Feuerrot spiegelt sich die Glut des Schmelztiegels auf den silbernen Schutzanzügen der Männer der Port-Townsend-Gießerei, als sie den Tiegel aus dem Ofen heben. Weißglühend ergießt sich die flüssige Bronze in die Sandform der großen Bodenwrange. Seit mehr als zwei Jahren ist Leo Sampson jetzt mit dem Wiederaufbau des Rennkutters „Tally Ho“ beschäftigt. 1910 von Albert Strange gezeichnet und in England gebaut, war er Gewinner des Fastnet-Race von 1928.
Die Gußform kühlt ab und es folgt die bange Frage: Hat der Sand gehalten, ist der Guß gelungen? Eine Sandform ist ihnen schon auseinandergefallen, zum Glück vor dem Guss. Das würde bedeuten: nochmals stundenlang Sand schaufeln und verdichten in dem dreiteiligen Formkasten. Rückschläge bleiben halt nicht aus.


Ein Team für die Tally Ho
Nachdem er den letzten Winter alleine vor dem Mammut-Projekt stand, unterstützt ihn jetzt ein Team von sechs Mitarbeitern: Bootsbauer und freiwillige Volunteers, die etwas lernen möchten. Der neueste Zugang ist Will, ein junger Kerl aus Sequim, der beim Segeln auf der Bucht von dem Projekt in seiner Nachbarschaft „Wind“ bekommen hat und jetzt ein paar Wochen mithilft.

Simply the Best
Die Arbeit, die Leo Sampson mit seinem Team leistet, ist das Beste vom Besten – jeder Schritt ist genauestens durchdacht. Dank der finanziellen Unterstützung, die er aus aller Welt über seine Fangemeinde auf Youtube und in den sozialen Netzwerken erhält, kann er auf bestes Material und Profi-Werkzeuge zurückgreifen.
Und Bronze ist das beste Material, das man für die Wrangen, Knie und Bugbänder (Breasthooks) verwenden kann – auch wenn es arbeitsaufwändig, zeitintensiv und teuer ist. Mit Pete Langley von der PTF-Gießerei hat er außerdem einen Partner gefunden, der mit Freude das Projekt begleitet.
Traditionelles Handwerk in Port Townsend

Stolz führt er uns im Video durch sein Formenlager und die verschiedenen Werkstätten und stellt dabei sein junges Team vor. Er hat die 1883 gegründete Gießerei genau 100 Jahre später mit seiner Frau Gaby übernommen und kann sich über fehlende Aufträge in dem Traditions-Handwerk nicht beklagen.
Viel Arbeit, viel Spaß
Rosie, Will und Matt helfen in der Gießerei, während Pete der Schiffsbauer, David und Leo in Sequim die ersten Bodenwrangen einbauen. Das ist ein langwieriger Prozess, der sich aus vielen Arbeitsschritten zusammensetzt und den Pete, wie bekannt, mit seinem trockenen Humor würzt.
Für Spaß sorgt ein Holzpuzzle, das ein Unbekannter geschickt hat. Alle versuchen sich daran, bis Pete und Leo schließlich durch Zufall des Rätsels Lösung finden. Will schafft es nicht und nimmt kurzerhand die Bandsäge zur Hilfe.
Der Chef legt Hand an
Leo setzt den letzten Bronze-Bolzen in den Achtersteven im Propellerbrunnen (der Auschnitt für den Propeller), er ist 19 mm stark und fast einen Meter lang. Mit vielen Schlägen mit dem Fäustel-Hammer auf die Hutmutter treibt er den Bolzen ins Holz. Die Scheibe wird mit Baumwolle gedichtet und die Mutter sauber vernietet und gekörnt. Sie soll nie wieder aufgehen.


Zum Schluss widmet er sich den letzten Schablonen für die Gießerei: Bugbänder und Horizontalknie fehlen noch. Jedes einzelne ist für sich ein kleines Gesellenstück.
Viel Spaß beim Zuschauen. Hier unterstützt ihr das Refit-Projekt: Tally Ho