
Bei der Vendée Globe 2008 hatte Yannicks Boot bereits in der Biskaya den Mast verloren. Für den Neustart hat er sich die nötige Zeit gelassen. Er zählte vor dem Rennen nicht zu den Favoriten, hat aber sicher einige Leute überrascht. Sein Boot ist die ehemalige „Safran“, mit der Skipper Morgan Lagraviere 2016 die Vendée Globe auf Platz vier liegend mit einem gebrochenen Ruder nach nur 18 Tagen aufgeben musste.
Louis Burton: Die eigentliche Überraschung
Ein weiterer Skipper, der vor dem Start im medialen Schatten stand, ist Louis Burton. Er hat sich als die eigentliche Überraschung herausgestellt. Er tritt bereits zum dritten Mal bei der Vendée Globe an. 2012 musste er nach einer Kollision mit einem Fischerboot aufgeben. 2016 segelte er mit einer verhältnismäßig alten und schweren IMOCA auf einen beeindruckenden siebten Platz. Mit dem Geld des Sponsors Bureau Vallée kaufte er das Gewinnerboot von 2016, die Banque Populaire VIII, die er heute segelt.

Der Segler aus St. Malo hat sich im Vorfeld dieser Vendée Globe ruhig verhalten und lieber alleine trainiert, als gegen die Konkurrenz anzutreten. Er nahm keine großen Upgrades an seinem Boot vor, aber er verbrachte viel Zeit damit, es genau kennenzulernen. Beim Start ging er Sekunden zu früh über die Linie. Das brachte ihm eine Strafe von fünf Stunden ein, die er vor 38 Grad Nord aussitzen musste, bevor er weitersegeln durfte.
Er entschied sich danach für einen aggressiven Kurs im Südatlantik und weiter ins Südpolarmeer, wobei er die Kante der Eisgrenze umschiffte und sich stärkeren Winden und größeren Wellen aussetzte, um eine kürzere Strecke als die anderen zu segeln. Mit diesem Kurs schaffte es Louis, sich weit vorne zu positionieren.
Eingeheiratet in eine Segler-Dynastie
Eine Anzahl kleiner Probleme drohte sich aber zu einem großen Desaster zu addieren. Ein gestörter Autopilot verursachte mehrere Patenthalsen. Die belasteten das Großsegel so stark, dass er es nur noch im zweiten Reff fahren konnte. Im Schutz von Macquerie Island, einem UNESCO-Weltkulturerbe auf halbem Weg zwischen Neuseeland und der antarktischen Halbinsel, stoppte Louis, um die Reparaturen am Mast durchzuführen.
Er durfte nicht ankern, war aber erfolgreich. Mit einem Tag Rückstand schloss er wieder zur Flotte auf, 938 Meilen vom Führenden entfernt. Er konnte sein Boot wieder auf 100 Prozent Leistung bringen. Er brauchte nur 23 Tage, um sich wieder an die Spitze des Feldes zu setzen.

Unabhängig vom Ergebnis ist sein Rennen voller Rückschläge und Comebacks beeindruckend gewesen. Seine Frau und Kampagnenmanagerin Servane Escoffier, selbst eine bekannte Soloseglerin, muss super stolz sein. Servane und Kevin Escoffier, Skipper der gesunkenen PRB, der in diesem Rennen von Jean Le Cam gerettet werden musste, sind Cousins.
Bekannter ist wahrscheinlich Franck-Yves Escoffier (Kevins Vater, Servanes Onkel), der mehrfache Gewinner der Transat Jacques Vabre und der Route de Rhum auf einer Multi 50. In diese Familie hat Louis Burton eingeheiratet – und nun seine eigene märchenhafte Segelregatta geliefert. Viel Stoff für Gespräche am Esstisch.

Damien Seguin: Der Einhand-Segler
Das einzige Boot ohne Foils, das sich unter den ersten sechs Plätzen befindet, wird von Damien Seguin gesteuert. Er hat mehrere olympische Medaillen und Weltmeisterschaften gewonnen, aber in einer Jolle bei Rennen, die zwanzig bis dreißig Minuten dauern. Er segelt die Vendée Globe buchstäblich einhändig. Damien wurde ohne linke Hand geboren, was er aber nicht als Handicap sieht. Er steht im Cockpit der ehemaligen DCNS von 2008, einem Schwesterschiff der Hugo Boss von 2007. Bei der Regatta 2008 führte Marc Thiercelin ihr Ruder, 2016 Eric Bellion. 2012 wurde das Boot im Film „El Solitaire“ eingesetzt.

Damien arbeitete mit Jean Le Cam zusammen, um sein Boot für dieses Rennen vorzubereiten. Auf der gesamten Strecke lagen die beiden nie weit auseinander. Aber jetzt, in der letzten Phase, schaltet Damien noch einen Gang zu.
Der Erste, der diese Vendée Globe beendet, wird der Gewinner des am härtesten umkämpften Ozeanrennens sein, das es je auf einer globalen Bühne gab. Es ist die wunderbarste Ablenkung und Motivation, die man sich als Zuschauer gönnen konnte. Alles, was an unserem Sport großartig ist, potenzierte sich bei dieser Vendée Globe.