Normalerweise werden Boote in ihrem natürlichen Element getauft. Manchmal auch dort, wo man Schiffe liebt: Auf der weltgrößten Bootsmesse. So geschehen vor weniger als acht Tagen. Zum zweiten Mal in der Geschichte der boot Düsseldorf ist ein Boot der deutschen Seenotretter bei laufendem Messebetrieb getauft worden.
1990 war es das Tochterboot eines Seenotrettungskreuzers, dieses Jahr ist es ein Seenotrettungsboot, das die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit an den Rhein gebracht hat. Das 10,10 m lange Boot mit der internen Bezeichnung SRB 73 kam direkt von der Werft zur Messehalle 14. Und es steht dort, am Stand der Seenotretter, noch bis zum Ende der weltgrößten Bootsschau am Sonntag.
Boote, die wie Spender heißen
Am ersten Messetag, die 50. boot ist gerade eröffnet, sammeln sich um kurz nach 11 Uhr Besucher rund um den Messestand, um die Taufe live zu erleben. Während die Taufvorrichtung zum Zerschlagen der Sektflasche noch einmal geprüft wird, läuft ein kleines Unterhaltungsprogramm. Um 12 Uhr ist es soweit: Petros Michelidakis, Chef der boot Düsseldorf, würdigt die Arbeit der Seenotretter. Moderiert durch DGzRS-Pressesprecher Christian Stipeldey bedankt sich Kapitän Udo Helge Fox, als Mitglied der Geschäftsführung, für die Unterstützung der Seenotretter. Und besonders für jene Spende aus einem Nachlass, der zur Finanzierung des Boots beigetragen hat.

Dass die Arbeit der Seenotretter komplett spendenbasiert ist, hebt auch Surfprofi Bernd Flessner hervor. Er weiß und berichtet aus eigener Erfahrung, wie anspruchsvoll die Seenotrettung auf der Nord- und Ostsee ist. Selbst war er schon zweimal auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen. Eine Abbergung auf der Nordsee hat auch float-Autor Stephan Boden schon erlebt. Helmut Elsner, der Sohn des Erblassers, und Stationsleiter Hans-Jürgen Naumann richten ebenfalls ein paar Worte an das Publikum. Dann steht die Schiffstaufe an. Gabriele Dorfstecher, die Schwiegertochter des Spenders, tauft das Boot auf den Namen ihres Schwiegervaters. SRB 73 heißt nun „Gerhard Elsner“.
Spezialschiff für alle Wetterlagen
Die „Gerhard Elsner“ wird nach Messeschluss noch einen kurzen Aufenthalt in der Werft haben. Anschließend löst der Neubau das Seenotrettungsboot „Walter Rose“ in Kiel-Schilksee ab. Mit 380 PS ist der Neubau stärker motorisiert als der Vorgänger. Vormann Hans-Jürgen Naumann zeigte sich beeindruckt von den Fahreigenschaften dieser Generation von Rettungsbooten. In dem vielbefahrenen Revier auf der Kieler Förde gibt es regelmäßig Einsätzen für die rund 25 freiwilligen Rettungsleute der Station Schilksee, gemeinsam mit dem in Laboe stationierten Seenotrettungskreuzer Berlin.

Die Flotte der Seenotretter gehört mit zu den modernsten der Welt, gefahren von rund 1.000 festangestellten und freiwilligen Seenotrettern, die Nordsee und Ostsee absichern. Das frisch getaufte Boot verfügt über modernste nautische Ausrüstung und über eine umfangreiche Rettungsausrüstung.
Christian Schmoll, Geschäftsführer der Erbauer-Werft Tamsen Maritim, erklärt das Besondere dieses Bootstyps. Die Rettungsboote der Seenotretter sind absolute Spezialschiffe. Sie erreichen eine hohe Endgeschwindigkeit, bieten gute Schleppeigenschaften und können sich im Falle einer Kenterung selbständig wieder aufrichten. Auch heftigste Grundberührungen müssen sie schadenfrei überstehen.