Die „Wattwanderung“ des 10-jährigen Pferds Napoleon vor der schleswig-holsteinischen Westküste nahm am heutigen Sonntag (12. September 2021) ein glückliches Ende. Gegen 8.30 Uhr erfuhren die Seenotretter von einem Pferd im Wesselburener Watt. Etwa zwei Seemeilen, also gut 3,5 Kilometer vor der Küste hatten Fischer bei ablaufendem Wasser nahe der Tonne 45 das Tier entdeckt. und es war gesattelt. Möglicherweise war also ein Mensch in Seenot.
Das konnten die Seenotretter schnell ausschließen. Denn einer aus der Crew wusste, dass beim Verladen von Pferden in St. Peter-Ording am Vortag ein Tier ausgebüchst war, so Matthias Claussen, Vormann des eingesetzten Boots. Schnell recherchierte die Landrettungsleitstelle Nord die Besitzerin des Tieres – und dass es sich um das vermisste Pferd handelt. Kein Mensch in Gefahr also!
Dann ging es los. Die Seenotretter fanden den zehnjährigen Napoleon auf der Südseite der Eidermündung. „Er muss also in der Nacht durchs Fahrwasser geschwommen sein“, vermutet Vormann Claussen. Von schwimmenden Hirschen und herrenlosen Booten, die allein unterwegs sind, liest man öfter einmal. Aber ein Pferd?
Wer hilft bei Flachwasser? Die Feuerwehr!
Trotz des geringen Tiefgangs des Seenotrettungsboots konnte die Crew das Tier im ablaufenden Wasser auf eigenem Kiel nicht mehr erreichen. Wer hilft? Die Feuerwehr!

Die Freiwillige Feuerwehr St. Peter-Ording wurde mit vier Fahrzeugen, ihrem Luftkissenboot und 13 Einsatzkräften unter der Leitung des stellvertretenden Wehrführers Thorsten Mein zur Unterstützung alarmiert.
Bis über die Knie im Watt eingesunken
Die Crew des Seenotrettungsboots „Paul Neisse“ holte die Reiterin des Pferdes an der Schleuse des Eidersperrwerks ab und übergaben sie und Seenotretter Jens Bohlmann an das Luftkissenboot. Gemeinsam mit einem Feuerwehrmann gelang es zu dritt, dem Tier ein Halfter anzulegen und an langen Leinen der Seenotretter aus dem Watt herauszuführen.

„Das Pferd und auch wir sind mehrere Male bis über die Knie im Watt eingesunken. Wir mussten den Weg zur Küste suchen, denn das Tier war bereits in einer Gegend, in der es keine bekannten Wattwanderwege mehr gibt“, berichtet Seenotretter Jens Bohlmann.
Gut zweieinhalb Stunden nach der Alarmierung erreichten Napoleon und seine Retter sicher die Küste. Am Ende waren alle Beteiligten dick mit Modder bekleckert – und hochzufrieden, dem Ausreißer den Weg an Land gewiesen zu haben.