Es ist vollbracht für Britannia: Mit Gebrüll und Schulterklopfern an Bord des AC75, Abklatschen auf dem Begleitboot und dem Läuten der Siegerglocke in der eigenen Base zieht Großbritannien das erste Mal nach 60 Jahren wieder in ein Finale um den America’s Cup ein. Mit 7:4 besiegt Ineos Britannia das Team Luna Rossa Prada Pirelli im Herausforderer-Finale um den Louis Vuitton Cup.
Während in der Base Tränen der Freude verdrückt werden, stemmt Skipper Ben Ainslie um 14.45 Uhr an diesem Nachmittag die Trophäe in die Höhe, übergibt den silbernen Pokal dann an seine Teammitglieder und schließlich an Jim Ratcliffe, den Ineos-Chef, der mit seinem Vermögen und der Unterstützung vom Formel-1-Team von Mercedes die Kampagne erst möglich gemacht hat.
Doch der Louis Vuitton Cup ist erst der erste Schritt. Denn für die Briten zählt jetzt nur der Sieg über AC-Titelverteidiger Emirates Team New Zealand. Nach 173 Jahren soll der America’s Cup wieder nach England zurückkommen. 1851 begann hier mit einem Rennen um die Isle of Wight die Geschichte der wichtigsten Segeltrophäe der Welt. Beim Ursprungsrennen gewann die America den Silberpott, war schließlich der Namensgeber für den Cup, der nun zum 37. Mal ausgetragen wird und den die Briten noch nie gewinnen konnten.
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… und offen lesbar für alle. Unterstütze uns jetzt als 💙 float friend, damit das so bleibt. Dein Beitrag macht float stark. Ich bin dabei!Ab dem 12. Oktober messen sich die Briten mit dem Emirates Team New Zealand. Erneut geht es in den Match Races im Modus „Best of 13“ um den großen Cup, den Segel-Gral. So nennt es Martin Fischer, der deutsche Design-Chef in Diensten von Ineos Britannia.
Nun geht es um den Segel-Gral
Im Finale der Herausforderer sorgte das 11 von maximal 13 Rennen des Louis Vuitton Cups für die vorzeitige Entscheidung zwischen Luna Rossa Prada Pirelli und Ineos Britannia. Es war eine Auseinandersetzung, in der die Briten nach einem ausgeglichenen Start schnell in die Position kamen, ihre Gegner in Abdeckung zu nehmen und damit zu kontrollieren.

Es gab nur einen kurzen Moment auf der dritten von vier Runden, in der die Italiener rankamen und kurz die Chance zu haben schienen, die Abdeckung zu durchbrechen. Doch die Briten konnten den Angriff abwehren, waren danach wieder in kontrollierender Position und fuhren den so heiß ersehnten Sieg ein.
Lohn nach zehn Jahren Arbeit
Für Teamgründer und -leader Ben Ainslie erfüllt sich damit die Arbeit einer ganzen Dekade. 2013 saß der viermalige Olympiasieger noch an Bord des Katamarans von Oracle, gewann mit den US-Amerikanern an der Seite von Jimmy Spithill den America’s Cup gegen Neuseeland. Ein Jahr später gründete er das eigene Team und triumphierte nun über Spithill an Bord der Italiener.

„Das ist ein massiver Moment. Wir haben das Team vor zehn Jahren gegründet, viele Unterstützer eingebracht, haben ein großes Investment an Zeit und Geld geleistet“, sagte der 47-Jährige und widmete den Pokal den Fans und Unterstützern: „Dieser Moment ist für euch.“
„Ihr habt es verdient“
An die Konkurrenz gerichtet sagte Ainslie: „Danke für einen großartigen Wettkampf. Ihr habt uns immer unter Druck gesetzt. Dies wird nicht das Ende des Teams Luna Rossa sein.“ Francesco Bruni, neben Spithill Steuermann bei den Italienern, gratulierte fair: „Ihr habt es verdient. Für uns ist es ein harter Moment. Aber das ganze Team hat einen tollen Job gemacht. Wir sind stolz darauf, was wir erreicht haben.“
Es war inzwischen der sechste Versuch von Luna Rossa, den America’s Cup zu gewinnen. Team-Director Max Sirena kündigte bereits an, dass es nicht der letzte Versuch bleiben soll. Es wird allerdings ohne Steuermann Jimmy Spithill gehen müssen. Der 45-jährige Australier kündigte seinen Abschied aus dem AC-Geschehen an. Er wolle Platz für die nächste Generation machen.

Während Luna Rossa Prada Pirelli wie schon zuvor die weiteren Herausforderer aus den USA (American Magic), der Schweiz (Alinghi Red Bull Racing) und Frankreich (Orient Express) die Segel einrollt, haben die Briten eine Woche Zeit, um ab 12. Oktober in das Duell mit dem Emirates Team New Zealand zu gehen.
Spätestens am 27. Oktober steht dann fest, wer der Sieger des 37. America’s Cup ist. In der Zwischenzeit (5. bis 12. Oktober) steht noch der Women’s America’s Cup auf dem Plan. Mit am Start ist das AC Team Germany. Sie segeln ihr erstes Rennen am Sonntag.