Bärtigen ging vor 50 Jahren beim Whitbread Round the World Race, dem Vor-Vorgänger von The Ocean Race, an den Start. Am 8. September 1973 wurde vor Portsmouth in England erstmals eine Flotte von 16 Yachten zur Urmutter der Team-Weltumseglungen um die Welt geschickt. Mit dabei: die „Peter von Danzig“ des Akademischen Segler-Vereins in Kiel mit einer Crew aus insgesamt 15 Studenten.
Von der Steganlage des ASV an der Kiellinie waren sie in ihr Abenteuer gestartet. Und dort wird das historische Schiff vom 22. bis 24. September wieder erwartet, wo die Rückkehr der Kieler Segelpioniere von 1973 groß gefeiert wird.
Erste Rundum-Regatta mit vollständiger Crew
Die von der englischen Brauerei Whitbread gesponsorte Regatta war das erste Rennen rund um die Welt, das für Segelboote mit vollständiger Crew ausgeschrieben war. Der Kurs folgte in vier Etappen der Route der Rahsegler, die während des 19. Jahrhunderts ihre Handelsladung um die Welt transportierten.

Wettsegelnd sollte es von Portsmouth nach Kapstadt in Südafrika gehen, dann nach Sydney in Australien, von dort nach Rio de Janeiro in Brasilien und schließlich wieder zurück nach Portsmouth. Dem ersten Durchgang folgten bisher 13 weitere Auflagen der Regatta. Siebenmal fand sie als Whitbread Round the World Race statt, seit 2001 als Volvo Ocean Race.
Beim ersten Start waren die Studenten des Akademischen-Segler-Vereins in Kiel nicht nur dabei, weil der Sponsor eine großzügige Versorgung mit Bier während der ganzen Wettfahrt zugesagt hatte. Nach mehreren Atlantiküberquerungen und anspruchsvollen Segeltouren hatten die angehenden Akademiker sich einen sehr guten Ruf ersegelt.
Neun Kieler segelten um die Welt
Als bekannt wurde, dass es eine Segelregatta für Mannschaftsboote um die Welt geben sollte, wollten die Kieler Studenten sofort dabei sein. Von ihnen segelten neun um die ganze Welt. Die 1936 gebaute „Peter von Danzig“ brauchte 204 Tage auf See. Damit war es das letzte der 14 Boote, das die Regatta regulär abschloss.
Auf den 27.000 Seemeilen nahm das Rennen im Südpolarmeer einen tragischen Verlauf: Drei Segler verloren bei extremen Wetterbedingungen ihr Leben, sie gingen über Bord und konnten nicht gerettet werden. Die „Peter von Danzig“ blieb von dramatischen Vorfällen verschont.
float traf die Protagonisten zum Gespräch
Die alte „Peter von Danzig“ wurde vor einigen Jahren an einen neuen Eigner übergeben und segelt heute als „Peter von Seestermühe“ unter anderem über den Atlantik, wie float-Autor Tommy Loewe es in seiner Reportage Mit dem Peter über den Atlantik beschreibt.
float-Autor Michael Krieg hat einige der Protagonisten von damals zum Gespräch getroffen. In einer Miniserie berichten wir deshalb in diesem Sommer vom Abenteuer Whitbread Race aus Kieler Studentensicht.
Das Klassentreffen mit der Roten Laterne von 1973 und weiteren deutschen Whitbread-Yachten findet vom 22. bis 24. September 2023 auf der Kieler Förde und dem Gelände des Akademischen Segler-Vereins statt.