Beim Ankern zählt nicht nur die eigene gute Vorbereitung, wie im ersten Teil dieses Anker-Specials geschildert, sondern auch die der anderen. Unser guter Freund Jim, ein britischer Liveaboard, staunte nicht schlecht, als er eines Morgens in einer Ankerbucht erwachte und ziemlich dicht vor ihm eine türkische Segelyacht lag, die noch spät abends in die Bucht zum Ankern eingelaufen sein musste. Da war Jim längst im Bett. Nach einem Gin and Tonic am Abend pflegt er stets zu sagen: „9 o’clock is sailor’s midnight“ (21 Uhr ist des Seglers Mitternacht), um sich dann entspannt in die Koje zu begeben.
An diesem Morgen war Jim nervös wegen der Nähe der Yacht. Doch der türkische Skipper versicherte ihm, er könne nicht weiter auf ihn zutreiben. Er habe an der Mooringboje festgemacht. Komisch, dachte Jim, als er am Vortag in die Bucht kam, waren da keine Mooringbojen. Erst dann dämmerte ihm, woran die türkische Yacht festgemacht hatte: an seiner kleinen Ankerboje. Deren Sinn ist es, seinen Anker zu markieren, aber sicher nicht, anderen Yachten Halt zu geben. Zum Glück war es eine windstille Nacht.

Die Ankerboje
In der Regel weiß der Skipper, wo sein Anker liegt und wieviel Kette er gegeben hat. Aber kommt ein anderer Skipper in die Ankerbucht, kann der nur schätzen, wo die anderen Anker liegen. Einige Skipper, so wie Jim, kennzeichnen mit einer Boje ihren Anker. Wichtig dabei ist, dass die Länge der Befestigungsleine zwischen Anker und Boje ziemlich exakt der Wassertiefe entspricht.
Ist sie zu kurz und der Anker wird leicht unter Wasser gezogen, wird die Ankerboje zu einer Gefahr für die Schraube jedes vorbeifahrenden Boots. Ist sie zu lang, ist sie nutzlos. Durch den Wind wird die Boje dann in Richtung des Ankerliegers getrieben und anderen Booten suggeriert, dass der Anker viel dichter an dem Boot liegt als in der Realität. Es ist quasi eine Einladung zum Ankersalat.

Um nicht jedes Mal die Länge der Leine von der Ankerboje an die Wassertiefe anzupassen, schwören einige Segler darauf, einen Umlenkblock an der Boje zu befestigen. Durch den läuft ein Seil, das an einem Gewicht befestigt ist. So wird die Boje, unabhängig von der Wassertiefe, immer über dem Anker gehalten.
Die Sorgleine
Die Ankerboje hat noch einen weiteren großen Vorteil. An ihr kann die sogenannte Sorgleine befestigt werden. Das ist ein dünnes Seil, möglichst stabil, zum Beispiel aus Dyneema, das am Kopf des Ankers angeschlagen ist. Verhakt sich der Anker am Grund, kann über die Sorgleine der Druck auf den Anker in einem anderem Winkel, als die Kette es tut, ausgeübt werden. So kann beispielsweise ein Anker, der sich unter einem Felsen verhakt hat, gelöst werden.