Extremsituation an Bord und in den Pressestellen der Kreuzfahrt-Industrie: Rund 3.000 Menschen durften im Februar 2020 für zwei Wochen das Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ nicht verlassen. Der Grund: das Coronavirus an Bord. Doch nicht zum ersten Mal saßen Passagiere an Bord fest. Denn ungebetene Gäste sind häufig mit an Bord.
Mord auf hoher See
Der Kölner Kreuzfahrt-Broker Meravando hat fünf Ausnahmesituationen dokumentiert, bei denen eine Quarantäne auf Kreuzfahrtschiffen angeordnet wurde. Wir schalten mal rein. Was nach Kriminalliteratur klingt, wurde im Juli 2017 gruselige Realität – Mord an Bord. Vor der Küste Alaskas kam es nach dem gewaltsamen Tod einer 37-jährigen Frau zu einem „Lockdown“ auf dem Kreuzfahrtschiff „Emerald Princess“. Da sich der Todesfall in US-amerikanischen Gewässern ereignete, nahm die Bundespolizei FBI die Ermittlungen auf.
Acht Stunden lang mussten die Passagiere ausharren, bis sie schließlich von Bord gehen durften. Der Ehemann des Opfers wurde verhaftet. Er bekannte sich im Februar 2020 vor Gericht des Mordes an seiner Frau schuldig.
Schweinegrippe bei Crew und Passagieren
Auf dem Kreuzfahrtschiff „Pacific Dawn“ waren nicht nur Urlauber, sondern auch die Schiffsbesatzung gefährdet: Im Mai 2010 brach hier die Schweinegrippe aus. Vor der australischen Küste vermuteten die örtlichen Behörden bei fünf Passagieren eine Ansteckung mit – wer erinnert sich noch an den Namen? – dem H1N1-Virus. Da hilft auch keine gut sortierte, vom Apotheker kuratierte Bordapotheke.
Der Verdacht auf die human übertragbare Viehseuche hatte sich davor bereits bei drei Crewmitgliedern erhärtet. Nach knapp einer Woche gab es keine Anzeichen für weitere Infizierungen. Die Isolierung der Passagiere konnte aufgehoben werden und die Reise weitergehen.
Masern und Scientology
Die „Freewinds“ ist ein Kreuzfahrtschiff, das einer Sekte gehört: Scientology. Nach Aussage von Meravando soll das 124 m lange Schiff „den Anhängern der religiösen Bewegung als spiritueller Rückzugsort dienen“. Im Mai 2019 konnten 300 Passagiere ihre Reise mit dem 1968 in Finnland gebauten Schiff nicht fortsetzen. Sie saßen vor dem Hafen der Hauptstadt von Saint Lucia in der Karibik fest. Die Behörden vor Ort verweigerten den Landgang und die Weiterreise.
Der Grund dafür war nicht weltanschaulicher Natur. An Bord war es zu einem Masernfall gekommen. Die Inkubationszeit der hochansteckenden Infektionserkrankung beträgt zwischen zehn und zwölf Tagen, so dass nach etwa zwei Wochen die Quarantänesituation aufgehoben wurde.
Teilquarantäne wegen Norovirus
Was fehlt in der Kollektion der ekligen Erreger? Richtig: Fälle von Norovirus-Erkrankungen auf Kreuzfahrtschiffen sind zwar leider keine Seltenheit, verlaufen aber meistens harmlos. Im Januar 2018 kam es beispielsweise zu einem Ausbruch der akuten Magen-Darm-Erkrankung auf dem Kreuzfahrtschiff „Sea Princess“.
Bereits kurz nach dem Ablegen vom Hafen in Wellington erkrankten 200 der insgesamt 2.000 Passagiere. Sie wurden von ihren Mitreisenden getrennt und für 60 Stunden in ihren Kabinen isoliert.
Coronavirus an Bord
Und auch vom Coronavirus blieb die Kreuzschifffahrt nicht verschont: Der Grund dafür, dass die „Diamond Princess“ für rund zwei Wochen vor Anker lag und niemand das Kreuzfahrtschiff verlassen durfte, war ein Mitreisender aus Hongkong. Bei ihm wurde in der Nähe von Tokio der Erreger nachgewiesen.
Die japanischen Behörden veranlassten daraufhin die Quarantäne von 3.700 Passagieren und Crewmitgliedern. Die umstrittene Entscheidung führte möglicherweise zu vermeidbaren Neuansteckungen an Bord. Die Infektionsgefahr für die zunächst gesunden Passagiere erhöhte sich durch die Quarantänesituation. Nach zwei Wochen durften die Reisenden aus aller Welt das Kreuzfahrtschiff schließlich verlassen. In den Heimatländern erwarteten sie allerdings oft weitere Quarantäne-Maßnahmen.