Nach wochenlanger Vorarbeit kann die Tally Ho nun eingedeckt werden. Pete und Zeal legen die erste Decksplanke an Steuerbord. Man sieht Pete die Erleichterung an, dass nun endlich der Rumpf geschlossen wird. Die akribische Vorbereitung zahlt sich aus.
Zeal, der Bootsbaukünstler, ist erst vor ein paar Wochen zum Team um Leo Sampson gestoßen, das nun im 6. Jahr an dem Projekt Neuaufbau der Tally Ho, der klassischen Kutter-Yacht des Konstrukteurs Albert Strange, arbeitet. Albert Strange hatte viele kleine Yawls und Sloops gezeichnet, Tally Ho ist das größte mit Spiegelheck. Sie wurde 1909 unter dem Namen Betty auf der Werft Stow & Son in Shoreham, England gebaut und gewann 1927 das berühmt berüchtigte Fastnet Race.

Durchdachtes Deck
Das Gelbzeder-Holz für die Decksplanken lässt sich leicht bearbeiten, es ist elastisch und geschmeidig. Die Stöße (Butts) und vorderen Verjüngungen (Nibs) können problemlos mit Akku-Handmaschinen und Hobel an Deck angepasst werden, ebenso die Kalfatnähte an den Nibs. Das Deck wird traditionell kalfatert, d.h. unten liegen die Planken eng aneinandergefügt, während im oberen Drittel eine keilförmige Fuge angehobelt wird.
Diese Fuge ist überall zu finden, wo Holz aneinanderstößt, auch an den Aussparungen für Deckstützen und Samson-Pfosten. Hier wird später wie an der Außenhaut Baumwolle mit den entsprechenden Werkzeugen eingeschlagen. Echte traditionelle Holzschiffsbau-Handwerkskunst. Die erste Planke (Masterplank) wird außen nach festgelegtem Plan gelegt und sofort fest verschraubt. Sie dient als Anschlag für alle anderen Decksplanken, die von ihr ausgehend nach innen verlegt werden.

Die Biegung, fast parallel dem Rumpfstrak folgend, kann leicht durch Schraubzwingen und -spreizen angebracht werden. Verlegt werden die Decksplanken ohne Einbettungsmasse (bedding Compound) direkt auf die Decksbalken und Unterschläge. Beide sind lackiert, wo sie aufeinanderliegen, sodass kein Süßwasser in das Holz eindringen kann. Wenn es einmal irgendwo leckt, sieht man ungefähr, wo das Wasser herkommt, und kann schnell nachkalfatern.
Die Fischplanken kommen später dran
Eine einfache Bohrlehre zeigt genau, wo die Schrauben im Decksbalken sitzen. So kann bei geschlossenem Deck leicht nachvollzogen werden, wo genau die Balken laufen. Die mittleren Fischplanken (Kingplanks) und die äußeren Leibhölzer (Coverboards) werden später eingepasst. Sie sollen aus Teakholz sein, das ist fest, dauerhaft und sieht schön aus.
Auch wenn der Teakholzhandel durch viele illegale Importe in Verruf geraten ist, ist noch sauber gehandeltes Plantagenteak zu bekommen, allerdings zu einem immensen Preis. Für das passgenaue Einlassen dieser Hölzer ist Zeal prädestiniert, wie er an dem Spiegelabschlussbalken und an den Samson-Pfosten beweist.
Schlitz oder Kreuzschlitz
Leo Sampson lässt sich noch über die Schrauben aus: Schlitzschrauben sind eigentlich die schönsten Schrauben für traditionellen Bootsbau, gerade wenn sie sichtbar sind. Sie haben aber den Nachteil, dass die Schrauberspitze leicht herausrutschen und dabei das umliegende Holz beschädigen kann. Darum verwendet Leo Bronze-Schrauben mit Frearsson-Kopf, eine Kreuzschlitz-Art, bei der der Bit quasi von selbst in den Antrieb rutscht.