Der türkische Skipper der Charteryacht ist überaus freundlich. Und noch mehr irritiert. Warum seine Yacht nun plötzlich im Päckchen mit meiner Dilly-Dally liegt, mitten in dieser wunderschönen Ankerbucht im Golf von Fethiye, wo er doch eben noch gut 75 Meter entfernt war, erschließt sich ihm nicht. Er zuckt mit den Schultern, zeigt zum Heck, von wo die Landleine einigermaßen straff zu einem Baum führt.
Dann geht er zum Bug, wo die Ankerkette senkrecht wie ein Lot ins Wasser fällt. Mit dem Zeigefinger der rechten Hand fährt er unter die Kette, versucht sie leicht anzuheben. Sie ist schwer. „Der sitzt“, mutmaßt der Kapitän daher und ich staune.

Gerade will ich ihm erklären, dass eine Kette, die senkrecht ins Wasser fällt, eher nicht auf Spannung sitzt, da fällt er mir ins Wort. „Wir wollen ohnehin nur für eine, vielleicht anderthalb Stunden, zu dem Restaurant übersetzen und dann weiter segeln“, sagt der auf die Pelle gerückte Bootsnachbar und deutet seinen Mitseglern an, das Beiboot zu Wasser zu lassen. Er knotet einen weiteren Fender zwischen unsere Rümpfe und begutachtet zufrieden sein Werk. Unsere Boote lägen ja ruhig und sicher.
Ich muss ein kleines Veto einlegen
Immer noch tropft mir das Salzwasser aus den strähnigen Haaren, da der Annäherungsversuch der Bavaria unseren kleinen Badespaß in der Kleopatra-Bucht jäh unterbrochen hat. Zu viert segeln wir gerade die türkische Küste entlang. Buchtenhopping. Mit an Bord ein guter Freund aus Jugendtagen und zwei Mädels aus Berlin und Düsseldorf.

Ich muss ein kleines Veto einlegen. So leid es mir täte, er müsse seinen Anker noch einmal setzen, auf dass er Halt finde. Der Mann schaut irritiert. „Wie soll das gehen?“, fragt er. Nur ungern würde er die Landleine lösen, die er eben erst unter heldenhaftem Schwimmereinsatz ausgebracht hat, während seine Mitsegler gelangweilt auf ihr Smartphones starrten.
Ich befürchte, sage ich ihm, er müsse das ganze Manöver noch einmal fahren. Zum einen sei es im Golf von Fethiye strengstens verboten, Landleinen um Bäume zu legen, da die wie ein Biber an der Borke nagten und die Behörden dafür extra vor einigen Jahren etliche kleine Pöller in die Felsen betoniert hatten – zum Schutz der Bäume im Uferbereich.
„Nur für ein Bier“, sagt er
Zum anderen würde es auch mehr Sinn machen, nicht in einem rechten Winkel anzufahren und dabei seinen Anker quer über unseren zu legen, zumal der zu erwartende Wind, der hier jeden Spätmittag heftig von den Bergen fällt, ihn in unsere Richtung drücken würde.
„Wind? Aber es ist doch kaum Wind“, sagt der viel zu nahe Nachbar nur. „Nur eine Stunde. Für ein Bier“, versucht er es noch mal. Und wenn wirklich Wind aufkäme, seien sie ja auch in wenigen Minuten wieder an Bord.
Leider muss ich ihn enttäuschen und bitten, sein Bier an Land zu verschieben. Schließlich sei mein Anker für die Größe meines Bootes ausgelegt und nicht für einen Doppelpack. Schon gar nicht, wenn gleich die Fallböen mit 30 Knoten über die Berge pfeifen würden. Unter Augenrollen der Crew trollt sich das Charterboot wieder. Zumindest ein paar Meter. Dann ruckt und zuckt es und unsere Anker werden eins.
Ein Kommentar
…da hat es unsere „Sundowner“ ja tatsächlich ins Floatmagazin geschafft 😉 Wenn wir gewusst hätten, dass der Jens da in Datca neben uns liegt, hätten wir vorher aufgeräumt!