Der neue Ballastkiel aus dem alten Blei ist, nach dem Guss, inzwischen in der Form erkaltet. Zuvor waren es acht Tonnen flüssiges Blei. Doug, der Kiel-Maestro, ist wieder ins sonnige Kalifornien abgereist und hat sein Equipment mitgenommen. Leo Sampson und sein Team haben nun die Aufgabe, den Kiel aus der Form zu heben. Sie müssen die Oberfläche glätten und das schwere Teil unter den Rumpf der „Tally Ho“ bugsieren.
Das Team, mit dem Leo die 112 Jahre alte klassische Yacht aus der Feder von Albert Strange neu aufbaut, ist um einen neuen Mann gewachsen. Pete und Richard, die erfahrenen Schiffszimmerer, und die Volunteers Rowan und Patrick, die das Projekt nun schon lange begleiten, sind mit Leo inzwischen ein eingespieltes Team.

Neuzugang ist Zeal, ein junger Schiffszimmerer – ein Shipwright, wie man hier die Holzbootsbauer nennt – von der Olympic-Halbinsel. Mit seinem VW Bully und der Mischlingshündin Dora kommt er gerade von einem Job in Cleveland – und freut sich, an der Tally Ho mitzuarbeiten. Ein bisschen sieht er aus wie ein französischer Künstler und passt so gut ins Team.
Schwere Lasten bewegen
Schwere Arbeit erwartet die Jungs. Der acht Tonnen schwere Ballastkiel muss aus der Form mit dem Stahlkasten gehievt werden. Dafür wird der komplette Kasten mit Hydraulikhebern so weit angehoben, dass man von unten große Löcher in den Formsand schlagen kann. An zwei Stellen werden die Heber direkt an den Ballast angesetzt und dieser vorsichtig angehoben, bis sich das Blei tatsächlich aus der Form löst.


Dann werden Hebegurte um den Kiel geschlagen, und mit zwei großen geliehenen Gabelstaplern wird der Kiel vorsichtig aus der Form gehoben. Es ist ein großes Glück, dass in der Bootsbauer-Community von Port Townsend Spezial-Equipment leicht zu bekommen ist. Hier gibt es viele kleine, von hilfsbereiten Leuten geführte Bootstechnikbetriebe.
Die Prozedur ist trotzdem ein nervenaufreibendes Unterfangen. Der Platz in der Halle ist zu eng für schweres Gerät. Die Lasten sind hoch, und immer wieder muss jemand unter dem tonnenschweren Ballast arbeiten. Trotzdem ist die Stimmung gut.
Und bald steht der Ballast in den eigens modifizierten Stahlklammern, die auf Schwerlastrollen gelagert sind. Das ganze Video dazu ist nur 20 Minuten lang, überspannt aber einen Zeitrahmen von zwei Wochen. Dabei sieht alles so schnell aus, dauert in Wirklichkeit aber viele Tage.
Der Ballast kommt an seinen Platz
Der Stahlkasten wird aus der Halle gerollt, und er hat auch schon einen Abnehmer gefunden. Ein Kollege, der einen Laden für Bootszubehör eröffnet, möchte ihn als Blumenkübel vors Schaufenster stellen. So macht das in Insiderkreisen inzwischen weltberühmte Tally-Ho-Projekt nun Werbung für Yachtausrüstung.
Der Ballastkiel wird dann mit Holzmaschinen bearbeitet. Mit einem großen Makita-Elektrohobel glättet Leo die Oberfläche, damit sie unter die Kielsohle der Tally Ho passt. Mit der Kettensäge arbeitet er einen Zapfen an der Hinterkante aus. Dann bugsieren Leo und Pete das schwere Teil mit altmodischer Holzspaken-Hebeltechnik unter den Rumpf.