Wir hatten die Vorhänge jetzt auch beim Fastnet Race und sind begeistert, da man tagsüber auch besser schläft, weil es komplett dunkel ist. Die einzige Änderung, um es an Bord ein bisschen komfortabler zu machen, sind Matratzen: Sonst haben wir nur Beanbags auf den Rohrkojen.
Was ist aus deiner Perspektive die größte Herausforderung bei dieser Atlantiküberquerung?
Die Transat ist natürlich in jeder Hinsicht eine Herausforderung, auch wenn ich jetzt alleine segeln würde – der Nordatlantik ist ein herausforderndes Segelgebiet. Es sind eine ganze Menge Tiefdruckgebiete unterwegs. Wir müssen ihnen ausweichen und da einen guten Weg finden. Das ist die Herausforderung, die in der Route selbst liegt.
Dann ist eine andere Herausforderung natürlich, mit Greta zu segeln – die noch nie auf einem Segelboot war, noch keine Segelerfahrung hat. Es ist was ganz Besonderes. Es ist noch nicht exakt abschätzbar, wie das für sie genau sein wird. Da müssen wir einfach mal gucken, dass das gut klappt.
Worauf freust Du dich am meisten im Hinblick auf die kommende Fahrt?
Ich freue mich darauf, dass wir zwischendurch tolle Segelbedingungen finden, dass auch was von unserer Segelbegeisterung auf unsere Mitsegler überspringen kann. Natureindrücke, die wir zusammen erleben – Delfine, Wale, große Seevögel, die hohen Breiten mit ihrem besonderen Licht, den Eindruck des weiten Meeres. Ich hoffe, dass es eine Reise wird, die positiv in Erinnerung bleiben wird, und die für Greta natürlich was ganz Besonderes ist. Ich hoffe, dass es für sie ein unvergessliches und positives Erlebnis wird.
Was hast Du ihr gesagt, soll Greta unbedingt mit auf die Reise an Bord bringen?
Ich habe ihnen gesagt, dass wir sie ausstatten in Bezug auf Kleidung, weil es wichtig ist, dass sie trocken und warm sind. Wir stellen auch jegliche Ausrüstung bereit, die man an Bord brauchen könnte. Ich habe Greta empfohlen, etwas zu lesen mitzubringen – um die Zeit zu überbrücken, wenn sie unter Deck ist. Oder wenn sie darauf wartet, bis das Wetter besser wird, um mal wieder nach draußen gehen zu können. Ich habe sie auch gebeten, mir Bücher mitzubringen, die sie mir empfiehlt zu lesen für das Thema Klimawandel.
Hat Greta besondere Wünsche geäußert im Hinblick auf die Transat?
Sie isst vegan, wir haben deshalb vegane Gerichte für sie gekauft. Es gibt eine ganze Menge verschiedene gefriergetrocknete vegane Gerichte. Das andere ist, dass sie natürlich gerne auf fossile Brennstoffe verzichten würde – sei es Heizung, Antrieb, Stromerzeugung und Kochen.
Sie will, dass möglichst kein großer Aufwand für sie betrieben werden muss. Das heißt, dass nicht extra Sachen für sie angeschafft werden müssen, dass nichts extra zum zusätzlichen Konsum beiträgt, was wiederum klimaschädlich sein kann. Sie wollte, dass alle Ausrüstungsgegenstände so oft wie möglich verwendet werden und wir sie einfach mitnehmen – und nicht zu viel extra Aufwand für sie betreiben.
Wie bereitet sich Greta auf die Atlantiküberquerung vor?
Ein Teil waren unsere Gespräche. Greta und ihr Vater haben aber auch zahlreiche Gespräche mit anderen Profiseglern und professionellen Segelinstitutionen geführt, zum Beispiel mit dem schwedischen Seglerverband, dem olympischen Segelkomitee und einer großen Zahl erfahrener Segler.
Es ging darum, sich ein Bild zu machen und zu überlegen, wie sie sich mental auf die Reise vorbereiten können. Beide wurden von Mentalcoaches unterstützt und haben sich medizinisch untersuchen lassen. Wir werden kurz vor dem Start eine Probefahrt machen, sodass sie sich mit dem Boot vertraut machen können.
Wie, glaubst Du, wird sich Greta in das Segeln des Bootes einbringen?
Wir haben oft Gäste an Bord, auch oft Kinder und Jugendliche. Und natürlich ist oft die Neugierde da, sich mit dem Boot auseinanderzusetzen. Ich gehe fest davon aus, dass es auch bei Greta so sein wird. Natürlich steht das Angebot von Pierre und mir, ihr alles zu zeigen und sie bei allem einzubeziehen. Wie viel genau geht und wie viel Zeit wir haben, das werden wir sehen.
Was ist der Plan, wenn sie (sehr) seekrank wird?
Wir haben für verschiedene Stufen von Seekrankheit Arzneimittel und auch medizinische Betreuung von Land aus. Da Greta nach ihrer eigenen Angabe im Auto, Zug und Karussell nicht zu Übelkeit neigt, gehen wir vom Besten aus. Wir hoffen, dass es ihr relativ schnell dann wieder gut geht, sollte die Seekrankheit sie erwischen.
Meinst du, es wird schwierig für sie an Bord zu schlafen. Ihr seid schließlich an Bord einer lauten Rennyacht?
Ich glaube schon, dass es für sie schwierig wird, sich an Bord einzugewöhnen. Das geht jedem so. Das ist für mich auch schwierig am Anfang einer Regatta. Aber wenn die Möglichkeit da ist, kann man in der Regel schlafen.
Natürlich hängt das ganz stark von den Wetterbedingungen ab. Wenn es schön ruhig ist und das Wasser am Rumpf entlang gluckert, kann vielleicht sogar besonders gut schlafen. Wenn man aber in der Koje hin- und herrutscht und sich mit den Muskeln aktiv anspannt, um sich festzukeilen, sind das für die meisten auch recht unangenehme Situationen, auch für mich.
Wie bereiten Du und dein Team das Boot vor?
Es gibt keine besondere Vorbereitung. Das Boot ist permanent im Einsatz und wird ständig gewartet. Wir sind dieses Jahr schon über 10.000 Meilen gesegelt. Bei der Rennmaschine haben wir einen permanenten Wartungsprozess. Wir gehen davon aus, dass das Boot in einem perfekten Zustand ist, wie wir es auch für jede Regatta erwarten.
Wie werdet ihr die persönliche Hygiene an Bord handhaben mit fünf Personen an Bord ohne wirkliche Wascheinrichtungen?
Also es wird genauso gehandhabt, wie auf einer Regatta oder einer Überführung, wo wir auch oft mit vier, fünf Personen an Bord sind. Wir sind das Transatlantikrennen letztes Jahr zu fünft gesegelt. Wir sind auch viel mit Frauen an Bord gesegelt, das macht keinen großen Unterschied. Es gibt natürlich keine Dusche und kein Waschbecken, aber wir haben Greta das alles erklärt, wie das an Bord funktioniert. Ich glaube, dass dies das geringste Problem sein wird.
Ich glaube, die größte Herausforderung wird das ungewohnte Bewegungsmuster dieses Bootes sein, und alles andere sind dagegen kleine Unannehmlichkeiten. Es ist eine Art Camping. Und beim Camping kann ja auch mal eine Zeitlang mit Schlafsack, Fleece-Kleidung und Campinggaskocher mit dem Blick zum Horizont leben. Das kann auch einfach mal ganz schön sein.
Ein Kommentar
Einfach Lobenswert ?