20 Jahre lang hat Boris Herrmann auf dieses Rennen hingearbeitet. Jetzt ist es soweit. Am Sonntag, den 8. November startet er um 13:02 als erster Deutscher bei der Vendée Globe 2020. An den Start zu kommen ist für einen Segler an sich schon eine große Leistung. Von den vielen Kaps, die Boris bis hierhin umschiffen musste, bleiben jetzt nur noch drei. Und die liegen auf seiner Route um die Welt an back- und steuerbord: Das Kap der Guten Hoffnung, Kap Hoorn und Kap Leuwin an der Südwestspitze Australiens. Der 39-Jährige Hamburger ist ein internationaler Spitzensegler und hält zahlreiche Rekorde.
Sein Ziel für dieses harte Rennen ist es anzukommen, am liebsten unter den ersten zehn. Wenn das Material hält und Boris ist bestens ausgestattet, ist das durchaus realistisch.
Alles ist bis ins Kleinste geplant
Bei der Vendée Globe – die seit 1992 alle vier Jahre stattfindet – dürfen die TeilnehmerInnen nicht auf fremde Hilfe zurückgreifen. Es ist ein Non-Stop-Solo-Rennen, in dem jede Seglerin, diesmal sechs an der Zahl, und jeder der 27 Segler vollkommen auf sich gestellt sind. Wenn alles gut geht, werden sie um die 80 Tage brauchen, die schnellsten werden unter 70 Tagen erwartet. 74 Tage hat beim letzten Mal Armel Le Cléac’h benötigt, aber heute sind die foilenden Boote deutlich schneller. 24.000 Seemeilen liegen vor den 33 Teilnehmer:innen mit unterschiedlichsten klimatischen Verhältnissen von Kälte und Sturm, Hitze und Flaute.

Die größte Herausforderung im Rennen ist das Wetter – auch die Wetterberechnungen müssen die Segler:innen selber erstellen. Boris Herrmann arbeitet dafür schon lange mit dem französichen Meteorologen Jean Yves Bernot zusammen, einer Koryphäe auf dem Gebiet. Bernot hat für die Trainingsgruppe, zu der neben Boris auch Sam Davies gehört, ein Roadbook ausgearbeitet, das er intensiv studiert hat. Geübt er auch mit dem deutschen Meteorologen Ralf Brauner von der Hochschule Oldenburg. Brauner hat viel Praxiserfahrung als Regattasegler und begleitet Herrmann schon seit der Mini-Transat 2001.
Nie müde sein, ist das Ziel
Wer alleine auf einer 60 Fuß langen Imoca über die Weltmeere brettert, muss permanent alert sein, das Wetter im Blick haben, den Wind, die Einstellungen der Segel, die Konkurrenten und etwaige Hindernisse. Da ist nicht viel Zeit für längere Schlafphasen. Boris Herrmann hat also keinen festen Schlafrhythmus geplant.

Sein Schlaf wird komplett vom Wetter diktiert werden. Nachts schläft er eine Stunde, dann klingelt der Wecker, er macht kurz den Routinecheck: Steht der Trimm richtig, hat der Wind sich verändert, wo stehen die anderen Teilnehmer? Nachts will er viel schlafen und tagsüber wach sein.