Endlose Ozeanweiten, Großsegler in schwerer See, aber auch penibel dargestellte Schiffsportraits, Landschaften am Meer aufregende Regattaszenen und Skulpturen maritimer Objekte – das alles macht maritime Kunst aus.
Klassische Marinemaler, aber auch freie Künstler, Designer, Fotografen und Objektkünstler befassen sich künstlerisch mit dem Meer. Unser Autor Michael Krieg hat einige von ihnen näher kennengelernt.
„…und da hat es mich gepackt!“
Der Weg der 1959 geborenen Hamburgerin Elke Timmermann zur maritimen Malerei verläuft keineswegs gradlinig. Ihre gestalterischen Schwerpunkte sind zunächst Keramik- und Hinterglasmalerei, doch ihr Wunsch, Goldschmiedin zu werden, um auch im Beruf künstlerisch zu arbeiten, scheitert schlicht daran, dass sie keinen Ausbildungsplatz bekommt. Talent allein macht nicht satt, und so schließt sie erst einmal die Ausbildung zur staatlich geprüften Röntgenassistentin ab, was mit bildender Kunst nun gar nichts zu tun hat.
Während ich da meine Klausuren geschrieben habe, kommen die Windjammer zum Hamburger Hafengeburtstag rein. Ich dachte: Da würde ich auch gerne mal mitfahren.
Aber da ist noch etwas anderes, das sie seit der Kindheit begleitet: die Liebe zur Seefahrt, die auf dem elterlichen Segelschiff schon früh entsteht. Um die Yacht selbst führen zu dürfen, macht sie in der Hamburger Seefahrtsschule die notwendigen Scheine. „Während ich da meine Klausuren geschrieben habe, kommen die Windjammer zum Hamburger Hafengeburtstag rein“, erinnert sich Timmermann, und an den nächsten Gedanken: „Da würde ich auch gerne mal mitfahren.“

Angeheuert auf der Viermastbark
Gesagt, getan. Sie besorgt sich eine Heuer auf der 1926 in Wesermünde gebauten, heute unter russischer Flagge segelnden Viermastbark ‚Kruzenshtern‘ – der ehemaligen ‚Padua‘, die wie die ‚Pamir‘ zu den berühmten Flying-P-Linern der Hamburger Reederei F. Laeisz gehörte. „Spätestens da hatte es mich gepackt“, schwelgt sie. Um für die Segelscheine die notwendigen Meilennachweise vorlegen zu können, unternimmt sie als Trainee viele Reisen auf der Viermastbark ‚Sedov‘, gebaut 1921 in Kiel, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationszahlung ebenfalls nach Russland ging. Höhepunkt ihrer Großseglerzeit ist die Atlantiküberquerung mit der ‚Sedov‘ von Boston nach Liverpool.
Dampfer in Öl
Die Liebe zur Segelei, ihr Leben am Meer in der Wahlheimat Cuxhaven und die Malerei sind zu diesem Zeitpunkt bei ihr längst eine fruchtbare Liaison eingegangen. In ihrem meernahen Umfeld versucht Timmermann, die Motive für ihre Malerei zu finden Die Autodidaktin beginnt mit maritimen Seidenbildern. In Öl, so erklärt sie, inspiriert durch ihren Mann, malt sie seit 1998. Zwei Schwerpunkte haben sich in den Jahren herausgebildet: Segelschiffe und Dampfer, meist furchteinflößend in schwerer See, aber auch stimmungsgeladene Motive ihrer maritimen Umwelt, in der sie lebt. Als Vorlagen dienen bei Aufträgen Fotos, die sie meist selbst vom später gemalten Schiff macht – oder auch von Schiffseignern selbst angefertigte Skizzen.


Kunst kann Seefahrt erklären
Ein eigenes Atelier hat Timmermann nicht. Durch zahlreiche Ausstellungen hat sie sich in der Szene inzwischen einen Namen gemacht. Timmermann hat beim Deutschen Seeschifffahrtstag und beim Nautischen Schifffahrtsessen in Cuxhaven ausgestellt, natürlich auch in der heimischen Kugelbakehalle, dem Rathaus von Helgoland und der Galerie Hanse Art in Stralsund. Seit 2005 ist sie mit ihren teils großformatigen Arbeiten alljährlich auf der Hamburger Bootsmesse hanseboot vertreten.

Eine besondere Erinnerung ist für Elke Timmermann als ehemaliges Besatzungsmitglied verständlicherweise ihre Ausstellung an Bord der ‚Sedov‘, und sie erinnert sich, was Kunst auch kann: Dass die Kadetten anhand ihrer Bilder den Besuchern das Arbeiten im Rigg sehr anschaulich erklären konnten.
Mehr über Elke Timmermann: www.marinemalerin-elke-timmermann.de