Es lag eigentlich zum Greifen nahe. Zwei junge deutsche Miniisten, gute Freunde, Anfang 20, erfolgreich in den Top Ten bei der letzten Minitransat, tun sich zusammen und bilden ein Team. Lennart Burke hat gerade seine neue Pogo 40 namens Meganisi ins Wasser gelassen, steigt in die Class 40 ein und sucht einen Segelpartner.
Melwin Fink hatte nach dem Totalschaden seines Minis zwar mit einem neuen Mini 6.50 an zwei Rennen teilgenommen, aber es reichte nicht für die Qualifikation. Vor kurzem sagte ihm die Klassengemeinschaft, dass er an der nächsten Minitransat-Regatta nicht teilnehmen kann.
Das passt zusammen. Der eine hat ein Boot, der andere gerade kein Ziel mehr. Also tun sie sich zusammen und machen Nägel mit Köpfen. Die Freunde werden Geschäftspartner zu gleichen Teilen und gründen ihre eigene Firma und nennen sie „Next Generation Boating“. Das ist Programm. Künftig werden sie Lennart Burkes nagelneue Pogo 40 S4, die erst im Oktober ins Wasser ging, gemeinsam segeln. Wie, das haben sie float heute morgen im Zoomcall erklärt.
float: Erzählt mal, wie die Idee entstanden ist.
Melwin Fink: Lennart und ich waren die ganze Zeit über im Austausch über unsere Projekte. Als ich Lennart erzählte, dass ich keine Transat segeln kann, kam Lennart auf die Idee, dass wir doch zusammen an der Class 40 arbeiten. Als junges Team.
Lennart Burke: Es hat perfekt gepasst! Mein Schiff war gerade fertig und Melwin konnte die Minitransat nicht segeln. Der Zusammenschluss ist das Beste, was uns passieren konnte.
Du warst ja auf der Suche nach einem Partner, aber auf Melwin wäre ich nicht gekommen.
Lennart: Es lag eigentlich auf der Hand, aber wir waren so vertieft in unsere eigenen Projekte, dass wir nicht darüber nachgedacht haben, uns zusammenzutun. Freundschaftlich haben wir weiterhin viel zusammen gemacht.
Dein Investor ist der Ingenieur Joachim Wünning. Ihm gehört die Pogo und er verchartert sie dir. Wie teilt ihr euch jetzt Meganisi?
Das Konzept bleibt, wie es war. Wir haben vor zwei Wochen unsere Firma „Next Generation Boating“ gegründet. Wir finden, das passt zu uns, weil wir die Newcomer sind. Im internationalen Rennzirkus kennt man uns ja kaum. Wir teilen uns zu gleichen Teilen die Verantwortung für das Schiff und zahlen gemeinsam die Charter. Für Joachim Wünning ist das so in Ordnung und wir schreiben den Vertrag jetzt auf die GmbH um.
Ihr seid zu gleichen Teilen Partner der GmbH?
Lennart: Das war uns sehr wichtig. Wir wollen alles geben für dieses Projekt! Da braucht jeder Sicherheit. So funktioniert es auch am besten, weil beide voll verantwortlich sind.
Melwin, studierst du noch?
Melwin: Nein, ich pausiere. Es ließ sich mit dem Segelsport nicht mehr vereinbaren.
Ihr seid also jetzt beide Profisegler?
Lennart: Ja, man kann es so nennen. Wir machen ja nichts anderes seit einem Jahr. Ich glaube, dann ist man Profi.
Ihr teilt euch jetzt das Boot und die Verantwortung dafür. Was ist, wenn einer von euch einen Schaden am Boot hat, wie geht ihr damit um?
Melwin: Wir haben da eine einfache Regel aufgestellt. Wir tragen beide die Verantwortung. Wir sind beide Schuld. Wir sind ein Team.
Ihr seid gute Freunde, habt ihr seglerisch andere Vorstellungen? Auf der letzten Minitransat sah es so aus, als Melwin trotz Sturmwarnung weiterspielte und du mit den anderen in den Hafen fuhrst?
Lennart: Wir haben eigentlich eine ähnliche Herangehensweise, solange wir die gleichen Informationen haben. Das war eine sehr spezielle Situation. Wir kennen uns ja schon viele Jahre mehr als den einen Tag, an dem Melvin die umstrittene Entscheidung traf, wir sehen auf Augenhöhe in die Zukunft. Auch in der Vorbereitung der Minitransat hatten wir immer die gleiche Meinung, wie wir unser Schiff vorbereiten wollen und wie wir uns verhalten wollen.
Wie segelt ihr zusammen?
Lennart: Beim Pushen der Boote sind wir auf einem Level. Wir sind beide draufgängerisch, wir wollen Erfolge einfahren, deswegen müssen wir die Grenzen des Schiffs kennen. Uns beiden ist es wichtig, vor Regatten mit dem Schiff rechtzeitig fertig zu sein.