Carlo Riva, Schöpfer der nach ihm benannten legendären klassischen Motorboote, ist gestern im Alter von 95 Jahren im norditalienischen Sarnico am Lago d’Iseo gestorben. Von hier aus machte sich der von italienischen Medien als „König der Motorboote“ bezeichnete Carlo Riva mit dem Bau luxuriöser Motorboote vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren weltweit einen Namen. Am selben Ort war das heute zu Ferretti gehörende Unternehmen vor 175 Jahren gegründet worden.
Vom Boot zum must-have
Geboren im Jahre 1922, der goldenen Ära des Motorbootbaus, als die ersten schnellen Gleiterboote gebaut wurden, tritt Carlo Riva als ältester Sohn jung in die Fußstapfen seines Vaters Serafino, seines Großvaters Ernesto und seines Urgroßvaters Pietro, der das Unternehmen 1842 gegründet hat. Mit seinem Vater teilt Carlo die Begeisterung für schnelle Boote, doch anstelle von Einzelanfertigungen von Rennbooten setzt der Sohn, als er die Werft 1949 übernimmt, auf die Serienherstellung luxuriöser Freizeitboote, wobei der Baustoff noch traditionell Mahagoni ist.
1954 eröffnet Carlo Riva eine neue Werft mit einer für ihre Zeit innovativen Produktionsstruktur. Zeitgleich verändert er die Vorstellung dessen, was ein Boot ausmacht – von einem Transportfahrzeug für Güter und Passagiere oder einem Rennsportboot zu einem Objekt der Begierde zum Vergnügen und für Luxus auf dem Wasser.
Ein Plan zur Eroberung der Welt
Eine glückliche Fügung ist die Begegnung von Carlo Riva mit dem Bootsdesigner Giorgio Barilani, der seit 1956 die Marke zusammen mit dem Werftchef zu einem begehrten Statussymbol macht. Ästhetik und Funktionalität, Eleganz und Liebe zum Detail verbinden sich bei ihnen aufs Schönste mit dem Namen Riva.
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© Riva Yacht
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© Riva Yacht
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© Riva Yacht
Ab 1952 erhalten die Boote Namen von Klang: die erste „Sebino“ ist nach der historischen Bezeichnung für den Iseosee benannt, die geschlossene „Ariston“ (was auf griechisch für „Der Beste“ steht) trägt den Namen eines Mailänder Kino. Aus dem Erstling entwickelt sich die „Florida“, ein Sehnsuchtsort für viele zu Beginn der 1950er-Jahre. Das erste Boot mit Doppelmotorisierung, die „Tritone“ mit geschlossenem Achterdeck, entwickelt sich später zur „Aquarama“ mit einer im Heck platzierten Liegewiese. Deren Panorama-Windschutzscheibe soll an das damals populäre Breitleinwandkinosystem Cinerama erinnern.
Alles, was Riva in den 1960er-Jahren baut, wird zum must have, zu den Wunschbooten von Aristokraten, Schauspielern, Geschäftsleuten und anderen Prominenten. Zu Carlo Rivas prominenten Kunden gehörten Sophia Loren, Brigitte Bardot, Liz Taylor, Sean Connery, Jean Paul Belmondo, Richard Burton und Jackie Stewart, um nur einige zu nennen.
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Chris-Craft als Vorbild
Angetan hatten es Carlo Riva ursprünglich die eleganten Runabouts der US-Werft Chris-Craft – einem Unternehmen mit fast ebenso langer Geschichte wie die von Riva. Mit Chris-Craft-Motoren waren einige der bekanntesten von Carlo Riva aufgelegten Boote ausgestattet, beispielsweise die 8,02 m lange und 2,62 Meter breite Tritone, die bis zu acht Personen Platz an Bord bietet und im Original mit zwei je 185 PS starken Benzinmotoren eine Geschwindigkeit von 73 km/h erreichte.
Stolze Eigner einer Chris-Craft waren, auch das eint die beiden Marken, in deren Blütezeit, Filmstars, Musiker und andere Berühmtheiten. Besitzer einer Chris-Craft waren unter anderem Dean Martin, Katharine Hepburn, Frank Sinatra, Elvis Presley und viele aus dem Kennedy-Familienclan.
Das goldende Zeitalter endet
1966 kommt die „Junior“ auf den Markt, 1968 folgt als letztes Serienmodell, passend zu den Olympischen Spielen jenseits des Atlantiks, die „Olympic“. 1969 zeigt Carlo Riva mit dem Bau des ersten GFK-Boots unternehmerische Voraussicht – und verkauft im selben Jahr den Betrieb an eine US-Investorengruppe.
Als Carlo Riva, dessen Leistungen für den modernen Motorbootbau bis heute als wegweisend gelten, 1971 die Geschäftsführung an seinen langjährigen Partner Gino Gervasoni abgibt, ist der Name Riva längst Legende – so wie seine Boote es bis heute sind. Carlo Riva hat nicht weniger als die bekannteste Bootswerft aller Zeiten geschaffen.
2 Kommentare
[…] noch ein paar interessante Links: 170 Jahre Riva: Bootslegenden aus Tropenholz Carlo Riva – der Mythos Riva at […]
Sehr kenntnisreich und schön geschrieben.