Drei Tage nach dem Start der 40 Imocas zum Transat Jacques Vabre (TJV) ist der große Split der Flotte bisher ausgeblieben. Auch nach der Passage der Biskaya und des Kap Finisterre hat sich in der vorderen Gruppe noch kein Duo für den Schlag nach Westen entschieden, und so folgt die Flotte dem Spitzenreiter Charal auf dem Kurs gen Madeira. Boris Herrmann und Co-Skipper Will Harris haben auf der Malizia nach Problemen mit dem Autopiloten den Kontakt zu den Top-Ten wieder hergestellt, werden am Freitagmorgen auf dem Tracker auf Rang neun geführt.
Technik-Probleme bei Boris Herrmann und Andreas Baden
Auch die anderen deutschen Teilnehmer sind bisher nicht von Problemen verschont geblieben. Mit einem Riss des Großsegels hat es die Deutsch-Französin Isabelle Joschke bisher am härtesten erwischt. Sie hat zur Reparatur vorerst Lorient angelaufen und kann von dort beobachten, wie sich drei Frauen in der Verfolgung der großen Imoca-Rennfavoriten sehr gut schlagen.
Nach der ersten Nacht auf See hatte es im Feld der Imocas zunächst sehr gut ausgesehen für Boris Herrmann/Will Harris. Aus einem verhaltenen Start heraus hatten sie sich mit gutem Bootsspeed an die Top-Fünf herangearbeitet. Die Bedingungen mit bis zu 45 Knoten Wind wusste die Malizia gut zu nehmen, machten den beiden aber persönlich zu schaffen. Will Harris vermeldete, zum ersten Mal in seinem Leben seekrank geworden zu sein.
Dann streikte auch noch der Datentransfer zum Autopiloten, so dass die Malizia nicht sauber von der Steueranlage gesteuert wurde und das Duo von Hand eingreifen musste. Bis die elektronischen Systeme wieder reibungslos arbeiteten, dauerte es einige Stunden. Bis dahin hatten sich Herrmann/Harris einen Rückstand von rund 100 Seemeilen auf die Spitze eingehandelt. Westlich von Portugal lief aber wieder alles normal, und die Malizia jagte den Top-Ten hinterher. Die Yacht selbst machte dabei einen sehr guten Eindruck, berichtete Herrmann. Der Rückstand auf die Charal war am Freitagmorgen auf unter 70 Seemeilen reduziert.
Rein in den Rhythmus
Fast identisch zur Malizia war die Situation nach dem Start auf der Nexans Art & Fenêtres mit Fabrice Amedeo und dem Kieler Andreas Baden. Auch sie hatten in der Anfangsphase Probleme mit dem Autopiloten, mussten lange von Hand steuern und verloren einige Meilen. Als es auf Höhe von Brest zudem ruppig wurde, spürte auch Andreas Baden Seekrankheit. Aber inzwischen taucht auch der Non-Foiler der französisch-deutschen Kombination in die leichteren Wind- und Wetterbedingungen südlich des Kap Finisterre ein und findet in den Rhythmus.
Mit knapp 120 Meilen hinterm Kap Finisterre am Freitagvormittag lag die Nexans Art & Fenêtres auf Rang 29, während schon einige Yachten den Kurs in einen Hafen einlegen mussten, um Schäden zu reparieren. Darunter auch die Macsf von Isabelle Joschke/Pierre Brasseur. Sie legten mit Riss im Großsegel in Lorient an. Das Schicksal teilen sie mit Paul Meilhat/Mariana Lobato auf der Biotherm, die nach Brest abgedreht waren. Weitere Rigg- und Rumpfschäden ließ die Zahl der Imocas im Hafen zwischendurch auf acht schnellen. Sie versuchen nun, mit entsprechender Reparatur wieder in das Rennen zurückzukehren. Einige sind inzwischen wieder auf Kurs.
Charal gibt das Tempo vor
Die Pace machen derweil die Charal von Jérémie Beyou und Franck Cammas, der in diesem Jahr seinen fünften Sieg beim TJV einfahren könnte und damit alleiniger Rekordhalter wäre. Hartnäckige Verfolger sind For People mit Thomas Ruyant/Morgan Lagravière und Paprec Arkea mit Yoann Richome/Yann Elies. Das Top-Trio agiert ausnahmslos auf Yachten der neuesten Generation, die mit Blick auf die Vendée Globe schon sehr ausgereift zu sein scheinen.
Eindrucksvoll ist aber auch der Auftritt von Justine Mettraux mit Julien Villion auf der ehemaligen Charal von 2018, der jetzigen Teamwork. Die 37-jährige Französin kommt aus der Ocean-Race-Szene und ist erst vor drei Jahren in die Imoca-Klasse eingestiegen.