Nach über einer Woche Startverschiebung wegen der heftigen Orkane über Frankreich wurde die Route für die 60-Fuß-Einrümpfer gekürzt und auf dem Kurs von Le Havre nach Martinique nur ein Wegpunkt (die Azoren sind an Steuerbord zu lassen) eingerichtet. Damit breitet sich auf den Weiten des Nordatlantiks scheinbar ein breites Feld an Optionen aus.
Doch die Frage nach einer Nord- oder Südroute schien zunächst nur die Antwort gen Süden zuzulassen. In breiter Kette folgten die Crews Spitzenreiter Charal mit Kurs durch die Kanaren. Erst spät brachen Justine Mettraux/Julien Villion auf der Teamwork nach Westen aus, gefolgt von der Groupe Dubriel (Ex-11th Hour Racing) mit Sebastien Simon/Iker Martinez. Weitere Crews aus dem hinteren Feld setzten ebenfalls zur Wende zu den Azoren an.
Die Nord-Flotte setzt auf die sich aufbauenden Tiefdruckgebiete. Entscheidend wird sein, wie diese Tiefs ziehen und ob die Yachten mit dem Wind-Wirbel beschleunigen können. In jedem Fall sehen sie sich einer heftigen Front gegenüber.
Südflotte der Imocas macht Tempo im Passat
Die Strapazen haben die Yachten auf der Südroute des diesjährigen Transat Jacques Vabre umgangen. Sie fliegen inzwischen bei angenehmen Temperaturen mit dem Passatwind voran. Während die Konkurrenz auf dem holprigen Nordkurs gegen Wind und Wellen mit Geschwindigkeiten von 10 Knoten ankämpft, geht es südlich der Kanaren mit über 20 Knoten voran.
Erst in einigen Tagen wird sich entscheiden, welche Option die bessere war. Boris Herrmann zog zwar schon den Hut vor dem Mut der Crews auf der Teamwork und der Groupe Dubriel und sah sie im Kampf um den Sieg im Vorteil. Doch der Hamburger will sich beim TJV vor allem mit den Top-Neubauten der Imoca-Szene messen, und die segeln nun mal auf dem Südkurs, wo jetzt der Speedvergleich möglich ist.
Gemeinsam mit Will Harris genoss Herrmann in jedem Fall die Passage zwischen den Kanaren hindurch, wo sie an vielen Class40 vorbeizogen und damit viel Abwechslung auf der Rennstrecke hatten.
Genusssegeln breitet sich auch zunehmend bei Andreas Baden an Bord der Nexans Art & Fenêtres von Fabrice Amedeo aus. Zwar ist das französisch-deutsche Duo auf Rang 31 nördlich der Kanaren noch nicht im beständigen Passat angekommen und kämpft noch mit Geschwindigkeitsnachteilen und einigen kleinen Arbeiten an Bord, freut sich aber auch schon, bald die Kanaren zu erreichen. Hier geht’s zum Tracker.
Burke/Finke kurz vor den Kanaren
In der Class40 haben die jungen Hamburger Lennart Burke/Melwin Fink nach dem Kap Finisterre, als sie in aussichtsreicher Position lagen, um die Top-Ten anzugreifen, den Schnellzug verpasst. Während um sie herum alle Boote Wind bekamen, blieben die beiden Deutschen auf der Sign for Com hängen, haderten mit dem fehlenden Fortune. Inzwischen sind aber auch sie wieder in der frischeren Brise, passieren im Laufe des Montags die Kanaren, um dann nach Westen abzubiegen.