Meine Aufgabe ist es, als Skipperin fünf „hörende“ Crewmitglieder (interessant, was Hörende alles nicht hören …) und den gehörlosen Rudergänger Markus (von dessen nonverbaler Kommunikation sich jede hörende Crew eine Scheibe abschneiden kann …) für ein Anlegemanöver zu briefen und das Manöver anzuleiten.
Auf dem Weg zur kompetenten Crew wird jeden Tag gelernt.
Rein technisch ist beides gar nicht so schwer. Es sind eher die vielen Manövervorschläge aus den Reihen der Crew, die ausufern. Mitsprache ist ausdrücklich erwünscht, denn gemeinsames Lernen im „Klassenzimmer Cockpit“ und Crewbeteiligung sind das heutige Thema. Doch letztere erweist sich in diesem Zusammenhang als Fluch und Segen zugleich. Die Hinweise der Crew sind wertvoll, aber die Bewertung zieht sich wie Kaugummi.
Subjektiv benötige ich viel zu lange, um meine Affenbande wieder in den sicheren Hafen zu bringen. Geht das auch schneller, ohne als autoritäre Ziege dazustehen? Außerdem ist es verdammt schwer, als Skipperin die Finger still zu halten und statt dessen die Crew „nur“ anzuleiten und machen zu lassen.
Wir üben fleißig weiter: detailliertes Erklären und genaues Nachfragen in Briefings- und Debriefings. Noch mehr W-Fragen kreuzen meinen Weg und gehen mir noch etwas holprig von den Lippen. „Was hat euch geholfen?“ und „Was hat euch irritiert?“ und dann „Was habt ihr für Ideen?“. Es fühlt sich ungewohnt an, im laufenden Prozess Feedback und Anregungen von der Crew abzuholen – für mich als Skipperin, aber auch für die Crewmitglieder. Richard zitiert eine ehemalige Kursteilnehmerin: „Das ist hier ja wie beim Nackttöpfern in der Toskana. Alles wird zerredet!“
Motiviert es die Leute, mitzumachen?
Auch die Frage, was wir als Skipper kommunizieren dürfen, wird heiß diskutiert. Ist es zum Beispiel schlau, der Crew eigene Unsicherheiten und Defizite zu offenbaren? Motiviert es die Leute, mitzumachen oder verunsichert es sie nur? Das Schieberegler-Modell wird geboren. Das Bild passt ganz gut: Als Skipper sitzen wir ständig an einem Mischpult, bemüht, die Regler mit der passenden Tonlage und Informationsdichte zu bedienen. Es ist wie im echten Leben: Auf den richtigen Mix kommt es an!
SkipPsy kann keine vorgefertigten Antworten liefern, das Meer funktioniert ja auch nicht nach Schema F. Aber das Konzept bestärkt mich, meiner Intuition zu folgen. Auch das Führungspersonal hat ein Recht auf learning by doing. Es ist erlaubt, plausible Ideen auszuprobieren oder zu verwerfen und dies der Crew gegenüber offenzulegen.