Gestern sorgte die Vertragskündigung der Vendée-Globe-Aspirantin Clarisse Crémer durch Segelsponsor Banque Populaire für viel Entrüstung. Heute meldeten sich die Organisatoren der renommiertesten Einhandregatta 2024 um die Welt zu Wort.
Die französische Weltklasse-Seglerin Clarisse Crémer hatte sich am 3. Februar an die Öffentlichkeit gewandt, nachdem ihr Sponsor Banque Populaire den Sponsorenvertrag für die Vendée Globe 2024 am Tag zuvor kurzfristig gekündigt hatte. Das Argument: Sie habe 2022 (während ihrer Schwangerschaft), nicht genug Meilen gesammelt um sich sicher qualifizieren zu können. Dem widersprach Clarisse Crémer deutlich.

Um ein vollständiges Bild der Situation zu vermitteln, dokumentieren wir die Argumente des Sponsors und Auszüge Pressemitteilung der Organisatoren der Vendée Globe.
Das sagt Banque Populaire
Banque Populaire, die zweitgrößte Bankengruppe Frankreichs, bezieht sich in ihrer Begründung zur Vertragskündigung auf die geänderten Teilnahmebedingungen für die nächste Vendée Globe. Im neuen Qualifikationsverfahren sind die „Finisher“ (also alle, die bei der letzten Vendée Globe ins Ziel kamen, die Red.) nicht mehr automatisch für das nächste Rennen qualifiziert. Sie müssen zwischen Winter 2021 und Sommer 2024 durch Teilnahme an Rennen der Imoca-Rennserie Punkte sammeln für einen der zurzeit 40 Startplätze (darunter eine Wildcard). Die Auswahl über die Meilenrennen findet auch nur dann statt, wenn bis zum 2. Oktober 2023 (dem Stichtag für die offizielle Bewerbung um die Vendée Globe 2024) mehr als 40 Skipper angemeldet sind.
Der Sponsor Banque Populaire hatte daraufhin eine Imoca gemietet, um mit Clarisse Crémer an den Rennen der Saison 2022 teilzunehmen und so die notwendigen Punkte zu sammeln. Crémer konnte wegen ihrer Schwangerschaft an diesen Rennen nicht teilnehmen und wurde durch Nicolas Lunven vertreten, der gerade im Team Malizia das Ocean Race segelt. Der Sponsor bezweifelt nun, dass Clarisse Cremer die erforderliche Punktzahl erreichen könne, um sich für die Vendée Globe 2024 zu qualifizieren.
Die neue Regel besagt: Alle SkipperInnen müssen bei mindestens zwei Qualifikationsregatten am Start sein, davon eine im Jahr 2022 oder 2023 und eine im Jahr 2024. Um sich zu qualifizieren, können die AspirantInnen an diesen Rennen teilnehmen:
• Vendée Arctique – Les Sables d’Olonne 2022
• Route du Rhum – Ziel Guadeloupe 2022
• Transat Jacques Vabre 2023
• Die Transat CIC 2024
• New York – Vendée 2024
Clarisse Crémer konnte an den beiden Rennen 2022 nicht teilnehmen. Ihre Tochter kam während der Route du Rhum am 22. November 2022 zur Welt. Sie kann aber durchaus an der Transat Jacques Vabre 2023 im Oktober teilnehmen und das zweite Rennen in 2024 absolvieren. Sie hätte damit die Qualifikation für die Vendée Globe erreicht. Warum also zweifelt der Sponsor an der schnellsten Weltumseglerin?

„Leider damit abfinden …“
Banque Populaire hatte nach eigenen Angaben im Sommer 2022 Gespräche mit den Veranstaltern der Vendée Globe aufgenommen, um die besondere Situation ihrer Seglerin zu besprechen. „Da das Team Banque Populaire fest entschlossen ist, 2024 an ihrer Seite an den Start zu gehen, wurden dem Veranstalter mehrere Lösungen vorgeschlagen, damit das Reglement die Situation der Frauen bei der Vendée Globe und die Frage der Mutterschaft berücksichtigt“, so der Sponsor.
Diese Vorschläge sowie die Anträge auf eine Wildcard-Garantie seien abgelehnt worden – auch der letzte, noch vor wenigen Tagen eingereichte Vorschlag, was sehr bedauerlich sei. Das hatte Folgen.