FINNLAND
Wenige Infektionen, kaum Auswirkungen im Bootsbau
Bei einer relativ niedrigen offiziellen Zahl von Infizierten hatte Finnlands Regierung Beschränkungen für die Personenfreizügigkeit verfügt. So ist der Großraum Helsinki – wo sich die meisten Corona-Infizierten aufhalten – bis zum 19. April vom Rest des Landes isoliert. Erlaubt ist nur der Fracht- und Arbeitsgrenzverkehr.

Fast komplett zum Erliegen gekommen ist das öffentliche Leben, Versammlungen von mehr als zehn Personen sind verboten. Die Schulen sind bis zum 13. Mai geschlossen, Restaurants und Bars werden frühestens Ende Mai wieder geöffnet.
Rückgang der Neuverkäufe seit Februar
Für den Bootssektor sind die Auswirkungen der Pandemie bisher noch gering. Die Bootssaison hat noch nicht wirklich begonnen, so dass 99% der Boote noch in Winterlagern oder bei Herstellern respektive den Händlern auf Lager sind. Alle großen Bootshersteller arbeiten – und geben an, alle laufenden Bestellungen vor dem Sommer auszuliefern, auch wenn Verzögerungen möglich sind.
Händler und Hersteller stellen einen Rückgang neuer Verkäufe und Aufträge seit Februar fest. Viele Unternehmen rechnen daher mit Entlassungen oder vorzeitigen Fabrikschließungen vor der üblichen Sommerferienpause, die in Finnland im Juni ist. Es besteht die Hoffnung, im August wieder normal zu beginnen.
Viele Bootshersteller, Händler und Winterlager-Betreiber arbeiten zurzeit hinter streng verschlossenen Türen. Außer dem eigenen Personal dürfen sich dabei keine weiteren Personen auf dem Gelände aufhalten.

Janne Mäkelä, Markenmanager von Bella Boats, gibt einige Einblicke in die aktuelle Entwicklung: „Nach einem arbeitsreichen Jahresbeginn erlebten wir einen überraschend gesunden März, was den Verkauf und die Auslieferungen betrifft.“ Zurzeit sieht er ein nachlassendes Kaufinteresse mit weniger Verkäufen und Händlerbestellungen.
Deshalb hat Bella Boats, Teil der schwedischen Nimbus-Werftgruppe, den Lagerbestand und die Produktion der Boote angepasst. „Im Moment halten wir die Produktion aufrecht und können so die Lieferungen für April und Mai erfüllen“, sagt Mäkelä. „Aber danach müssen wir einfach abwarten und sehen, wie die Dinge sich von Tag zu Tag entwickeln.“
DÄNEMARK
Auch in schwierigen Zeiten unbeschadet
Das Bootsgeschäft in Dänemark läuft immer noch gut, allerdings nicht mehr so glatt wie vor der Corona-Krise. Die Häfen sind geöffnet, und die Menschen arbeiten an ihren Booten für den Frühling. Spricht man mit Vertretern aus der Bootsindustrie, sind die meisten immer noch positiv gestimmt.
Die Geschäfte bei den dänischen Bootswerften X-Yachts, Luffe und Faurby laufen gut. Alle drei Unternehmen haben viel zu tun. Doch auch kleineren Bootsbaubetrieben, die Refit-Arbeiten ausführen, geht es gut.

