Der Rumpf der Tally Ho bekommt jetzt endlich seine Außenhaut. Mit dem sechsköpfigen Team geht das Planken schnell voran: zwölf Planken in zwei Wochen. Dazu braucht es auch wieder Spezialwerkzeug, und Leo Sampson ist Spezialist im „Ghetto-Engineering“ bei seinem Refit-Projekt.
Was heißt das? Es gibt keine gute Übersetzung: „Straßen-Ingenieurskunst“ bedeutet mit einfachen Mitteln sinnvolle Lösungen zu realisieren. Seine Kreativität hat Leo Sampson schon öfter unter Beweis gestellt und so schreckt er auch nicht vor dem Elektro-Schweißgerät zurück.
Aus einer abgeflexten Schraubzwinge, einem Bolzen und einem Hartholzklotz baut er eine stufenlos neigbare Basisplatte für die Handkreissäge, ähnlich wie bei der großen Schiffssäge, um die Schmiegen (rolling bevels) schon beim Aussägen der Planke zu erhalten. Das spart viel Zeit und Hobelarbeit.
Ein weiteres wichtiges Werkzeug: der Dolly, der Gegenhalter. Ein armdickes Stahlrohr je zur Hälfte gefüllt mit Blei und Eichenholz, darauf ein Deckel mit Dorn geschweißt. Das ideale Gerät, um den Niet von außen gegenzuhalten, während im Inneren des Rumpfes die Klinkscheibe und der Kopf draufgetrieben werden – schweres Gerät, kein leichter Job für Rowan.
Volunteers in Rotation
Das Team, das Leo Sampson um sich geschart hat, um den 1910 von Albert Strange gezeichneten Rennkutter Tally Ho wieder aufzubauen, besteht noch immer aus Pete dem Schiffbauer, Rosie der Auszubildenden und den freiwilligen Helfern Matt, David und Rowan. Sie sind genauso begeistert von dem Projekt wie viele andere Volunteers, die in den letzten zweieinhalb Jahren an Tally Ho gearbeitet haben.
Leo setzt sie rotierend ein. Eine Win-Win-Situation: Die Helfer können immer an interessanten neuen Arbeitsabschnitten mitarbeiten, und Leo hat immer ausgeruhte, motivierte und vor allem vorgebildete Kollegen. Denen muss er nicht das Handwerk von Grund auf neu erklären.
Auf Petes Know-how kann Leo sich absolut verlassen. Er baut den kompletten Kielgang (garboard plank/strake) aus einer Angélique-Holz-Bohle in Eigenregie. Unten sitzt sie rechtwinklig in der Kielsponung, genauso in Vor- und Achtersteven. Darauf hat Pete wochenlang mit Dechsel, Hobel und Stecheisen hingearbeitet. Jetzt passen die Kielplanken genau. Man sieht nur noch die schmale Kalfatnaht, die über die Hälfte der Plankenstärke keilförmig später das Werg und die Dichtbaumwolle aufnehmen soll. Die zweite Planke über dem Kielgang (broad) wird dann auch gleich darauf angeschraubt.
Materialien für die Ewigkeit
Bevor die Flächen mit Bleimennige und Dolfinite gegen Verrottung geschützt werden, müssen Wasserstopper (waterstops) aus Zedernholz an den Stößen zwischen Kiel, Totholz und Vorsteven gesetzt werden. Diese halbzoll (12,5 mm) starken Dübel werden an der Trunnel-Maschine gedreht.
Sie sollen durch Aufquellen das von außen eindringende Wasser aufhalten. Dann kann die Planke aufgesetzt und mit drei Zoll (75 mm) starken Bronzeschrauben mit dem Kiel verschraubt werden. Leo schwört auf die Silizium-Bronze-Schrauben, die er von Rob zu einem fairen Preis bekommen hat. Es sind die besten, mit denen er bisher gearbeitet hat.
Talking about Money: Nun endlich hat Leo ausgerechnet, was ihn die Bronze-Wrangen und Knie gekostet haben: Materialpreis, Arbeit bei der Port-Townsend-Gießerei und Steuer summieren sich auf 33.000 US Dollar. Ein stolzer Preis für 47 Teile und mehr, als Leo Sampson kalkuliert hat. Kein Wunder, dass die Crew sie auf Hochglanz poliert hat, jetzt glänzen sie wie Gold.
Aber nicht nur, dass sie die Tally Ho aufwerten, sie halten auch für die Ewigkeit und sind das Beste, was sie einbauen konnten. Die Arbeit in der Gießerei, der Port Townsend Foundry, war außerdem lehrreich, hat allen Spaß gemacht und neue Freunde eingebracht. Und so geht ein dickes Dankeschön an Kathy und Pete, die Inhaber der PTF.
Rechtwinklige und geschmiegte Kanten
Leo bearbeitet seine Planken alleine: Nach dem Ausschneiden mit der „Rolling Bevel Cirk Saw“ prüft er die Schmiegen an den verschiedenen Maßpunkten, mal drei Grad, mal fünf Grad, und sie passen. So muss er nur noch mit dem Handhobel den Sägeschnitt glätten.