Caro und Milaim laufen den Steg entlang, im Hintergrund liegt der blauweiß geflaggte Hafen der Ancora Marina in Neustadt unter freundlicher Maisonne. Kort Heumann, der neue Eigner einer Bavaria C45 erwartet die beiden schon. Sie sind zum Segeln verabredet. Zum ersten Mal werden Caro und Milaim eine Bavaria, die sie selbst in Giebelstadt gebaut haben, in ihrem Element erleben.
Ich habe die beiden Vorarbeiter bereits im Oktober 2018 in der Werfthalle bei der Vorstellung der neuen Eigner von Bavaria kennengelernt. Damals standen sie mit ihrem Werkzeug beim Presserundgang im Hintergrund auf einem Boot und ich fotografierte sie spontan. Einige Monate später schauen mich beide überlebensgroß von oben herab auf der Boot Düsseldorf an – sie sind die Köpfe der Kampagne We are Bavaria. Schließlich sehen wir uns persönlich im Mai in der Werft wieder, auf einer Bavaria C50. Carolin und Milaim sind auf den zwei Segelbootbändern bei der Bavaria-Produktion zuständig für den Innen- und Endausbau. Sie betreuen die Boote bis zur Auslieferung an den Kunden.
„Wir sind ein Superteam“
Carolin Kemmer leitet 25 Mitarbeiter an, Milaim Kastrati 15: Schreiner, Silikoner, Außenmonteure, Endbestücker, Nacharbeiter. „Mir langen alle zusammen und sind ein Superteam, deswegen passt die Qualität auch“, erklärt Caro in fränkischem Dialekt. Die 31-Jährige hat direkt nach ihrer Ausbildung als Schreinerin bei Bavaria Yachts angefangen und ist jetzt im elften Jahr dabei. Sie teilt morgens bei der Teambesprechung die Arbeiter ein, macht das Timing und organisiert die Arbeitsabläufe, damit der Kunde das Boot rechtzeitig zum gewünschten Termin bekommt. Viel Verantwortung, die die junge Frau sehr gut meistert.
„Was hat sich denn seit dem Verkauf der Werft für euch verändert?“, frage ich Milaim. „Der Zusammenhalt ist stärker geworden. Für uns war das ja keine leichte Situation während der Insolvenz. Wir mussten richtig kämpfen, dass wir die Boote termingerecht fertig bekamen. Viele von uns sind sogar samstags freiwillig zum Arbeiten gekommen“, erinnert sich Milaim, der schon seit 24 Jahren für Bavaria schafft, wie man in Franken sagt. Die neuen Eigner CMP haben von den 600 Mitarbeitern fast alle übernommen.
Die beiden erklären ihren Arbeitsablauf und zeigen mir die wichtigen Details und Neuerungen auf dem Boot. Als ich wissen will, ob sie selbst schon mal auf einer Bavaria gesegelt sind, schütteln beide den Kopf. Noch nie, ist ihre Antwort, haben sie eine Segelyacht im Wasser erlebt.
Begeisterung trifft Know-How
Jetzt stehen sie im Cockpit der neuen Bavaria C45 und lassen sich vom stolzen Eigner erklären, warum er sich gerade für dieses Schiff entschieden hat. Sie steigen zusammen den Niedergang hinab und hier erklärt jetzt Caro Kort die Arbeitsabläufe beim Innenausbau. Automatisch kontrolliert Milaim währenddessen die Schapps, streicht über Flächen und kontrolliert Silikon-Nähte. Er ist noch immer zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist spannend zu hören, wie sich Arbeiter und Eigner das Boot aus der jeweils eigenen Sicht erklären.
Dann geht’s zurück an Deck. Kort macht das Boot klar zum Ablegen. Caro wird die C45 aus dem Hafen manövrieren, so haben sie es am Abend vorher verabredet. Die Ruderanlage, die ihr Team montiert hat, bedient sie nun selbst und ist erstaunt, wie leicht das geht. Gelassen setzt die Vorarbeiterin die Kommandos von Kort um, der ebenso gelassen zusieht. Nur manchmal greift er ins Ruder und korrigiert ein bisschen den Kurs. Und schon sind sie in der Fahrrinne, wo Milaim übernimmt.
„Das ist ja mega!“
Der kommt aus dem Grinsen nicht mehr heraus. „Wahnsinn, das ist ein richtig gutes Gefühl“, wiederholt er ein ums andere Mal. Caro ist eine begeisterte Skipperin „Das ist mega, einmal hinterm Steuer!“ schwärmt sie. Kort rollt mit der automatischen Winsch das Großsegel und die Fock der Bavaria C45 aus und stellt den Motor ab. Er erklärt den beiden, wie die Segel funktionieren, und sie den richtigen Kurs fahren. Und dann fährt Caro unter Anleitung ihre erste Wende.
Sie sind überrascht, wie schnell die Yacht wird. Mehr als acht Knoten lesen sie ab und als sich das Schiff richtig reinlegt, sind sie begeistert. So hätten sie sich das nicht vorgestellt, meint Caro. Recht hat sie. Wer zum ersten Mal eine Yacht segelt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Gefühl ist eben „mega“.