Für X-Yachts, Dänemarks größte Werft für Freizeitboote, erklärt CEO Kræn Nielsen: „In einer ungewöhnlichen Zeit wie dieser arbeiten wir immer noch und bereiten unsere Boote für die Übergabe an unsere Kunden vor.“ Und fügt hinzu, „… aber mit dem tiefsten Respekt in Bezug auf die Vorsichtsmaßnahmen“.
Die Lieferkette mit Bootsbaukomponenten funktioniere effektiv, so dass „unsere Produktion unbeeinträchtigt läuft“, sagt Nielsen. Sowohl die Verkaufsabteilung der Werft als auch das weltweite X-Yachts-Händlernetz funktionieren. „Unser Werfthafen füllt sich wie in allen vergangenen Jahren mit Booten. Wir liegen vor dem Zeitplan“, fügt der CEO hinzu, „und haben zahlreiche Boote für die Übergabe vorbereitet und bereits aufgeriggt.“
SLOWENIEN
Covid-19 erschüttert Bootsindustrie
Die slowenische Bootsindustrie ist vom Ausbruch von Covid-19 wie viele andere Branchen im Land ganz oder teilweise betroffen. Kurz nach dem Stopp des öffentlichen Lebens in Slowenien kamen von den ausländischen Werften widersprüchliche Informationen. Sie reichten von einer reibungslosen Fortsetzung der Produktion bis zum kompletten Arbeitsstillstand.
Drei große Schiffswerften von internationaler Bedeutung sind in Slowenien beheimatet: Greenline Yachts, Elan Yachts und Seascape. Dazu kommen einige kleinere Unternehmen, die hauptsächlich Bootsteile, Ausrüstung und maßgefertigte Boote herstellen.
Safety first, also keine First-Regatta
Seascape ist Teil der Beneteau-Gruppe. Die Arbeitsprozesse und die Produktion wurden hier so weit wie möglich verlangsamt oder angehalten beziehungsweise ins Home Office verlegt. Media-Manager Vid Slapničar beschreibt die augenblickliche Strategie: „Wir konzentrieren uns stark darauf, die Seacape-Community online zu verbinden.

Wir stellen täglich Lerninhalte und Unterhaltsames online und bleiben mit unseren Seglern in Kontakt. Um die First- und die Seascape-Challenge zu ersetzen, organisieren wir eine virtuelle Regatta.“ Beide für Seacape wichtigen Events wurden von April auf Oktober verlegt.
Greenline setzt die höchste Priorität nach eigenen Angaben auf die Sicherheit der eigenen Mitarbeiter. So kann die Produktion sofort von einer auf zwei Schichten geändert werden, um so den Kontakt zwischen den Arbeitern zu verringern. Diese sind alle mit Masken und Handschuhen ausgerüstet. Desinfektionsflüssigkeiten stehen an allen Arbeitsstationen zur Verfügung, 70% des Büropersonals arbeiten von zu Hause aus, heißt es von der Werft.
Bootsverkäufe nicht in Gefahr
Die pünktliche Auslieferung von Greenline-Booten ist mindestens bis April gesichert. Danach sei man von der Lieferkette und möglichen Einschränkungen seitens der neuen Regierung abhängig. Wladimir Zinchenko, Eigentümer und CEO der Greenline-Werft SVP Yachts, sagt: „Unsere Vision für Greenline kann kein Virus aufhalten. Wir bleiben positiv gestimmt, aber nehmen die Situation sehr ernst“, so der Firmenchef. Erst vor kurzem hatte Greenline die Daycruiser-Serie Neo an Bavaria verkauft.

So wurden Gespräche mit allen Kunden geführt, die ein Boot bestellt haben. „Wir freuen uns, dass alle optimistisch bleiben und sich darauf freuen, ihr Boot im Sommer in Empfang zu nehmen“, erklärt Zinchenko, „auch wenn es mit einer leichten Verzögerung kommen könnte.“
Elan stoppte Aktivitäten im März
Das 1949 gegründete Unternehmen Elan Yachts schon am 16. März präventiv alle Aktivitäten eingestellt. Das bleibt – der Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter wegen – bis mindestens 14. April so. „Noch vor der vollständigen Schließung haben wir Maßnahmen ergriffen, um eine hochsichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten“, heißt es in einer Erklärung. Dazu gehörten „die Bereitstellung von Schutzausrüstung und Desinfektionsseifen, neue Arbeitsprozesse mit besonderen Abstandsregeln, Arbeit von zu Hause aus und versetzte Arbeitszeiten“.
Im Sommer wollte die Werft das neue Segelyachtmodell Elan GT 6 nach längerer Ankündigung vorstellen, so der Plan. „Sobald wir die Produktion wieder aufnehmen“, heißt es im Statement von Elan Yachts, „werden wir selbstverständlich die genannten Maßnahmen beibehalten.“