Am Montag, als die Ausgangssperre wieder aufgehoben ist, setzen wir wieder Segel. Die Anordnung, kein Boot dürfe die Marina verlassen, wurde gekippt. Oder zumindest anders interpretiert. Und so macht sich die kleine Flottille wieder auf Richtung Kekova. Karsten, der Däne, ist erleichtert, dass er endlich seinen Grill testen kann. Nur Ken muss bleiben. Immer noch ist nicht klar, ob er 3.500 Lira wirklich zahlen muss. Denn er hat Widerspruch eingelegt – interessanterweise auf Anraten der Küstenwache. Die hatten den Vorfall zwar aktenkundig gemacht, meinten aber, dass die Strafe vor keinen Richter Bestand haben würde.
Kino auf der Dilly Dally

Am zweiten Abend in der Bucht starten wir unseren Kino-Abend, den wir eigentlich für Ostern geplant hatten. „Life of Brian“ wollen wir uns anschauen. Natürlich unter Einhaltung des Mindestabstands. Die Dilly-Dally wird zum Kino, das Groß zu unserer Leinwand an diesem windstillen Abend. Ein kleiner Beamer projiziert den Film ins Segel. Wir lassen mehrere Leinen zu Wasser, an denen sich die anderen Crews in ihren Dinghis festmachen können.
Mel, der Australier, hat zwei SUPs auf sein Dinghi montiert und darauf einen Sessel gezurrt. Jan hat sich in seinem Beiboot in einen Schlafsack gekuschelt. Karsten und Hande, seine Freundin, schöpfen Wasser, denn ihr Dinghi hat ein Leck. Und wie in jedem guten Kino gibt es Popcorn für alle – aus der Dilly-Dally-Bordküche. Bierdosen zischen, Kippen glühen, Popcorn raschelt, das alles unter einem gigantischen Sternenhimmel. Mel, ein mehrfacher Sydney-Hobart-Veteran, kann fast den ganzen Film mitsprechen. Immer wieder schüttelt er den Kopf, lacht, nippt am Bier. „Das ist das beste Kino in der Welt“, sagt er. „Und das in diesen Zeiten.“
Und Ken? Der liegt in der Marina. Weil ihm langweilig ist, will er das SUP des Nachbarn ausprobieren. Er kommt nicht weit. Die Marineros stoppen ihn. Er dürfe als über 65-Jähriger das Boot nicht verlassen, sagen sie ihm. Kurz will Ken sagen, dass doch nach der Registrierung durch die Küstenwache die Marina als Wohnung gelte. Und er dürfe ja auch an Land innerhalb des Geländes sich frei bewegen. Aber er lässt es dann doch. Diskussionen und Prinzipienreiterei sind in diesen Zeiten unangebracht. Er paddelt zurück.