Weltumsegler liegen durchschnittlich zwei Drittel ihrer Reise vor Anker. Das reizt den österreichischen Profisegler Michael Guggenberger, auch bekannt als Captain Gugg, überhaupt nicht. Segeln ist ihm wichtiger als Ankommen. Eine Nonstop-Weltumseglungsregatta wie das Golden Globe Race kommt ihm da gerade recht.
Captain Gugg war denn auch der Erste, der sich bei Organisator Don McIntyre für das Golden Globe Race 2022 angemeldet hat – und zu dessen Botschafter für den deutschsprachigen Raum avancierte.

Der australische Berufsabenteurer Don McIntyre hat das Golden Globe Race als Wiederauflage des legendären Rennens von 1968 initiiert. 2018 zum 50-jährigen Jubiläum starteten 18 Skipper mit ihren alten Langkielern zu der Retro-Regatta, Jean Luc van den Heede siegte.
Die Resonanz war so überwältigend, dass Don McIntyre eine Fortsetzung für 2022 ausrief. Michael Guggenberger hatte sich schon für 2018 angekündigt, musste jedoch einsehen, dass er übereifrig geplant hatte. Für 2022 ist er aber schwerst zuversichtlich.
Ein Segelboot zieht vorbei
Umtriebig war Michael Guggenberger schon vor seiner Segelkarriere. Der Wiener hat Anfang der 2000er mit Freunden ein Musikfestival an der tschechischen Grenze aufgezogen. Funk, Soul, Acid-Jazz bis zu wilder Elektronik, wenn es spät und betrunken wurde. Von 20 Leuten ums Lagerfeuer wuchs es bis zu 1.400 zahlenden Gästen an.

Als der Bürgermeister anmahnte, sie müssten die Party langsam mal auf legale Füße stellen, legte Michael Guggenberger die Gastronomie-Prüfung ab. Zimmermann war er schon, Masseur und Segler sollte er noch werden.
Als Bühnenmeister beim Film arbeitete er hinter den Kulissen des Spielfilms zu „Kottan ermittelt“ und der österreichischen „Tatort“-Folgen. Er verdiente genug, um monatelang reisen zu können. In Indonesien in der Nähe des Komodo-Nationalparks saß er am Strand und sah ein Segelboot vorbeiziehen. Mit 20 wollte er im Bus die Welt durchfahren. Das ist sich nie ausgegangen. Aber Segeln, das ist es!

Wer der Welt den kleinen Finger hinstreckt, dem reicht sie die Hand. Ein Freund von Michael arbeitete bei einer Bootsschule und wollte zum Trainer aufsteigen. Der Chef sagte ihm einen Probekurs zu, aber nur mit Freunden, um keine Kunden zu verlieren. Also machte das Schicksal Michael kurzerhand zum Segel-Trainee. Im Folgejahr schloss er einen Zehn-Tage-Schnellkurs auf dem Neusiedlersee an.
Schöner Blödsinn
Die österreichischen Segelscheine FB1 bis FB4 erwarb er in der Adria vor Kroatien, dem Meeresbusen der Österreicher. Damit konnte er zum professionellen Charter-Kapitän aufsteigen. Den Gästen das Bridge Source Management zu verklickern und sie für das Segelerlebnis zu sensibilisieren, ist immer noch sein Traumjob. Aber nur beim Einhandsegeln gleitet man in diesen einmaligen Trance-Zustand.
Deshalb kaufte er sich 2016 eine Belliure Endurance 35, die er für das Golden Globe Race fit machen wollte. Er wusste, dass der Golden-Globe-Traum völliger Blödsinn war, aber ein schöner Blödsinn. Als sich bei den stockenden Vorbereitungen zeigte, dass er sich zu einem hässlichen Blödsinn wandeln würde, zog Michael die Notbremse. Für 2022 ist er mit neuem Schiff, einer Biscay 36, schon weitaus besser aufgestellt. Und seine Medienkampagne läuft auch auf Hochtouren.