Mathias Ganz betreibt seit sechs Jahren erfolgreich die Werft Ganz Yachting am Zürichsee, die er vom Vater übernahm und völlig neu ausrichtete. Heute er baut offene Motorboote, die nicht nur in der Schweiz gut ankommen.
float: Mathias, du betreibst eine kleine, junge Werft. Wie funktioniert das heute?
Unsere Werft ist in Familienbesitz, nur mein Vater ist noch mit beteiligt. Wir sind mit eigenen Bootsplätzen, dem Winterlager, mit Werkstatt und Dienstleistung und dem Boots-Sharing relativ breit aufgestellt.
float: Wie verschaffst du dir am Markt Aufmerksamkeit?
Als kleine Werft musst du inzwischen proaktiv werden, damit du wahrgenommen wirst. Du musst zu Events gehen, wo du das Boot hinstellen kannst, und mit anderen Herstellern zusammenarbeiten. Wir haben schon mit Auto- und Uhrenherstellern zusammengearbeitet, um unsere Boote dem Publikum zugänglich machen. Das hat gut funktioniert.
float: Wer ist sind die potentiellen Käufer deiner Boote?
Leute zwischen 40 und 60 Jahren. Die junge, wohlhabende Klientel unter 40 Jahren steht auf unsere Boote, aber sie haben viele verschiedene Hobbies: die Tochter hat ein Pferd, der Sohn ist im Sportschießverein und fährt Gocart-Rennen. Diese Leute sind breit aufgestellt und ein eigenes Boot steht hier in der Schweiz fast an letzter Stelle. In den Ferien leihen sich viele vor Ort ein Boot, weshalb wir die sharing-community aufgebaut haben. Aber trotzdem gibt es ja immer noch genug Individualisten, die ihr eigenes, ganz individuelles Boot haben wollen, das sie auch nicht teilen möchten. Die bekommen bei uns ein ganz individuelles Boot, an dem sie vieles selber mitgestalten können.
float: Wie finanzierst du deine Entwicklungen?
Ich habe viele persönliche und finanzielle Ressourcen in die Entwicklung der 7.6 gesteckt. Wir haben bisher im ersten halben Jahr sehr gut verkauft und ich bin optimistisch. Wir bekommen viel positives Feedback, fast jeder, der die neue Ovation fährt, will es haben, vorausgesetzt, er es sich leisten.
float: Wieviel Boote musst du verkaufen, damit es sich lohnt?
Im Moment sind es etwa zwischen fünf und zehn Booten im Jahr, in Zukunft plane ich 20-25 Stück zu bauen. Wir werden den Bootsbau in Zukunft auslagern und suchen dafür bereits einen neuen Standort. Hier am See werden wir in Zukunft nur noch Verkaufsfläche und Bootslager betreiben.
float: Was ist das Besondere an deinen Booten?
Ich baue ein Swissmade Produkt. Das Schweizer Kreuz ist Teil unseres Logos, also soll auch Schweiz drin sein, hohe Qualität und Verarbeitung sind mir extrem wichtig. Ich möchte ja, dass meine Kunden nach dem ersten Ganz-Boot noch ein zweites kaufen möchten.
float: Worauf achtest du besonders beim Bootsbau?
Meine Boote sind nicht in erster Linie zum Schnellfahren gebaut, sondern um einen schönen Tag auf dem Wasser zu verbringen. Ich will es bequem haben an Bord. Deshalb ist mir die Ergonomie das Wichtigste. Man soll sich an Bord gut bewegen können, gut Sonnenbaden, es gemütlich haben, man soll auch schnell von a nach b fahren können, aber dafür ist es nicht allein gebaut.
float: Wie entwickelst du deine Boote?
Für die Entwicklung eines Boots brauche ich etwa ein Jahr. Ich beginne mit ein paar groben Gewichtsberechnungen, bei denen ich bedenke, was das Boot alles können soll: was muss Platz haben, welches Zubehör soll es bekommen und dann fange ich an zu skribbeln – mit dem Bleistift, auf weißem Papier. Diese Entwürfe setzt mein Yachtdesigner um. Und die die elektronischen Neuentwicklungen mache ich gemeinsam mit Firmen und meinem Software-Programmierer. Bei der Umsetzung in der Werft arbeite ich persönlich mit, ich kann das alles.
float: Was gefällt dir beim Bootsbau am besten?
Ich denke, das Entwickeln der Boote. Meine Ideen in ein gutes Boot umzusetzen, die Ergonomie an Bord zu optimieren. Wie bringe ich hinter dem Steuer noch ein schönes Spülbecken unter, wie kann ich den Kühlschrank gut bedienbar machen, wie noch ein Stauräumchen einbauen? Das muss für mich alles schön aussehen und das macht mir Spass, diese Zentimeter-Schieberei.
float: Wer unterstützt dich noch bei der Entwicklung?
Ich arbeite mit einem Yachtdesigner zusammen, habe einen Programmierer für alles Elektronische und einen Grafiker, der das Design für die Displays macht. Und wir entwickeln natürlich weiter. In Zukunft werden wir Fernzugriff über das GSM Netz auf die Boote haben, so können wir über das Funknetz in die Boote reinsehen, egal wo es steht und dem Kunden sagen, was das Boot für ein Problem hat. Das ist ein toller Service. Dafür stehen Ganz Yachting ja auch, für den Rundum-Service.
float: Wie wird es weitergehen?
Ich baue gerade die 7.6 Open und will in nächster Zukunft ein Elektroboot für Verleih und Sharing entwickeln, mit einem Rumpf, der auf elektro ausgerichtet ist.
float: Danke für das Gespräch und viel Erfolg bei der Umsetzung.